Bhopal
amnesty international Deutschland PRESSEMITTEILUNG
INDIEN / GIFTGAS-KATASTROPHE
20 Jahre nach Bhopal: Giftwolke hängt über den Menschenrechten
ai-Bericht dokumentiert Schicksal der Überlebenden des Chemie-Unfalls
von 1984 / US-Unternehmen und indische Behörden verletzen
Menschenrechte der Bhopal-Opfer / Menschenrechtliche Verantwortung
multinationaler Unternehmen muss international geregelt werden
Berlin, 29. November 2004 - Seit 20 Jahren warten in Bhopal (Indien)
die Überlebenden der größten Giftgas-Katastrophe aller Zeiten auf
angemessene medizinische Hilfe und finanzielle Entschädigung. Noch
heute verseuchen die Abfälle der Chemie-Fabrik das Grundwasser der
Region. Doch der US-amerikanische Chemiekonzern UCC/DOW und die
indischen Behörden drücken sich vor ihrer Verantwortung für die
Katastrophe und deren Folgen. Das ist das Fazit eines heute
veröffentlichten Berichts von amnesty international (ai) zum
Bhopal-Unglück vom 03. Dezember 1984. 2Bis heute ist das Unternehmen
weder in den USA noch in Indien zur Verantwortung gezogen worden",
sagte Katharina Spieß, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte
der deutschen Sektion von ai.
Mehr als 7.000 Menschen starben unmittelbar bei dem Unfall, weitere
15.000 in den darauffolgenden Monaten und Jahren. Heute sind mehr als
100.000 Menschen in und um Bhopal chronisch krank. "Das
Giftgas-Unglück hat vor allem für die Armen verheerende Folgen. Sie
sind häufig zu krank zum Arbeiten und können sich folglich keine
Medikamente leisten", erklärte Spieß. "Die indischen Behörden tun zu
wenig, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Damit verletzen sie
das Recht ihrer Bürger auf Leben und Gesundheit." ai fordert von
Indien, sich dafür einzusetzen, dass alle Bhopal-Opfer eine
angemessene Entschädigung von UCC/DOW erhalten. Darüber hinaus muss
Indien dafür sorgen, dass die Menschen in der Region sauberes
Trinkwasser bekommen. "Das Unternehmen muss endlich das Firmengelände
gründlich reinigen und auch die genaue Zusammensetzung der 1984
ausgetretenen Gase veröffentlichen. Nur so können die möglichen
Folgen für Mensch und Natur geklärt werden."
Die Giftgas-Katastrophe in Bhopal und deren Folgen zeigen, wie
notwendig ein internationaler, allgemein verbindlicher Rahmen ist,
der die menschenrechtliche Verantwortung von Unternehmen regelt. In
der UNO werden derzeit Normen für die menschenrechtliche
Verantwortlichkeit von Unternehmen diskutiert. "Diese Normen sollten
die Messlatte für das Verhalten von multinationalen Firmen sein",
fordert ai-Referentin Spieß.
Den vollständigen Bericht "Clouds of Injustice ? Bhopal Disaster 20
years on" können Sie im Internet unter
http://web.amnesty.org/library/index/engasa200152004 einsehen und
herunterladen.