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Japan: Naturkatastrophe und "Reaktorsicherheit"
Verfasst:
Fr 11. Mär 2011, 14:51
von redaktion
An Japans Nordostküste ereignete sich um 14 Uhr Tokioer Zeit ein
Erdbeben der Stärke 8,8. Große Wassermassen ergossen sich ins
Landesinnere. Mindestens 60 Todesopfer sind zu beklagen. Es werde mit
erheblich mehr Toten gerechnet. Atomkraftwerke hätten sich automatisch
abgeschaltet, hieß es zunächst. Später wurden Störfälle gemeldet
und Atomalarm ausgelöst. Ein Feuer im japanischen Atomkraftwerk Onagawa
in der Provinz Miyagi sei gelöscht. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi
sei das Kühlsystem ausgefallen. Mit Evakuierungen wurde begonnen.
Bereits am Mittwoch war der Inselstaat von einem Erdbeben der Stärke 7
erschüttert worden, das möglicherweise für das Hauptbeben gehalten
wurde, aber nur Vorbeben war.
Re: Naturkatastrophe und "Reaktorsicherheit"
Verfasst:
Fr 11. Mär 2011, 16:09
von martin
11.03.2011, 16:05
Millionen Bewohnern des pazifischen Raumes kann man nur wünschen, dass
es den Japanern noch gelingt, ihre offensichtlich beim Erdbeben
teilhavarierten Kernkraftwerke wieder in den Griff zu bekommen. Nach
letzten Informationen wurden Reaktoren geflutet, weil Kühlsysteme und
Notkühlsysteme ausgefallen sind. Wenn sich das bewahrheitet, ist es ein
erneuter Beweis für die Unbeherrschbarkeit der Atomtechnologie. Überhaupt,
was für ein Wahnwitz: Ein Erdbebengebiet voller kerntechnischer
Anlagen.
Sehenden Auges in die AKW-Havarie
Verfasst:
Fr 11. Mär 2011, 17:44
von redaktion
Nachdem es nach dem Erdbeben stundenlang hieß, die Atomreaktoren seien
okay und brav automatisch runtergefahren, lief dann offenbar doch nicht
alles Plan und Meldung, wenn im Kernkraftwerk Onagawa ein ausgebranntes
Turbinengebäude zu löschen war und jetzt das Kühlsystem des
Atomkraftwerks Fukushima nur noch im Batteriebetrieb läuft, Batterien,
die in wenigen Stunden entladen sein könnten, weshalb sogar eine
Kernschmelze drohe. Also kein Notstromaggregat? Weil die AKW-Betreiber
auf Not-Energie "aus eigener Kraft" anstatt in weiterer
Reserve auf dieselbetriebene Notstromaggregate und auch dieselbetriebene
Pumpen zu setzen? Falls eine Rückwärtseinbindung an das nationale
Stromnetz überhaupt vorgesehen ist und nicht ausfällt? Möglicherweise
gingen die AKW-Betreiber nur von kurzfristigen oder teilweisen
Abschaltungen aus.
Und wieso werden solche Gerätschaften, wenn schon nicht vorgehalten,
dann jetzt nicht mit Lastenhubschraubern angeliefert und angeschlossen?
Es ist reichlich von Japans vorbildlichem Katastrophenschutz die Rede.
Kann ja sein, aber desto schlechter ...
Soeben die Nachrichtenlage geprüft. Da heißt es jetzt im Ticker bei
Stern.de: "Nachdem in dem Reaktor
im Norden von Tokio das Kühlwasser auf einen beunruhigend niedrigen
Stand abgesunken war, sei ein Lastwagen mit dem notwendigen Gerät
eingetroffen, um das Problem zu beheben, ..." - na fein, der
Lastwagen ist da.
Super-GAU in Japan
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 10:24
von martin
Japan vor der atomaren Katastrophe: Der verzweifelte Versuch, den Geist
wieder in die Flasche zu sperren, ist offenbar gescheitert.
In nicht einmal 24 Stunden wurde alles zur Makulatur, was Ingenieure und
so genannte Sicherheitsexperten in ihren Statistiken kleingerechnet
haben. Die Erde hat sich geöffnet, die scheinbaren Gewissheiten sind
weggefegt, die Kontrolle ist entglitten - mit Folgen, die noch völlig
unabsehbar sind.
Block 1 des japanischen AKW-Fukushima explodiert?
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 10:36
von redaktion
In den Morgenstunden ca. 8 Uhr MEZ war ein Block von schwarzen
Rauchwolken umhüllt, ohne dass es zu dem Bildmaterial
Uhrzeit-Einblendungen oder Kommentare gab. Erst Stunden später wurden
Filmaufnahmen von einer Explosion mit gigantischer weißer
Rauchentwicklung gezeigt. Da sei es ca. 7:30 Uhr MEZ gewesen. Also
zeitlich umgekehrte Bildberichterstattung.
Weißer Rauch deutet auf verdampfendes Wasser oder Kühlmittel hin, was
wahrscheinlich macht, dass es sich um eine Explosion des Reaktorgebäudes
hindeutet. Der schwarzer Rauch deutet auf Verbrennung fester Stoffe hin,
wie es nach Explosionen typisch ist. Da sämtlichen Bildern die
Uhrzeit-Einblendungen fehlen, steht man mit Interpretationen im
Spekulatius. ARD und ZDF sollten wenigstens einblenden, wann sie die
Bilder erhielten.
Der AKW-Betreiber behauptete um 10:15 MZ, vier Tote und es sei nicht das
Reaktorgebäude explodiert, sondern eine andere Anlage. Welche andere
Gebäudeart in Nähe eines Atomreaktors kann es mit solcher
Explostionskraft geben?
Bittere Gewissheit: Explosion infolge Kernschmelze
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 12:53
von redaktion
Re: Super-GAU in Japan
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 14:18
von martin
Hoffnungsschimmer: Angeblich sei "nur" die äußere Betonhülle
zerstört worden, aber nicht der stählerne Reaktor-Druckbehälter.
Skandalöse Informationspolitik
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 14:57
von redaktion
Noch immer ist die Nachrichtenlage widersprüchlich und unsortiert. Der
Druckkörper sei noch in Takt. Der Betreiber bestreitet eine
Kernschmelze (Phoenix-Bericht v. 14:25 Uhr MEZ), obgleich davon in
regierungsamtlichen Erklärungen die Rede war und die wenigen
Explosionsbilder andere Schlüsse nahelegen.
Um 14:40 Uhr MEZ heißt es aus Regierungskreisen, die Cäsium-Belastung
sei zurückgegangen. Jetzt solle der Reaktor mit Meerwasser gekühlt
werden.
Die "Nonstop-Berichterstattung" ist keine, solange die
japanischen Behörden und der AKW-Betreiber Bilder vom Ausmaß der
AKW-Zerstörung zurückhalten. Die politische Verantwortlichkeit für
Technikkatastrophen geht eben über diejenige bei Naturkatastrophen
hinaus. Und die angebliche "Panikvermeidung" ist nicht bloß
dem Moment der Not geschuldet, sondern fester Bestandteil der
permanenten Ablenkung von Verantwortlichkeiten für eine verfehlte
Energiepolitik. Deren wahrer Preis nicht mit der Stromrechnung beglichen
wird.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (im Nebenjob oder Hauptjob
CDU-Chef von Nordrhein-Westfalen) schließt Gefährdungen für
Deutschland aus. Da hat er recht, zumal Fukushima ferner als Biblis ist.
Dann bekam er Applaus für den Spruch, dass er in Anbetracht der
Notsituation eine allgemein- und parteipolitische Debatte über
Atomkraft ablehne. Wie rücksichtsvoll oder eben doch Ablenkung von
seiner Mitverantwortlichkeit für Merkels "Brückentechnologie".
Und er äußerte sich sehr wohl "politisch", wenn er der
japanischen Atomindustrie "hohe Sicherheitsstandards"
bescheinigte, obwohl vieles darauf hindeutet, dass der havarierte Meiler
auch den behördlichen Auflagen ungenügend nachgerüstet wurde, sofern
das bei einem 1967 errichteten Meiler technisch überhaupt möglich ist,
gegen Zerstörungskräfte von Erdbeben bis 8,2 abgesichert zu sein. Und
8,8 oder 8,9 wurden es.
Röttgen weiß nichts, was von sachlicher und nicht bloß
parteipolitischer Relevanz wäre. Dann darf er so aber nicht reden, als
sei sein Informationsstand verlässlich.
Kettenreaktion anderer
Art
Was wird sein, wenn sich die Strahlenbelastung durch den jetzt
havarierten Fukushima-Meiler so stark erhöht, dass die notwendigen
Arbeiten an den benachbarten Meilern Lebensgefahr bedeuten? Wer sind die
Freiwilligen, dass nicht Meiler um Meiler zur Kernschmelze kommt? 240
Kilometer von Tokio entfernt (Zahl korrigiert). Allein dort leben 30
Mio. Menschen. Was tun, wenn der Wind dreht und das Cäsium von Merkels
"Brückentechnologie" nicht nach Amerika weht? - So gut für
das Klima dann wohl doch nicht.
Es braucht jetzt Freiwillige in Fukushima. Es ist Zeit für Roland Koch,
Seehofer, Brüderle & Co., die Koffer zu packen. - Wenigstens zum
Fotografieren.
Explosion näher gedeutet Nr.2
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 15:44
von redaktion
CNN berichtet 15:02 Uhr MEZ unter Berufung auf Regierungskreise, dass
die Explosion nicht vom Reaktorgebäude ausgegangen sei, sondern von
einer Pumpanlage des Kühlsystems. Dafür spricht, dass auf den wenigen
Filmaufnahmen zu sehen ist, dass die Explosion bodennah und möglicherweise
zwischen und hinter den Meiler-Gebäuden stattfand.
Dafür spricht die große Menge an weißem Rauch bzw. dann eben Dampf
unmittelbar nach der Explosion. Und nicht erkennbar ist, dass die
rechteckigen Reaktor-Überbauten Schaden nahmen.
Hingegen legt dieses Foto den Schluss nahe, dass vom rechteckigen Überbau
des gewöhnlich kuppelartigen Druckbaus bloß noch und doch auch
immerhin ein Stahlskelett erhalten blieb. Der Druckbau innerhalb des Überbaus
ist allenfalls schemenhaft zu erkennen, wäre dann aber noch vorhanden.
Die Aufnahmen sind einfach zu unscharf, um sie wirklich interpretieren
zu können. Ob etwa nur die Rückwände fehlen. Und immer fehlen die
Uhrzeit-Einblendungen, scharfe Nahaufnahmen ohnehin. Unzumutbare
Informationspolitik.
Japan: 10.000 MENSCHEN VERMISST
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 15:50
von redaktion
Es gibt Meldungen, dass nach dem gestrigen Tsunami in der Hafenstadt
Minamisanriku 10.000 Menschen vermisst würden.
Mehr als 200.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren. Weitere Nachbeben
erschüttern angeschlagene Baustrukturen. Schäden so groß, dass z.Zt.
auch keine Zwischenbilanz zu ziehen ist.
Das Deutsche Rote Kreuz ruft zu Spenden auf, um den Hilfseinsatz des
Japanischen Roten Kreuzes zu unterstützen:
DRK Spendenkonto: 41 41 41 Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00
Stichwort: Tsunami
Kontonummern unbedingt und
IMMER auf
den Originalseiten der Institutionen überprüfen.
In diesem Fall >>
http://www.drk.de
ABER man kann auch das THW unterstützen, denn letztlich geht es auch um
internationale Solidarität auf Staatsebene.
>> Stiftung THW Konto: 185 82 155 BLZ: 370 501 98 Sparkasse Köln
Bonn
Kontonummern unbedingt und
IMMER auf
den Originalseiten der Institutionen überprüfen.
In diesem Fall >>
http://www.drk.de
Weiteres AKW macht Probleme
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 16:30
von redaktion
Auch im zehn Kilometer von Fukushima I entfernten Fukushima II macht das
Kühlwassersystem Probleme. Es werde "kontrolliert" Druck und
damit auch Strahlenbelastung abgelassen. Evakierungsmaßnahmen nun auch
dort, die durch erdbebengeschädigte Verkehrsinfrastruktur erschwert
seien. Großräumigere Evakuierungen sind wahrscheinlich kaum möglich,
ohne dass sich die Katastrophenschutzmaßnahmen in ihrer Wirkung
umkehren, so dass überhaupt nur etappenweise Evakuierungen Sinn machen.
Phoenix-Reportage und wer "naiv" ist
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 17:32
von redaktion
Im Moment läuft bei Phoenix-TV eine Tschernobyl-Reportage. Gorbatschow
schildert den schleppenden Informationseingang und die Desinformation,
die vollkommen NAIVE Unterschätzung der Katastrophe, in die Soldaten
und Feuerwehren abkommandiert wurden. Roboter hielten der
Strahlenbelastung nicht stand, versagten. Dann spät die Evakuierung
zehntausender Menschen, die an den "unsichtbaren Feind" der
Strahlung nicht glauben mochten. Ihnen waren die Havarien verschwiegen,
die Atomkraft als Glanzstück menschlicher Schaffenskraft propagiert.
Dass sich auch besser informierte Menschen nach all den vielen Havarien
noch immer von der Atomlobby "Unsere
Atomkraftwerke sind sicher" erzählen lassen, ist und bleibt
selbstmörderische Idiotie; und als eine Ideologie des Untertanengeistes
nur unzureichend beschrieben.
Merkel: "Unsere Kernkraftwerke sind sicher"
Verfasst:
Sa 12. Mär 2011, 23:49
von redaktion
Bundeskanzlerin erklärte abends in gemeinsamer Pressekonferenz mit
Herrn Westerwelle einmal mehr wörtlich: "Unsere Kernkraftwerke
sind sicher." Und sie gab gleich noch die Erläuterung hinzu, dass
deutsche Kernkraftwerke weder solchen Erdbeben noch Tsunamis standhalten
müssten. - Das mussten Harrisburg, Tschernobyl und
Forsmark
übrigens auch nicht.
Der promovierten Atomphysikerin sollte bewusst sein, dass von banalen
Transformatoren-Bränden (Vattenfall) bis hin zu Terrorakten (Pentagon)
ein "kontrolliertes Runterfahren" unmöglich werden kann. Und
japanische Atomkraftwerke haben immerhin den Vorteil, dass der Pazifik
vor Tür liegt, recht groß und menschenleer, während weit geringere
Havarien in Binnenländern ganz andere Gefährdungen bedeuten.
Dem promovierten Juristen Westerwelle sollte bewusst sein, dass sich für
die Havarie der japanischen Anlagen die Haftungsfrage stellt, auch wenn
jetzt die Katastrophenhilfe im Vordergrund stehen muss.
Beiden Politikern sollte bewusst sein, dass der Satz "Es gibt keine
absolute Sicherheit" gröbster Unfug ist und Augenwischerei, als wäre
die Entscheidung für Atomkraftwerke keine Einwilligung in die damit
verbundenen Risiken, die sich oft genug als unterschätzt darstellten.
Die Kanzlerin versprach, dass ihr dennoch die japanische Atomkatastrophe
Veranlassung sei, ... - von RWE keine Parteispenden mehr anzunehmen?
Tag 3 danach
Verfasst:
So 13. Mär 2011, 11:07
von redaktion
In den Verwüstungen durch Erdbeben und Tsunami kamen nach offiziellen
Angaben mehr als 2.400 Menschen um, aber es wird mit erheblich mehr
Toten gerechnet. Bislang wurde angeordnet, 200.000 Menschen aus der
Umgebung von Fukushima I und Fukushima II zu evakuieren. Die USA haben
einen Flugzeugträger vor die Katastrophenküste geschickt, um
japanische Hubschrauber für Rettungseinsätze aufzutanken.
Die Stärke des Erdbebens wurde amtlich von bislang 8,8 bzw. 8,9 auf 9
hochkorrigiert. Der SPIEGEL berichtet unter Berufung auf die
US-Geologiebehörde, dass die japanische Hauptinsel nach GPS-Messungen
um 2,4 Meter verrückt worden sei. Verschiebung der Erdachse und Verkürzung
der Tage im Mikrobereich usw.
Japans Regierung verlautbarte, dass es auch am/im Block 3 auf dem
Atomkraftgelände Fukushima I zu einer Explosion kommen könne. Wie im
Block 1 sei die Kühlung ausgefallen. Wiederum könne eine Kernschmelze
im Gange sein.