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Die Buntbarsche (Cichlidae) oder Cichliden sind eine Familie der Ordnung der Barschartigen (Perciformes). Cichliden sind sehr formenreich (1700 Arten).

Einige Arten sind wichtige Speisefische, andere sind als Aquarienfische beliebt. In der Evolutionsforschung hat die Untersuchung der Cichliden interessante Erkenntnisse zu den Mechanismen der Artbildung erbracht. Die Evolution der Buntbarsche des Viktoriasees und ihrer Verwandten in den benachbarten Seen stellt heute ein Modell für eine relativ rasche Artenentwicklung dar.

Vorkommen

Die Buntbarsche sind ursprünglich marin und erst sekundär zum Leben im Süßwasser übergegangen.

Sie bewohnen mit etwa 1700 Arten den größten Teil des tropischen Afrikas und mit etwa 550 Arten Amerikas südlich von 30 Grad nördlicher Breite. 17 Arten leben auf Madagaskar, sie sind stark in ihrem Bestand gefährdet. In Asien sind die Buntbarsche mit nur elf bis zwölf Arten vertreten (drei in Indien, eine im Iran (Iranocichla hormuzensis) und sieben bis acht in Israel und Jordanien (Tal des Jordan)).

Allein in den ostafrikanischen Seen Malawi, Tanganjika (350 Arten) und Viktoria (250-350 Arten) kommen jeweils mehrere hundert Arten vor.

Merkmale

Die Größe der Buntbarsche reicht von drei Zentimetern (Apistogramma) bis zu fast einem Meter (Boulengerochromis, Cichla). Die Körperform zeigt, oft extrem angepasst an das Habitat, viele Übergänge zwischen hochgradig zusammengedrückt (Pterophyllum, sucht zwischen im Wasser stehenden Stelzwurzeln Schutz) bis extrem verlängert (Teleogramma oder Julidochromis, Jagd in Felsspalten). Die Maulform ist an die verschiedensten Ernährungstypen angepasst. Sie reicht von tief gespalten bei räuberischen Arten wie (Crenicichla) bis hin zu stark unterständig und auf das Abraspeln von Felsenaufwuchs spezialisiert bei (Labeotropheus).

Ernährung

Ihre Ernährungsweisen sind sehr vielfältig. So reicht ihre Erscheinungsform diesbezüglich von generalistischen Räubern über Planktonfresser, Aufwuchsfresser, Pflanzenfresser bis hin zu Larvenfressern. Einige wenige Arten sind sogar darauf spezialisiert die Schuppen oder aber auch die Augen von anderen Fischen zu fressen. In den Seen des Ostafrikanischen Grabenbruches ist die Einnischung bezüglich der Ernährung besonders gut zu sehen.

Kampfverhalten

Die männlichen Fische der Art Oreochromis mossambicus reagieren in der Regel äußerst aggressiv, wenn Artgenossen in ihr Revier eindringen. In dem stets folgenden Revierkampf gegen die Eindringlinge steigt bei ihnen die Blutkonzentration von Sexualhormonen deutlich an. Die Konzentration dieser Androgene erhöht sich jedoch nicht nur bei den Kämpfern, sondern sogar bei anderen dem Kampf zuschauenden Männchen. Durch verschiedene Experimente haben portugiesische Wissenschaftler um Rui Oliviera von der Hochschule für angewandte Psychologie in Lissabon (Portugal) herausgefunden, dass die Revierkämpfer vor allem dann ihre Hormonproduktion steigern, wenn sie in einem Kampf auf Grund der geringeren Größe oder einer erkennbaren Verletzung des Rivalen gute Aussichten auf einen Sieg haben. Können sie jedoch ihre Erfolgsaussichten nicht klar einschätzen, verändert sich bei ihnen auch nicht die Hormonkonzentration.

Brutpflege

Die meisten Arten zeigen ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten sowohl für die Eier als auch für die Larven. Eine bemerkenswerte Form der Fürsorge zeigen die Maulbrüter, die die Eier im Maul ausbrüten. Andere Buntbarsche beschützen die Eier, indem sie Feinde von Gelege und Larven fernhalten und die Eier durch "ablutschen" und fächeln reinigen. Je umfassender und somit erfolgversprechender die Brutpflege ist, desto weniger Eier werden gelegt. Häufig dauert sie an bis die Jungtiere mehrere Wochen alt sind. Bei einigen der im Tanganjika-See vorkommenden Arten sind sogar die älteren Geschwister bei der Aufzucht der jüngeren beteiligt. Bei manchen Maulbrüterarten schwimmen die Jungtiere, wenn sie für das Maul ihrer Eltern zu groß geworden sind, in tiefere Gewässer, wo sie, so unglaublich es auch klingt, von einer Welsart, die ebenfalls Brutpflege betreibt, adoptiert werden, bis sie ausgewachsen sind.

Bedeutung für die Aquaristik

In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Seenkette im Ostafrikanischen Grabenbruch und der Viktoriasee von Aquaristen entdeckt. Die enorme Artenzahl endemischer Arten in diesen Seen führte rasch zu großer Beliebtheit in der Aquaristik. Besonders Arten aus dem Tanganjika-See und dem Malawi-See (Mbunas und Utakas, auch Nicht-Mbunas genannt) wurden nach Europa und Amerika ausgeführt.

Gehalten werden Buntbarsche am besten in reinen Cichlidenbecken. Besonders problematisch ist, dass sich viele der Arten an den im Aquarium gepflegten Pflanzen vergreifen. Aquarianern, die diese Arten halten, stehen nur eine begrenzte Anzahl von Pflanzenarten zur Verfügung. Dazu zählt unter anderem das Zwergspeerblatt.

Gefährdung

Durch Einbringung des Nilbarsches durch Menschenhand (Speisefisch) in den Viktoriasee stehen heute viele der dort endemisch lebenden Arten auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. (Siehe auch Darwins Alptraum).

Neozoen

Einige Arten wurden als Neozoen in ganz andere Faunenprovinzen eingeschleppt. Der Mosambique-Buntbarsch (Oreochromis mossambicus) wurde aus fischereiwirtschaftlichen Gründen in viele tropische Länder verbreitet. So z.B. in Mittelamerika, auf Madagaskar, in Sri Lanka, Taiwan und Südostasien. Im Wanamsee in Papua-Neuguinea wurde er als Anreiz für die Sporttaucher ausgesetzt. Da dieser Buntbarsch in diesem Gebiet keine natürlichen Feinde hat, verdrängte er die dort heimischen Regenbogenfischarten in kurzer Zeit nahezu vollständig.

Der westafrikanische Buntbarsch Tilapia mariae hat in Südflorida einheimische Barschfische verdrängt. Ein Buntbarsch, der Chanchito (Cichlasoma facetum) aus dem Süden Brasiliens und dem Norden Argentiniens, hat sich sogar in Europa, im Süden Portugals verbreitet.

Stammesgeschichte

Die bislang ältesten Fossilien stammen von fünf Arten aus dem Eozän (55,8–33,9 Mio. Jahre) von Tansania (Ostafrika). Die Funde aus einem ehemaligen kleinen Kratersee dokumentieren bereits die bei den rezenten Cichliden der Ostafrikanischen Großen Seen so zahlreich auftretenden Artenschwärme.

Systematik

Die Buntbarsche werden in eine Reihe von Unterfamilien und Triben eingeteilt. An der Basis des Stammbaums stehen die Indischen Buntbarsche (Etroplus) und die paraphyletischen Madagassischen Buntbarsche. Die weit mehr als 1200 Arten afrikanischer Buntbarsche gehören alle zur monophyletischen Unterfamilie Pseudocrenilabrinae. Wegen der größeren morphologischen und ökologischen Variabilität der 550 Arten neotropischer Cichliden werden sie in mehrere Unterfamilien unterteilt, obwohl sie zusammen eine monophyletische, bisher aber unbenannte Klade bilden. An der Basis stehen die Gattungen Retroculus, Cichla und Astrontus, die Unterfamilien Geophaginae, Cichlasomatinae und Heroinae gelten als sicher monophyletisch.

Quelle >> http://de.wikipedia.org/wiki/Buntbarsche (Stand 200801)

aequidens_rivulatus7166b.JPG (46483 Byte)  Aequidens rivulatus  

maulanaDSC06757a.JPG (41341 Byte)  Aulonocara maulana

eurekaDSC06794a.JPG (42676 Byte)  Aulonocara eureka

mamelelaDSC06874a.JPG (27455 Byte)  Aulonocara "Mamelela" 

CopadichromisborleyiredkadangoDSC07379bock.JPG (62105 Byte)  Copadichromis borleyi red kadango

gelbermaulbrueter.jpg (40188 Byte)  Gelber Maulbrüter (Yellow)

kaiserbarschDSC05490.JPG (115374 Byte)  Kaiserbarsche

mbamba_dsc04742b.jpg (65112 Byte)  Mbamba

melanochromisDSC06536.JPG (51078 Byte)  Melanochromis

nimbochromis_livingstoniiDSC06554.JPG (35028 Byte)  Nimbochromis livingstoni

rotercichlide.jpg (55227 Byte) Roter Cichlide

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