Friedensengel

@Klaus, da liegst du sicherlich richtig, dass Luther außer Jesus keinen anderen Juden als "Friedensengel" bezeichnete und vor allem auch selbst keiner war. Aber immerhin kamen in seiner Übersetzung recht viele Juden des "Alten Testaments" recht gut weg. 

Oder heute, wenn ein Friedensnobelpreis an Mächtige verliehen wird, dann ist Kritik unausweichlich, weil jeder Mächtige Mühe hat, die Hände blutfrei zu halten. Ich stimme solch Kritik stückweise zwar einerseits zu, aber halte den Friedensnobelpreis an sich für eine gute Idee und dann ärgert es Jahr für Jahr, keine besseren Vorschläge machen zu können, weil einfach mal wieder niemand der immerhin von uns Gewählten schaffte, einen Krieg durch Frieden zu ersetzen. 

Also wen hätten wir beide Herrn Luther als jüdischen Friedensengel seiner Epoche vorgeschlagen? Vielleicht kennen wir keinen einzigen Namen. Ansonsten müssen wir die Namen nennen und wichtig machen, aber nicht einfach bloß Leuten Vorwürfe, dass sie nicht sagen, was wir ebenfalls nicht wissen, nicht sagen, aber verlangen. 

Paar Jahrhunderte später - und besser dokumentiert - fällt mir beispielsweise Moses Mendelssohn ein. Im Jüdischen Museum Berlin geehrt, aber wer kennt ihn und könnte dann ignorieren, wie schwer er sich tat zwischen einerseits Antisemiten und andererseits reaktionären Juden. Wie wird er gelitten haben oder war dieser kleine Mann so stark wie seine Worte in einer wenngleich viel stärkeren Welt der feindseligen Stumpfsinnigkeit.

Oder der Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin - von einem jüdischen Eiferer als "Verräter" gemordet. 
Oder Ignaz Bubis hatte es auch nicht leicht - mit den Antisemiten einerseits und reaktionären Juden andererseits. 

Woran liegt's? Die "Friedensengel" sind umstritten, werden gehasst, weil sie die Beachtung der Goldenen Regel in Situationen verlangen, wenn es auf sie ankommt, während keine Kunst unter einander Wohlgesinnten.

Die Einseitigen tun sich leicht, denn sie halten sich den Rücken frei. Aber die Einseitigen schaffen keinen Frieden, allenfalls Waffenstillstände und Heuchelei.

Du hast grad den Papst auf dem Kieker, weil er Abbas die Hand schüttelte. Und der Vatikan sei seit Jahrhunderten keine moralische Autorität mehr. 
Wenn wir genauer sein wollten - und das lohnt doch immer, dann wozu die Einschränkung auf "seit Jahrhunderten"? War denn der Vatikan als "moralische Institution" entstanden? Auch jeder halbwegs gebildete Katholik wüsste Gegenargumente, hofft allenfalls drauf, dass auch Gott die Hand im Spiel hatte.

Und "alleinige Verantwortung für 120 Mio. Ermordete"? Puuh, da sind aber viele fein raus, die im Dreißigjährigen ganze Regionen metzelten, wenn sie nun so sagen könnten: "Der Vatikan war es."

Ja @Klaus, auch ich bin Christenkritiker, aber was schlägst du vor, was wir mit solch deines Erachtens "erfolgreichstem Massenmörder aller Zeiten" machen sollen?

Markus S. Rabanus 20150517

 

Sì, sì, ho capito !

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