Arbeitszeit
 verlängern
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STREIT um Arbeit UND Freizeit


Das ließen sich die Menschen zumuten:

- Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden,

- Verlängerung der Jahresarbeitszeit durch Wegfall von Feiertagen,

- Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch Anhebung des Renteneintrittsalters.
 

Probieren wir die Ergründung durch einen Katalog möglicher Fragen und möglicher Antworten.

Fragen Antworten
Gibt es so viel Arbeit, dass man die Arbeitszeiten verlängert? Jedenfalls werden die Leute nicht nur länger herumsitzen.
Warum werden dann keine Arbeitslosen eingestellt? Erst soll der deutsche Arbeitsmarkt international wettbewerbsfähig werden.
Warum ist er nicht wettbewerbsfähig? Weil die Lohnkosten zu hoch sind. 
Um wie viel sind denn Lohnkosten zu hoch? Das ist von Branche zu Branche verschieden.
Das ist einzusehen, aber warum soll dann branchenunabhängig die Arbeitszeit verlängert werden? Das verbessert die Wettbewerbssituation allgemein.
Wäre so "allgemein" nicht besser, ganz auf Löhne zu verzichten? Das ist Polemik.
Stimmt. Aber dass Deutschland führende Industrienation ist und als "Export-Weltmeister" gilt, macht die Behauptung mangelnder Wettbewerbsfähigkeit nicht zur Polemik?  Nein, es geht darum, wo wir in wenigen Jahren stehen werden, wenn wir nicht reagieren.
Wer so in die Zukunft schauen kann, sollte noch leichter beantworten können, warum wir seit Jahrzehnten trotz Spitzenposition als Exportnation keine Vollbeschäftigung hatten?  Der Innovation der Wirtschaft, durch die allein diese Spitzenposition erlangt wurde, nahm nicht alle mit.
Das leuchtet ein. Und in Zukunft will man durch Verlängerung der Arbeitszeiten diese Schere noch größer werden lassen? Man will nicht, sondern kann nicht anders.

Scheint so. 

 
   
Warum wird das Renteneintrittsalter allgemein angehoben, obwohl es von Branche zu Branche verschieden Wettbewerbsbedingungen gibt? Weil die Lebenserwartung allgemein steigt und mit dieser Tatsache die unterschiedlichen Branchenbedingungen irrelevant sind. 
Und denen einen die Arbeitszeit pauschal zu verlängern, während die anderen keine Arbeit haben, ist sozial ausgewogen?  Um soziale Ausgewogenheit geht es nicht, sondern um die Frage, wie genügend Geld in die Kassen kommt, dass allen die Renten gesichert sind.
Und die Produktivitätssteigerung ermöglich nicht eher das Gegenteil, nämlich Verkürzung der Lebensarbeitszeit? Die Produktivität steigt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, aber bei dort niedrigeren Lohnkosten. 
Und die Produktionskosten in anderen Ländern sollen der Maßstab sein?  Der internationale Wettbewerb ist unabhängig vom Wollen, sondern ein objektiver Maßstab.
Demnach wären die internationalen Wirtschaftsbeziehungen naturgesetzlich und durch Politik nicht zu steuern? Die Politik steht vor der Wahl, entweder sich auf den internationalen Wettbewerb einzustellen oder vom internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden.
Demnach hat die Politik keinen anderen Einfluss auf die Gestaltung des internationalen Wettbewerbs als sich diesem anzupassen?  So ist es. Alles andere würde den freien Welthandel durch Protektionismus verzerren.
Der freie Welthandel soll demnach ohne Sozialgesetzgebung bleiben? Ja.
    
Wenn die Lohnkosten zu hoch sind, dann fragt sich, wodurch sie so hoch sind? Weil sie in die Höhe marschierten, als Deutschland international noch wettbewerbsfähig war.
Und jetzt sollen sie wieder runter, weil Deutschland ansonsten die Wettbewerbsunfähigkeit droht, ... Das hatten wir schon oben.  
   
Warum sind die Lohnkosten zu hoch? Weil die Lohnnebenkosten zu hoch sind.
Warum sind die Lohnnebenkosten zu hoch? Weil die Arbeitslosen keine Steuern und Sozialbeiträge zahlen, sondern Leistungsbezieher sind.
Und das ändert sich durch Arbeitszeitverlängerung? Nein, nicht direkt, sondern nur, wenn dadurch der Aufschwung kommt.
Wodurch sinken dann die Lohnnebenkosten? Weil durch den Aufschwung neue Arbeitsplätze entstehen.
1. Aber werden die Arbeitsplätze für den deutschen Arbeitsmarkt entstehen? Wenn in Deutschland die Kosten der Arbeit international genügend wettbewerbsfähig sind.
Wie soll man das hinbekommen? Indem die längere Arbeitszeit unbezahlt bleibt.
Wieso machen das die Arbeitnehmer mit? Weil sie für das gleiche Geld lieber mehr arbeiten wollen als sich auf Lohnkürzungen einzulassen.
Wie kann dann der Aufschwung kommen, wenn die Kaufkraft gleich bleibt? Weil bei gleichen Lohnkosten mehr produziert wird, kommt der Aufschwung aus dem Export.
Warum hatten wir dann auch in Aufschwungphasen Mio. von Arbeitslosen? Weil die Aufschwünge entweder nicht stark genug waren oder ins Ausland abwanderten.
   
Wenn Arbeitszeiten und Löhne gekürzt würden, käme es dann nicht zu Neueinstellungen? Dann wären Neueinstellungen wahrscheinlicher.
Würden dann nicht auch die Lohnnebenkosten sinken, weil es dann mehr Beitragszahler gibt? Ja, weil zugleich auch weniger Leistungsbezieher zu versorgen wären.
Noch mal: Warum wird die Arbeit nicht auf die Arbeitslosen verteilt? Weil es leichter ist, die Arbeitszeiten zu verlängern.

Was sind meine Schlussfolgerungen?

1. Die Arbeitszeiten sollten auf gesetzlichem Weg gekürzt werden, um dadurch die Arbeit stärker zu verteilen. Je stärker die Arbeit verteilt ist, desto geringer sind die Lohnnebenkosten, weil weniger Menschen Leistungsbezieher, sondern Steuer- und Sozialbeitragszahler sind. 

2. Eine Globalisierung, die einzig dem freien Kapital- und Warenverkehr verpflichtet ist, aber in Sozialentwicklung und Demokratisierung nicht vorwärts kommt, gehört abgelehnt. Die Sozialpolitik darf außenpolitisch der Wirtschaftspolitik nicht länger hinterherlaufen.

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