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Michael Glos, CSU-Politiker,
Wirtschaftsminister während der großen Koalition unter Merkel,
Rücktritt 10.02.2009, Nachfolger wird Guttenberg
IniDia-Foto v. 27.10.1999 auf dem
Medientreff der Wirtschaftswoche in Berlin
Er war sich offenbar unsicher, wie nett man in unsere Kamera schauen darf. Ansonsten
ruhige Art und
sympathisch in der Reaktion auf kritische Fragen, was nicht nur
den Umständen des netten Abends geschuldet sein wird.
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Glos und
multikulturelles Europa
von Sven
Redaktion am 4.Jan.2003 11:17
CSU-Landesgruppenchef Michael Glos sagte gegenüber der heutigen Ausgabe
der der Leipziger Volkszeitung:
"Im Fall eines Beitritts der Türkei würde sich das Projekt der
europäischen Integration vollständig verändern."
Er führte dazu aus, dass die Integrationsbereitschaft der Bevölkerung
nachlassen werde und forderte auf, "alle Hebel" gegen die
Aufnahme der Türkei in die EG in Bewegung zu setzen.
Schade, Herr Glos!
Ich prophezeie, dass es anders kommen wird, als er es gegenwärtig für
opportun und/oder richtig halten mag.
Da ich mich seit Jahrzehnten in Sachen Türkei, Kurdistan usw.,
wenngleich auch nur in der Nebensache engagiere, da ich überdies oft
etwas übersensibel reagiere, wenn Entwicklungen nicht meinen
Vorstellungen entsprechen, kenne ich zumindest mein eigenes Hin und Her
in solchen Fragen: "Passt" die Türkei zu Europa oder zum
"Orient"? Aber was steht hinter solcher Fragestellung für ein
Weltbild? Oder geht es einem nur um Liebesentzug für ein türkisches
Staatswesen, das sich mit Kurden und Menschenrechten nicht
zurechtfindet?
Wie stelle ich mir überhaupt "Europa" vor? Und ist die
"EU" etwas davon verschiedenes?
Viele Fragen - und auch stets nur "Nebensache" in meinem
politischen Denken. Und das wird vielen ähnlich wie mir gehen, auch
wenn es unziemlich ist, das unzureichende Interesse öffentlich
einzugestehen. Anschließend verwundert sich der Mensch, dass EU-Politik
"von oben" kommt. Das ist der Widersinn, führt aber leider
nicht zu mehr Europa-Engagement, sondern zu vermehrter
Politikverdrossenheit, wie sich in der "Teuro"-Reaktion zeigt.
Bei mir kommt noch erschwerend dazu, dass ich nichtglobalen Bündnissen
prinzipielle Bedenken entgegen trage, aber solche eher weltanschaulichen
Vorurteile sollten mich nicht hindern, mit existierenden Strukturen
umgehen zu können.
Und stellt man sich die europäischen Fragen, b) konkretisiert sie sich,
c) fragt nach hinterstehenden Wertvorstellungen, hat man gute Chancen,
realistische Politik-Optionen abzuwägen.
Ich will das jetzt nicht im Detail vorführen, zumal ich gleich frühstücken
soll, aber mal in Thesen zu den schon angesprochenen Fragen:
1. Die EU macht grundsätzlich Sinn, um den gewachsenen wirtschaftlichen
Bindungen politische Bindungen nachwachsen zu lassen.
2. Daraus ergibt sich, dass die EU nicht zwingend auf den geographischen
Raum Europas begrenzt sein muss, sondern das klassische Europa nur ein
Zentrum für eine möglicherweise globale Integration darstellen kann.
3. Für die Türkei und andere "EU-Randstaaten" kämen auch
vernünftige Sonderstati in Betracht: Doppelmitgliedschaft in/mit
benachbarten Wirtschaftsräumen, was durch
"Zweidrittel-Mitgliedsrechte" zu Scharnierfunktion führen könnte
und Interessengegensätze zwischen den Wirtschaftsräumen vermindern könnte.
4. Über die Modelle und Mitgliedschaften sollten nicht allein die
Volksvertretungen entscheiden, sondern Plebiszite. Ohne Hast, ohne Hass
und Wichtigtuerei, wofür ich eben auch halte, wenn man Türkei-Gegner
wie Glos sogleich zu "Faschisten" und dergleichen Unfug erklärt,
weil sie (noch) nicht zu Lokomotiven der Menschheitskonvergenz taugen.
Grüße von Sven DISKUSSION
Redaktion
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