Geschichtswissenschaft . / . Politik |
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Hallo Moritz, sicherlich gibt es eine Beziehung zwischen beiden Themenkreisen, aber ich halte sie für nicht so unmittelbar, dass es nicht doch lohnen würde, zwischen den Themen "Wie kam der NS an die Macht?" und "Warum wird jemand Rechtsextremist? zu unterscheiden. Dass marxistischer Liberalismus sonderlich vom marxistischen Sozialismus auseinander zuhalten wäre, halte ich für überlegenswert, aber spontan näherliegend bleibt doch: dass Kapitalisten vor allem keine Lust auf Wirtschaftsdemokratie haben, weil es eben jeder privilegierten Verzinsung widerspricht, wodurch sich Werte verbrauchen und nicht anhäufen. Ich sehe auch unter Berücksichtigung der "Verspätung" dt. Nationalstaatlichkeit keine allzu bedeutenden Sonderheiten in Sachen Nationalismus, denn das British Empire und die Hauptmächte jener Epoche waren noch längst nicht eines Problembewusstseins, das mit der heutigen prinzipiellen Gleichberechtigung aller Staaten vergleichbar wäre: Indien, Kolonien, Protektorate etc. Und trotzdem wurden diese "Herrenländer" nicht sämtlich faschistisch. Der dt.Sonderweg in den NS war a) vor allem NICHT zwangsläufig und dürfte b) eine Vielzahl "banaler" Ursachen haben: Versailles und Demoralisierung, Unerfahrenheit in nationalstaatlicher Demokratie, Wirtschaftskrise, Regierungskrise, während die "Ideengeschichte" in den entscheidenden Momenten (z.B. Hitler wird Reichskanzler) eher nachrangig ist, oft sogar zusätzlich herunter gespielt wird (das Kontinuitätsversprechen ist die Zwillingsschwester des Veränderungsversprechens) . Die Kapitalkonkurrenz ist rein logischer Natur und denen, die sich in ihr bewegen, weitgehend "ideologiefrei" (=Aktienwerte vergleichen sich nicht nach Hautfarben). Die Ideologien mögen das Gewissen und die Dummen bedienen, aber "bewegen" können sie das Kapital so wenig wie der Hunger der Welt = DAS WÄRE "MARXISMUS", so weit er noch richtig liegt. Ich sagte oben "banale Ursachen", weil Revanche-Denken "banal" ist. Und darauf konnte man in Deutschland nach dem 1.WK leicht setzen, wenn man sonst schon nichts zu bieten hatte. Ich halte nichts von Wissenschaft, die sich darin gefällt oder zu rechtfertigen versucht, dass sie "Banales" kompliziert, denn politische Entscheidungen "wissenschaftlich zu analysieren", kann ja nur bedeuten, dass man die historischen Tatsachen ermittelt und sich ihre politische Beurteilung eben auch politisch vorbehält. Das Urteil ist dann aber keine "Wissenschaft", sondern "Politik". Politikwissenschaft, die sich über die Politik (=Auseinandersetzungen und Entscheidungen) erhebt, lügt. Und widerspricht dem Demokratieprinzip. Politik, die sich als Wissenschaft ausgibt, lügt (=das tat der Real-Soz) . Und widerspricht dem Demokratieprinzip. Geschichtswissenschaft, Politologie und vor allem die Rechtswissenschaft haben sich da bescheiden zu benehmen, wenn sie Subjekt und Objekt nicht verwechseln wollen. Wehe dem, der "Geschichtswissenschaft" so versteht, dass ihr Betrachtungsgegenstand selbst "wissenschaftlich" oder "unausweichlich" sei: Der dt.Kaiser trieb keine Wissenschaft und Scharping auch nicht. Sie alle machten Politik. Hoch umstritten mit tausend Alternativen - zum 1.WK, zum 2.WK und auch zum Anti-Terrorkrieg. "Kompliziert" ist Geschichtswissenschaft nur, wenn man ihre Daten nicht findet oder wenn man den eigenen politischen Standpunkt verschleiern will (oder sich wissenschaftlich wichtig tun will). Alles andere ist im Streit und das hat auch so zu bleiben. = Ich sage: "Deutschland brauchte nicht in den 1.WK wegen eines terroristischen Anschlags, sondern der dt.Kaiser wollte durch Krieg die Landkarten verändern. ... Der 2.WK war Hitlers erklärter Wille und geschah. ... In beiden Fällen rächten sich die Völker, Rache ist nie rechtens, sondern Fortsetzung von Unrecht, was im Ergebnis nicht gleich ist, sondern zu Gewinnen und Verlusten führt." Aber Moritz! Das ist wirklich ein anderes Thema. Ich wollte mal diskutieren, WARUM jemand Rechtsextremist wird, denn diese Frage wird uns zurecht von Menschen gestellt, die offenbar NICHT der Auffassung sind, dass jemand Rechtsextremist wird, weil er noch mal nach Stalingrad marschieren möchte, sondern persönliche Gründe hat. Oder lohnen die nicht der Diskussion? Wäre es also "egal", wenn Leutchen austicken "für Deutschland"?, was sie so nicht tun würden, wenn sie da erst mal durch sind? ... Streichung. Ich will das diskutieren! Nicht immer nur diesen Quatsch, ob "Opa ein Mörder war". Ich kenne die Opas unserer reexen Kids nicht. Und ich will sie auch nicht kennen. Und die Opas würden mir vielleicht auch nicht alles erzählen, was mich interessieren könnte. Ich will über diejenigen reden, die nicht in Stalingrad waren und auch nicht dort hin sollen, sondern schön friedlich hier bei uns STANDPUNKTE klären sollten. Und STANDPUNKTE = wo man steht und nicht nur träumt. Über die Opas können wir auch reden, aber separat. Dann fragen wir
mal diejenigen direkt, die überlebt haben: "Wie viele Leben hast du
mit deinem guten Gewissen zu vereinbaren?", denn irgendjemand
marschierte über Grenzen und geschossen wurde auf Menschen. |
Thesen zum Verhältnis Gesellschaft . / . Individuum |
Geschichte weist sämtliche Entwicklungsvarianten
auf: Höherentwicklung, Degeneration, Brüche und Wiederholungen. Geschichte der Menschheit und Biographie des Individuums haben die gesamte Palette von Versagens- und Fortschrittschancen gemeinsam. Geschichte und Biographie unterscheiden sich nur im Betrachtungsgegenstand, nicht in der Variabilität. Im Vergleich zu Geschichte und Biographie ergeben sich auch für die Ideologien und individuellen Bewusstseinszustände nichts anderes: Ideologien können für sich keine höhere Plausibilität beanspruchen als für die Erkenntnissituation eines Individuums. |
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