"Hamas raus aus Gaza" ?
Mir scheint die Parole "Hamas raus aus Gaza" keine Lösung. Überlege mal, die Parole hätte 1945 gelautet:
"Nazis raus aus Deutschland!"
Parolen werden ganz selten Aufgabenstellungen gerecht. Wenn Parolen anders
gemeint sein sollten, dann müssen sie eben auch anders lauten.
Und die "Hamas-Charta"? Da steht so viel Unfug drin, über den genau deshalb gestritten werden müsste. Und zwar mit der Hamas, mit wem sonst. Und das müssen Mächtige tun, denn wer bloß mit der Macht guter Argumenten kommt, findet bei der Hamas kein Gehör. Das ist ja schon mit unseren eigenen Regierungen schwierig:-)
Aber warum verweigern sich die Mächtigen der Diplomatie = Streit mit Argumenten statt mit Waffen? - Weil wir sie lassen. Und das ist unser Part an Verantwortung, sogar Schuld, wenn wir keine andere Streitaustragungsform fordern und im Kleinen der Zivilgesellschaft üben.
Oft beschimpfen mich Streiter der israelischen und palästinensischen Seite: "Dann müssen Sie sich mal in die Lage der ...... versetzen!!!"
Genau das tue ich, denn dazu sollte jedem Menschen die Phantasie genügen, dass niemand erst die Kugel im Bauch braucht, ein totes Kind, zerstörtes Haus, um zu erkennen, woraus die Unlust ist, sich mit Feinden an einen Tisch zu setzen.
Aber das ist notwendig, wenn sich kein Gericht darum kümmert und um einen Krieg anders zu beenden als durch einen Siegfrieden oder gar durch Auslöschung des bösen Gegenübers - oder Vertreibung "Hamas raus!" und "Juden raus!", wie es Parolen verlangen, so auch die Hamas-Charta. Wir dürfen so nicht reden, aller Gewohnheit und Gewöhnlichkeit zum Trotz. Zu besserer Politik genügt es häufig nicht, dass wir uns gegen das größere Übel und für die bessere Seite entscheiden, sondern andere Politik und zwar von beiden Streitparteien fordern. Das lässt sich aus der Gemütlichkeit unserer Zuhause vergleichsweise viel besser machen als wenn wir im Kugelhagel von Fronten wären. Das ist ein schicksalhaft glücklicher Vorteil, den es dann auch zu nutzen gilt.
Die Hamas-Charta müsste eigentlich bekannt genug sein, wie sehr sie sich auf den Koran beruft und auf diese Weise die Muslime hindern will, das durch die UNO statuierte Existenzrecht Israels anzuerkennen. Lange Zeit bestritt auch die PLO Israels Existenzrecht und behauptete, dass die UNO solche Gebietszuweisungen nicht hätte vornehmen dürfen, nicht ohne Zustimmung der Palästinenser. Aber Arafat, den ich sogar mal in meine Arme nahm, sah dann endlich ein, dass wenn nicht der Krieg = Recht des Stärkeren entscheiden soll, dann eben doch die UNO-Entscheidungen gelten müssen, auch wenn Betroffene nicht zustimmten.
Vielleicht kapierte Arafat das nur, weil er die militärische Aussichtslosigkeit einsah und endlich Präsident werden wollte, denn ein Regierungspalast ist nun mal alterskomfortabler als ein Schützengraben, aber ich kann ihm so wenig wie Netanjahu in die Seele sehen. Darum zählt mir einfach nur, dass er Israel förmlich anerkannte und dafür gemeinsam mit Rabin und Peres den Friedensnobelpreis verdiente.
Was tun mit der Hamas-Charta, wenn sie sich auf den Koran beruft? Na, viele möchten gehorsam sein und genau befolgen, was in so Heiligen Schriften steht. Aber das ist gar nicht so leicht, denn wer sich nicht selbst in die Taschen lügt, findet in diesen Schriften allerlei einander widersprechende Gebote, so dass es letztlich bei jedem Gottenfürchtigen selbst liegt, welchen er folgen mal und welchen nicht.
Klar ist, dass sich im Koran keine Landkarte findet, auf die sich die Hamas-Charta stützen könnte. Viele Muslime und Nichtmuslime fehlt historisches Wissen, welche Gebiete zur Zeit der Koranentstehung überhaupt muslimisch waren, so dass sich fragt, was dann überhaupt "verteidigt" werden darf, ohne dass es wieder mal einfach nur Krieg und Eroberung ist, wozu dann die Formel "Islam = Frieden" ebenso wenig passt wie die Kreuzzüge zur behaupteten Feindesliebe der Christenheit passten.
Glaube und Recht ist zweierlei, so sehr sich die Blöderen unter den Religiöse einbilden, dass ihre Glaube allgemeinverbindliches Recht definieren dürfe, .
Also kann der Koran immer nur sein, was sich jemand daraus an Glauben macht - und darf nie wissen , oder dürfte, denn ausnahmslos auch jeder Muslim könnte zumindest erahnen, dass im Hin und Her von Gebieten und Vertreibung eher der Teufel als Allah die Hände im Spiel hatte, denn kaum etwas wurde durch Gebete allein entschieden, sondern zumeist dann doch mit Soldaten und Totschlag als "Eroberung".
Markus S. Rabanus 20150520 UNFERTIG & nirgends zur Diskussion gestellt, weil unzureichend.