Gentechnik20170502

Antwort auf ein krudes Gentechnik-Plädoyer

Der Anspruch unserer Wissenschaft sei "Afrika zu ernähren" - so löblich - und wenn Gentec schon nicht in unserem vermeintlichen Bio-Mainstream unterzubringen, dann eben über den Pfad des Weltelends. Troja lässt grüßen. 
Aber es geht leider nicht um Afrika, sondern um ernstzunehmende ökologische Risiken, es geht um die Diskrepanz und Dialektik zwischen Wissenschaft  und wirtschaftliche Interessen an der Patentierung des Lebens, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit - es sei denn, man wolle Afrika die Patente oder wenigstens das Saatgut schenken. Könnte man ja tun, auch mit Auflagen, davon nichts zu exportieren, wenn Geschenk ansonsten zuviel Entwicklung wäre. 

Naiver Glaube an die Interessen-Kohärenz von Wissenschaft, Wirtschaft und Menschenwohl hat mit Einblick in den Wissenschaftsbetrieb nüscht zu tun, denn ob ein Horst an Genen bastelt oder als Klempner Rohre tauscht, macht in Ansinnen und Antrieb nur selten Unterschied. 
Wem ernst mit dem Menschenwohl wäre, der hat zweierlei Ansätze zur Verbindlichkeit: Der Religiöse fängt an zu beten und spendet, während der politische Mensch über Gesetze Verbindlichkeit schafft. - Die kruderen Gentec-Befürworter wollen nüscht dergleichen, sondern versteigen sich sogar zu Forderungen nach bewusster Verbrauchertäuschung, z.B.  "gentechnisch manipulierte Pflanzen nicht als gentechnische Pflanzen zu bezeichnen", wenn sie sich von konventionell gekreuzten nicht unterscheiden. So jedenfalls  

Und das bisschen Parteipolitik? Dass die Grünen an den Hungersnöten im Sudan und anderswo Schuld seien? - Ist was dran, denn auch Rot-Grün änderte nichts an der EU-Agrarpolitik ggü. Afrika, 
sodass weiterhin und mit steigender Tendenz Afrika die hochsubventionierten Bauern der EU ernährt, den hiesigen Binnenmarkt von Überschüssen entlastet. Desgleichen im Verhältnis Afrika und USA.

Derweil krepiert die afrikanische Landwirtschaft, überdies im komplizierten Umfeld zwischen korrupten Armeen und Kindersoldaten in failed Staaten. 
Oder große Flächen werden eingefriedet und produzieren mit modernstem Equipment an Technik, Dünger und Giften afrikanische Rosen für unseren Valentinstag, gehören Hedgefonds, gehören Oligarchen Chinas, Indiens usw., aber ernähren Afrika nicht. Allenfalls ein paar dortige Korrupte, mit denen sich die Verträge zeichnen und überflüssiges People vertreiben lassen. 

Das Erdöl und andere Bodenschätze konsolidierten nicht einen einzigen afrikanischen Staat. Die Fischereirechte sind global verhökert, den afrikanischen Fischern die Netze leer. Und wer kann, der will her. Hat Logik.

Na, das steht ja oft genug in besserer Zeitung, aber dem Host, ob in Wissenschaft oder Autowerkstatt, ist es lieber, wenn es so bleibt, will sichere Grenzen. Hat Logik. 

Und nun kommt Horst der Gentechniker und "ernährt Afrika" :-) wahrscheinlich genau so engagiert, wie es Horst aus der Traktoren-Fabrik oder Horst in der Düngemittelindustrie machte. Und steigert die Überproduktion hier.

Stimmt, den Horst trifft keine Schuld. Horst die Unschuld. Er will "Afrika ernähren". Ihm sind Greenpeace Schuld, desgleichen die Grünen, die Genderisten, die Homos, die Zauberer und Theologen der Homöopathie. Fertig ist das Weltbild. Und es ist auch was dran - allerdings ebenfalls bloß in homöopathischer Dosis - und siehe da!!! Es hat Wirkung. Bei Horst. Und in Afrika.

"Tschüss", es lebe der Klientelismus und Intellekt war gestern.

ps: Mich erinnert es an "Die Lichter gehen aus!", als es um die politische Weichenstellung ging, Atomenergie statt Ewigenergie wie Sonne, Gezeiten usw., als die Atomkraft als alternativlos propagiert wurde, als die Hauptrisiken (Technikversagen, Naturkatastrophen, Terrorismus) zum "Restrisiko" verklärt wurden, als dem Atommüllproblem der Begriff "Entsorgung" spendiert wurde, als lösbar, was es vielleicht auch ist, aber eben vorher gelöst werden musste anstatt nun nicht mehr zu wissen, "Wohin damit?".

Ich war nie Gegner der Atomenergie, aber befürworte eben nur die Forschung und sehe sie noch lange nicht als für wirschaftliche Großanwendung verantwortbar. 

So ähnlich mit der Gentechnik. "Ja" zur Forschung und "Nein" zur Vermarktung, Und schon die Hochsicherheitslabore könnten sich kaum als sicher genug erweisen. 

Markus S. Rabanus

unfertig oder verworfen

 

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