Haus 13
Hitleriker-Hilfe 
ein Projekt der Initiative-Dialog

In Haus 13 kümmern wir uns um schwere Fälle von Persönlichkeitsstörung. 

Hitleriker sind Menschen, die sich von Hitler so angesteckt fühlen,  dass sie sich selbst für "Hitler" halten. Zur Zeit befinden sich vier Hitleriker in unserer Einrichtung. 

Symptom ist u.a. die
Verkrampfung des rechten Arms. Dieses Verhalten hat Suchtformat, denn es bereitet den Hitlerikern Schmerz, es nicht in der Öffentlichkeit zu dürfen. Aber suchttypisch ist ebenso, dass sie es dennoch nicht vollständig unterdrücken können. 
Mit
Heil-Hitler-Rufen versuchen sie auf ihr Leiden aufmerksam zu machen, stoßen jedoch im heutigen Klima sozialer Kälte meist auf Ablehnung, was die Hitleriker in ihrem natürlichen Liebesbedürfnis zusätzlich benachteiligt.

 

In Selbsthilfegruppen suggerieren sie sich Liebesersatz durch eine Art Kameradschaftlichkeit, weshalb sich solche Gruppen auch häufig "Kameradschaften" nennen. Das  Kameradschaftsbewusstsein ist denen in Sekten vergleichbar und in unterschiedlichem Maße grob ritualisiert: Abzeichen, Geheimhaltung von Mitgliedern und Aktivitäten, ..., recht spezielle Trinksprüche bei vereinzelt vorkommenden Besäufnissen.

Diese Selbsttherapie scheint den Zustand jedoch eher zu verschlechtern. Neben den Leberwerten verändern sich individuelle Angst- und Unwohlzustände zu kollektiven Hass- und Wahnzuständen: Während für unsere Patienten im Haus 4 typisch ist, dass sie überall weiße Mäuse sehen, vereinzelnd in bis zu Dreierreihen marschierend mit Trompeten, mutmaßt der typische Hitleriker hinter seinem Leid "die Juden"  und halten es für eine Weltverschwörung.  

Als Verhängnis erscheint ihnen, dass in fast jedem Stammbaum der Bevölkerung "jüdisches Blut" vorkommt: Blutgruppen: 0, A, AB und B. 
Deshalb trauen sie sich oft nicht, ihre eigene Familiengeschichte tiefer nachzuforschen als in die während der Hitlerzeit oftmals gefälschten Stammbäume, mit denen man sich versuchte, "judenfrei" zu machen, also die Liebesentscheidungen der Natur bzw. früherer Generationen zu annullieren. 
Diesen Geschichtsverlust kompensieren Hitleriker nicht selten durch Abstammungsthesen bis in die Jungsteinzeit, aus der sie ihre übrige Weltanschauung beziehen: Wotan, Kraft durch Stärke, Freude durch vergärte Getränke, ...

Technischer Fortschritt wird jedoch ein Stück weit in Kauf genommen:  

  • vermutlich von Juden erfundene Baseball-Schläger statt  urgermanischer Eichen-Keule (ab 14,99 Euro bei Lidl), 
  • Thüringer Bockwurst statt Archeopterix, auf dem sie allerdings auch schon in der Jungsteinzeit endlos zu kauen hatten mit der Folge gesteigerten Zahnabriebs.

Doch all diese therapeutischen Selbstversuche schlagen nicht nur fehl, sondern bringen den Patienten in einen zunehmend kritischen Zustand: das Selbstwertgefühl sinkt in dem Maße, wie sie sich der Öffentlichkeit zeigen. Vergebens versuchen sie diesem Teufelskreis mit Rufen wie "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein!!" zu entkommen.

Das Gefühl des Ausgeschlossenheit verstärkt sich. Deshalb mühen sich Hitleriker um gesellschaftliche Integration,  indem sie sich als Zelle in einem Volkskörper begreifen und dafür Akzeptanz zu bekommen, dass sie vermeintliche Krebszellen und Parasiten bekämpfen würden. Sie wollen also eine Art "Braune Blutzelle" sein, unentwegt im Kampf gegen mutmaßliche Angreifer auf einen Körper, den sie als Volk ansehen. 

Dass sie darin selbst Übermaß treiben, müsste ihnen zwar der gesunde Menschenverstand sagen, wenn sie mitbekommen, dass sich der Volkskörper gegen solche Art Verteidigung mit Parolen wie "Nazis raus!" wehrt, denn daraus allein war aller Wissensfortschritt, dass der gesunde Menschenverstand die Grenzen der gängigen Weltbilder spürte und zu überwinden begann, doch es ist ein Symptom dieser Krankheit, auch ideologie-immanente Widersprüche zu verkennen und sich den demokratischen Widerstand gegen Faschistisches  wenigstens als Immunisierung durch die Epidemie zwischen 1933 und 1945 zu erklären.

 

Der therapeutische Ansatz der Initiative-Dialog lautet zunächst, dem Patienten seinen tatsächlichen Zustand so aufzuzeigen, dass in ihm die körpereigenen Kräfte reorganisiert werden: 

Foto: Dieter Krebs in der Rolle des Patienten Hitler   Dialog-Lexikon