Falcon - Stationen eines ehemaligen Rechtsextremisten
 

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von Falcon am 21.Aug.2001 22:49

Hallo!

Also ich komme aus dem schönen Pommern. Und zwar von der Ostsee. Leider haben wir in unserer Stadt den schlimmsten Strand der Ostsee, aber dafür fährt man zu den Top Badeorten wie z.B. Heringsdorf, Binz und Zingst nur 1 bis 2 Stunden.

ich selber bezeichnete mich bis Juli 2001 als demokratisch freiheitlichen Nationalisten. Manchmal gebrauchte ich auch bei meiner Selbstbeschreibung das Wort militant, womit aber nur mein Interesse für deutschen Militarismus und keine aggressiv-terroristische Einstellung gemeint war. Rechts wurde ich allerdings nicht durch Gruppenzwang, Rechte Mucke oder über Funktionäre, sondern aus eigener Überzeugung. Soweit ich mich Erinnern kann, begann das ungefähr, als ich 10 Jahre alt war. Und zwar konnte ich damals nicht verstehen, das mein Land im Laufe des Jahrhunderts immer kleiner wurde; ich empfand dies als Ungerechtigkeit und hatte damit großes Interesse an die Umstände die dazu führten. Ich befasste mich in der Folgezeit Intensive mit der Geschichte des Deutschen Reiches in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Später auch mit dem Nachkriegsdeutschland und der aktuellen Politik. Dabei bildete ich Meinungen, die der Politik der BRD stark abwichen. Dies betraf z.B. dem Versailler Vertrag, den ich als Höchstmass der Ungerechtigkeit sofort ablehnte und daher den radikalen Revisionskurs Hitlers vollständig unterstützte. Dazu kamen die Alliierten Kriegsverbrechen. Mein Zorn darüber war so groß, dass ich es nicht fassen konnte, das unsre Regierung, die ja eigentlich im Sinne unseres Volkes handeln müsse, dies einfach ignoriere. Die Liste mit Punkten dieser Art könnte man beliebig weiterführen. Ich war jedenfalls mit so einigen Sachen nicht einverstanden und konnte sie nicht akzeptieren.

Jetzt hatte ich also meine Einstellung, wusste aber noch nicht, wie sie zuzuordnen ist (ich denke zu dem Zeitpunkt war ich 14 oder 15). Zunächst befasste ich mich mit verschiedensten Ideologien. Das ich rechts war erkannte ich sehr schnell. Aber das rechte Spektrum ist groß. Sollte ich mich nun dem Nationalsozialismus verschreiben, dem Patriotismus oder Nationalismus?

Durch mein Interesse am NS prüfte ich die erste Variante. Allerdings konnte ich mich nicht mit dem Nationalsozialismus identifizieren. Dies war begründet in dem Antisemitismus, wofür ich keinen Grund sah, dem Rassismus, den ich ablehnte, da ich der Meinung war und bin, das jedes Volk gleichberechtigt sein sollte und außerdem den Holocaust. Dazu muss ich aber sagen, das der Holocaust mich eigentlich nicht unbedingt schockierte. Ich dachte vielmehr, 'warum die Arbeitskräfte vergasen, wenn die Rüstungsindustrie welche braucht?' Was ich an dem NS unterstützte war vor allem die Präsentation der Nation durch Massenaufmärsche, Flaggen- Deco und dem wie man so schön sagt "Hurra- Patriotismus" Dieses Idealen war ich auch immer treu geblieben, weil sie dazu führen, das sich das Volk solidarisiert und motiviert. Einen Nazi konnte ich mich aber nicht nennen, da ich den NS vor allem aus ideologischer sicht weitgehend nicht
unterstützte.

Also Fehltreffer. Die nächste Ideologieform war der Patriotismus. Mit ihm konnte ich mich schon viel eher anfreunden. Vaterlandsbewusstsein ohne Aggressivität. Das muss es doch sein! ich nannte mich auch oft Patriot. Allerdings war mir der Patriotismus mit der Zeit zu gemäßigt. Vor allem daher, da der Patriotismus den NS vollständig ablehnte. Nationale Präsentationen wie im 3. Reich schienen den Patriotismus auch verfeidet, da es ihm eher auf diskreten Nationalstolz ankam, ohne große Massenaufmärsche, Flaggenzüge. Es giebt noch zich andere Gründe, die dem Patriotismus zunahe an dem jetzigen politischen System erscheinen lassen, welches ich ablehnte. Einfach zuwenig Ideale !

Also Nationalismus. Hmmm. "Schnell im Lexikon nachschlag* "verstärkte vorm des Patriotismus". *ahhhh* 'genau das will ich doch' Also nochmal intensive Beschäftigung mit Nationalismus (inzwischen bin ich grad 16 geworden und habe schon so einiges an Erfahrung hinsichtlich Rechte Ideologien und Deutsche Geschichte)
Zunächst befasste ich mich damit, wie der Nationalismus sich in der Weltgeschichte ausdrückte. Außerdem paukte ich wieder mal so einige wissenschaftliche Analysen. Schließlich kam ich dazu, das ich auf all fälle Nationalist bin. Aber was für einer? Nationalismus gibt es wiedermal in hundert verschiedenen Varianten *mist*
allerdings hatte ich ja mit 16 eigentlich schon ziemlich viele Meinungen zu mehreren politischen Themen. Besonders durch die Auseinandersetzung mit Rechten Parteien und verschiedene andere Gedankenprozesse usw. usf. kam ich dazu, dass ich ein demokratischer Nationalist war.

Da ich für direkte Demokratie war und die Demokratie der BRD nicht unterstützte, da ich der Meinung war, das die Regierung alles andere macht als das Volk will; deshalb war ich demokratisch. Freiheitlich war ich, weil ich für unmanipulierte Meinungsfreiheit war, für Freiheit des Individuums und gegen die Zwänge des Staates (Schon deswegen hatt ich sogar schon überlegt, die FDP zu unterstützen, da viele Rechte, deren Meinung ich gut fand, im rechten Flügel dieser Partei waren.) Nationalistisch war ich, weil ich für die nationalistische Solidarität des Volkes, für den Hurra-Patriotismus *hurraaaa!* :-)) und für das nationalistische Prinzip war: Jedem Volk seine Nation. Jede Nation ist gleichberechtigt, hat das Recht auf Souveränität und Selbstbestimmung und auf Gerechtigkeit. Nationalismus war meiner Meinung nach die stabilste und beste Form des gesellschaftlichen Fundamentes der Menschheit. Militärisch bin war in soweit, das mein hang zum Militär immer erhalten blieb und ich den Militarismus als ideologischen Ausdruck des Nationalismus außerdem für sehr geeignet hielt. Deutsche Militarismus ist Tradition und Instrument des Nationalismus! Aber niemals darf eine Nation die Rechte einer anderen Verletzen (So sah ich die oberste Regel des Nationalismus).

Nach dieser ziemlichen Zeit der politischen Selbstfindung konnte ich eigentlich stolz sein, weil man glaubt gar nicht, wie schwer es ist in der Vielzahl der politischen Gruppierungen, Meinungen und Ansichten überhaupt noch durchzublicken, wer wer ist.


Später nutzte ich jedenfalls diese langen Jahre des ideologischen Paukens, um mich aktiv mit dem schreiben von Flugblättern und Artikeln, mit dem Organisieren, und sonstigen Arbeiten für die NPD, für Initiativen oder anderen rechten Gruppierungen, mit denen ich sympathisiere, zu leisten.

Ich kam somit stärker in Verbindung mit der rechten Szene und der NPD. Diese übten immer stärkeren Einfluss auf mich aus, sodass ich unterbewusst radikalisierte, obwohl es meinen Idealen widersprach. Auf den Höhepunkt habe ich typische rechtsradikale Eigenschaften, wie Verallgemeinerung, Hass und Gewalt, schnelle Provokation und rassistische Witze aus der Szene übernommen - im Gegensatz dazu war ich dennoch von meinen freiheitlich-liberal-demokratischen Idealen überzeugt. Dass dies ein Widerspruch zu meiner Entwicklung darstellte, merkte ich erst durch eine Eskalation auf einer Feier bei unpolitischen alten Freunden von mir. Verbunden mit anderen gleichzeitig stattfindenden Ereignissen durchlief ich eine Art Wachrüttel-Effekt, welcher mir verdeutlichte, dass das radikale Umfeld, in dem ich mich aufhielt, nicht meinen politischen Idealen entsprach. Somit distanzierte ich mich geistig von der NPD und der rechten Szene. Es dauerte nicht lange, bis ich den Glaube am Nationalismus verlor - wie das Zusammenhing, kann ich schlecht sagen. Wahrscheinlich empfand ich den Nationalismus als Ursprung der Radikalisierung. Jedenfalls stimmte ich ihn jetzt nun überhaupt nicht mehr zu.

Von meiner demokratisch-liberal-freiheitlich-nationalistischen Gesinnung, blieben nur noch Demokratie, Liberalismus und Freiheit als Gesinnung übrig. Als Rechts gelte ich geistig durch meinen sogar im Ansatz fehlenden Deutschland-Fanatismus nicht mehr. Allerdings kann ich mich nicht als links bezeichnen.

Mein Prinzip lautet heute, Politik für den Menschen zu machen. Parteizwänge oder politische Gruppierungszwänge behindern dieses Ziel nur. Von daher ordne ich mich zurzeit nicht ein, sondern bin nur vor meinem Gewissen und meiner Vernunft verpflichtet.

 

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