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Warum ich nicht mehr bei Euch bin

 

Hallo ehemalige Kameraden!

Eure Welt war auch mal meine. 

Ich war eine Kameradin und Kampfgefährtin - heute gehe ich andere Wege. 

Ihr fragt: "WARUM ?"  Ich will Euch antworten. 

"Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt"  war auch mal meine Maxime, mein stolzer Schwur. 

Aber wer "über alles" sagt, beginnt auszugrenzen und abzulehnen - genau dies aber mag ich nicht mehr tun! 

Hass und Intoleranz   können uns nicht helfen, Probleme zu lösen - und dies wollen wir alle doch tun, nicht wahr?

"Kameradin" und "Kampfgefährtin"

"toll"
,  so dachte ich anfangs. 
Dann begriff ich aber ziemlich schnell, dass ich im Endeffekt doch "nur die Frau" war. 

Das Frauenbild der Rechten ist auf  Hausfrau, Mutter und unterstützende Kraft des Mannes festgelegt - nicht weniger, aber auch keinesfalls mehr! 

Mädels, wir sind doch wohl wirklich selbstständig und klug genug, ohne "führende Kräfte" selbst Entscheidungen zu fällen, oder??

Am "deutschen Wesen soll die Welt genesen"...

nee, ich denke, die Welt ist so vielfältig und bunt, dass es wirklich Spaß macht, die Farben  und die Verschiedenheit  zu genießen. 

Mir selbst fiel es so schrecklich schwer, meine geile Rock-CD Sammlung gegen "nationales Liedgut" einzutauschen. 
Die Mischung macht`s: Rock, Hip-Hop, Techno, Gothic, Dark Wave, Folk, Schlager, Klassik ... 


Musik ist die Sprache, die alle Menschen verstehen! Es gibt so viel zu hören, sehen und zu entdecken - mir hat wirklich die Vielfalt gefehlt!

Ich mag meine eigene Art, meine Stimmungen und meine tausend Interessen. Ich möchte nicht mehr in den Grenzen eines einengenden Weltbildes denken, sondern die Bilder unserer Welt auf mich wirken lassen und frei entscheiden, was ich tun und lassen werde. 

Ich bin nicht mehr bei Euch, aber ich wünsche mir, dass wir wieder zusammen sein werden - nicht als "Kameraden des Hasses", sondern als Freunde der Menschen, einfach als Menschen!

Viele Grüße Eure  

Carla Schmitt  (=Gunda)


von Redaktion anonymisiert
veröffentlicht nach ihrer Verurteilung

Wir freuen uns, dass Carla bei uns ist 
und werden uns gemeinsam auch um diejenigen bemühen,
denen sie Kameradin war.  

Diskussion

>> SPIEGEL-Reportage  9/2000 <<

Nachtrag: Todesanzeige für Gunda

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