Feminist Guterres
UNO-Genralsekretär António Guterres: "Die zentrale Frage, der wir uns stellen müssen, ist die Frage der Macht. Und die Macht wird normalerweise nicht gegeben, Macht muss man sich nehmen. Wir leben in einer männlich dominierten Welt, mit einer männlich dominierten Kultur - darum muss Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen unser gemeinsames zentrales Ziel sein. Diskriminierung von Frauen schädigt Gemeinschaften, Organisationen, Unternehmen, Volkswirtschaften und Gesellschaften. Deshalb sollten alle Männer die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter unterstützen. Und deshalb betrachte ich mich als ein stolzer Feminist.
Markus S. Rabanus:
Lieber Herr Guterres, DAS FREUT MICH, so ein offenes Bekenntnis. Auch ich bin
als Humanist unausweichlich Feminist, solange Gleichberechtigung nicht vollends
ist - und wahrscheinlich auch darüber hinaus, damit es sich nicht wieder
umkehrt.
Auch ich bin von der Erforderlichkeit überzeugt, dass "aufgeklärte
Männer" sich in Betracht von Geschichte und Gegenwart einer Bringschuld
bewusst werden sollten, dass es intellektuell und praktisch des eigenen
Bekenntnisses zum Feminismus bedarf.
Ich DANKE Ihnen, denn Ihr Bekenntnis hat politisches Gewicht - und ich erwarte
vor allem auch von meiner Regierung und allen Parteien, dass sie Ihrem Beispiel
folgen und innen- wie außenpolitisch dafür werben.
Es ist zu grotesk, dass es sogar in meinen
Kreisen als Scherz aufgefasst wird, wenn ich vom "Feministen in mir"
spreche.
Aber es lohnt immer, denn viele wissen schon nicht, was Feminismus überhaupt
ist und ziehen folglich auch keine Konsequenzen.
Jens Fliese: Leider bedeuten Frauenrechte für viele, dass Frauen undMänner gleich gemacht werden müssen! Schon ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, dass das nicht so ist!
Markus S. Rabanus: Stimmt, oft genügt "ein kurzer Blick", aber es geht um "rechtliche Gleichheit" und nicht darum, wer es im Stehen tut.
Oliver G.: Solange im Grundgesetz ein Artikel 12a steht, der es dem deutschen Staat erlaubt, mich qua meines Geschlechts zum Wehrdienst mit der Waffe zu zwingen und ggf. gegen meinen Willen zum Sterben an die Front zu schicken und gleichzeitig ausdrücklich verbietet, Frauen gleichsam dazu zu zwingen, solange Jungen im Bildungssystem massiv benachteiligt werden, solange die Selbstmordrate unter Männern wesentlich höher als unter Frauen ist etc., solange kann ich über metoo und den Gender Pay Gap nur lachen!
Markus S. Rabanus:
@Oliver, du wurdest als Junge im Bildungssystem "massiv
benachteiligt"?
Hmm, wie das? Von den Mädchen? Oder Jungen?
Ich war u.a. mal schulbester Turner und froh, nicht auf den Schwebebalken zu
müssen. Mir taten die Mädchen leid.
Dass du die Männer-Wehrpflicht als Diskriminierung auffasst, ist übrigens eine der vielen intellektuellen Errungenschaften der neueren Zeit, denn früher sah man es noch als Privileg an, sich in Gemetzeln der "Mannhaftigkeit" vergewissern zu dürfen und als "Helden" gefeiert zu werden, je mehr "Helden" man auf dem Gewissen hatte.
Deshalb durften Frauen einander nicht duellieren, waren zur Gewaltlosigkeit verdammt bzw. hatten sich auch in der Familie der Mannesgewalt zu fügen.
Aber freut mich, dass du in dieser Sache eine aufgeklärte Auffassung vertrittst.
Der Artikel 12 a GG über deine Kritik hinaus m.E. auch dahin reformbedürftig, dass die Kriegsdienstverweigerung jedem Menschen jederzeitiges Recht ohne Begründungserfordernis zu sein hat, denn ob sich jemand einem Feind lieber ergeben möchte als ihn auf Befehl hin zu bekämpfen, muss der Entscheidung des Einzelnen vorbehalten bleiben. Aber wie gesagt, ist meine Meinung vermutlich noch lange nicht Mehrheitsmeinung.
Dafür setze dich für meine Forderung ein - und das erkannte Problem wäre Geschichte.
Zur Frage von Prioritäten, was dir wichtiger
ist, werde dir klar: Auch das ist a) individuell, b) situativ.
Würdest du seit Tagen ohne Trinkwasser im Schlauchboot auf dem Mittelmeer
treiben, wäre dir das Wehrpflichtproblem weniger von Belang - ganz gleich, ob
als Flüchtling oder als Millionär einer gesunkenen Luxusjacht.
Prinzip: Da es viele Arten von Problemen und
Unrecht gibt, so macht es Sinn, jegliches davon anzugehen, damit es weniger
werden und sie nicht gegeneinander auszuspielen, denn oft ist es so, dass man
eines beseitigt und entdeckt ein weiteres dahinter.
Daraus ist Fortschritt.
Darum sei so klug und bremse nicht diejenigen, die sich eines Problems annehmen.