Domain-Diebstahl bzw. Ideen-Unterschlagung
Als wir im Jahr 1998 Domains registrierten, war
das Registrierungsverfahren nur unvollständig automatisiert.
Bei unserem Provider funktionierte das in folgender Weise:
Es gab (wie heute nicht anders) auf Provider-Website eine Prüfroutine, ob eine bestimmte Domain noch frei ist. War sie frei, so konnte ein Formular ausgedruckt werden, auf dem die Domain und eine Vertragsnummer nebst den Kundendaten verzeichnet war. Dieses Formular galt es auszudrucken, zu unterschreiben und an den Provider zu faxen.
Der gesamte Vorgang dauerte pro Domain etwa zwei Minuten. Eine Domainregistrierung kostete damals ca. 70 DM zzgl. Jahresgebühr. Geld durfte keine Rolle spielen. Wir machten das Tag und Nacht.
DER HAKEN >>
An den Fax-Geräten unseres Providers saßen korrupte Leute, die uns die
wirtschaftlich interessantesten Domains nach Erhalt des Faxes wegschnappten, an
Dritte vermittelten, während sie redlich nur eines hätten tun dürfen: Antrag
an die DENIC weiterleiten, uns die Rechnung schreiben.
Angeblich "waren andere schneller" - ausgerechnet diese Domain
und in dieser nächtlichen Stunde, denn tagsüber hatten wir andere Dinge zu
tun, als über den Sinn oder Unsinn einer Domain nachzudenken.
Beschwerden halfen den Betrügereien nicht ab. Im Gegenteil waren die Jungs von der "New Economy" "so cool", dass selbst nach vorab telefonierten Domains auf andere Leute registrierten.
Es war überaus ärgerlich, zumal wir mit gewöhnlichem Beruf und politischen Interessen genügend zu tun hatten, um nun auch noch diese Schwindeleien einem Staatsanwalt begreiflich zu machen, von denen damals ohnehin kaum jemand verstand, was eine Domain überhaupt ist.
So gelang uns keine Registrierung der
wirtschaftlich interessantesten Domains, allenfalls Gattungsbegriffe der
"2. Reihe" oder die weit beliebigeren und daher weit wertloseren
Begriffskombinationen.
Gleichwohl: Die "kritische Masse" gibt es auch mit solch
Zweitklassigkeiten, um zur Oberliga aufzuschließen. Rasch übertrafen unsere
Zugriffszahlen diejenigen einiger Online-Auftritte etablierter Zeitungen,
allerdings mit dem uns peinlichen Unterschied, dass wir kaum Content hatten.
Aus dem Stand heraus "erfolgreich" waren unsere politischen Domains, also ausgerechnet der Bereich, in dem es uns besonders peinlich war, das öffentliche Interesse und das Interesse vieler Einzelpersonen nicht sofort umfänglich bedienen zu können. Aber da bemühten wir uns. Tausende Texte entstanden inzwischen - und alles in der Freizeit.
Aus dem Stand heraus inmitten politischer Anforderungen Schon gar nicht war uns Anliegen waren aus dem Stand heraus so nachgefragt, dass wir neben Beruf und Familie für Rechtsstreitigkeiten mit Providern vor damals damit unerfahrenen Gerichten überhaupt keine Zeit hatten.