Hypotheken und Währungsreform
Zusammenfassung: Wer eine Hyperinflation oder Währungsreform befürchtet, darf keine Hypotheken schulden.
Memorandum: NEIN
zu fremdfinanzierten Immobilienkäufen aus Gründen der EURO-Krise.
Vermögensberatung 20120326 - Schulungsmaterial
Sachverhalt:
1. Der Mandant fürchtet, dass mit dem Scheitern von EURO-Rettungsschirmen der
EURO insgesamt zu Fall kommen und auch die Bundesrepublik Deutschland in eine
tiefe Rezession reißen könne.
2. Eine Hyperinflation und eine Währungsreform halte er für möglich, weshalb
er in Berliner Immobilien investieren möchte.
3. Ein seines Erachtens passendes Objekt per Hochglanz-Exposè brachte der Mandant auch gleich mit, um es prüfen zu lassen. Des weiteren eine sorgsam gefertigte Kaufpreisstatistik mit Vergleichsobjekten anderer Maklerangebote, um den Eindruck der Preisgünstigkeit zu unterstreichen.
4. Das Objekt könne zu 40 Prozent eigenfinanziert werden.
5. Die Hausbank habe ein "Flex-Darlehen mit 10-jähriger Laufzeit" angeboten. Der aktuelle Schuldzinssatz betrage 3,1 % effektiv.
6. Bei 1% anfänglicher Tilgung.
Antworten:
Zu 1. EURO-Krise: Vermögensberatung kann
zwar enthalten, erkennbaren Missverständnissen hinsichtlich wirtschaftlicher
Zusammenhänge zu begegnen, aber die Entwicklungen im EURO-Raum lassen sich
nicht mit ausreichender Wahrscheinlichkeit vorhersagen, um hierzu angemessen
beraten oder entgegnen zu können.
Welche Volkswirtschaften in welcher Höher staatsverschuldet sind, ist uns
zumindest unübersichtlich; die Überschuldung bislang nur für Griechenland
erwiesen, für weitere Staaten immerhin wahrscheinlich. Sollten das geschehen,
ist die pessimistische Erwartung des Mandanten wenigstens so sehr berechtigt,
dass Gegenrede verantwortungslos wäre, allenfalls die Warnung, auch auf solch
Szenario nicht übermaßen zu spekulieren.
Zu 2. Hyperinflation u. Währungsreform:
Auch eine Hyperinflation und/oder Währungsreform lässt sich nicht
ausschließen. Deshalb in Sachwerte zu gehen, ist prinzipiell richtig, sofern es
für sie dauerhaft oder ausreichend schnell wiederkehrend kaufkräftige
Nachfrage gibt,
Zu 3. Immobilie: Ohne eigene Objektbesichtigung, nur gemäß Papier: Das
Exposè verlangt für einen Berliner Altbau mäßigen Zustands in mäßiger Lage
(nahe Bahnstrecke) mit 24 Wohnungen (drei Leerständen) und einem leeren
Gewerbe, zur Hälfte unmodernisiert, ..., pro Quadratmeter ca. 1.300 EURO nebst
Makler-Courtage und sonstigen Kaufnebenkosten bei einer Nettomiete i.H.v
78.000 EURO pro Jahr ("mit Steigerungspotential").
"Kaufpreisvorstellung".
Auf dem Papier innerhalb der mitgebrachten Kaufpreisstatistik erweist sich die
favorisierte Immobilie allerdings nur zahlentechnisch als
"preisgünstig", denn ihre Lage ist sozialschwach und städtebaulich
unattraktiv.
Neben dem zu erwarten erhöhten Instandhaltungsaufwand muss von erhöhtem
Sanierungs- und Modernisierungsaufwand ausgegangen werden, so dass sich die
mutmaßliche Preisgünstigkeit bereits vierfach relativiert.
Solche Vermutung macht die Vergleichsobjekte jedoch längst nicht
"preisgünstig", denn der Berliner Immobilienmarkt muss derzeit als
überhitzt eingeschätzt werden, zumal den gestiegenen Kaufpreisen keine
gleichermaßen gestiegenen Mieten im Verhältnis stehen und auch nicht zu
erwarten sind.
Zu 4. Fremdfinanzierung: Im Allgemeinen
sollte eine 40-prozentige Eigenkapitalisierung für ein Renditeobjekt zumindest
für die Insolvenzfestigkeit ausreichend sein, ob auch für Erträge, lässt
sich ausrechnen, hängt ferner vom tatsächlichen Zustand, der Vermietbarkeit
und von der Zahlungsfähigkeit der Mieterschaft ab, Letztere
(Mietzahlungsfähigkeit) wiederum hängt immerhin auch von
gesamtwirtschaftlichen Bedingungen ab.
Und hier wird es interessant, denn wenn das
Motiv des Mandanten ein kommender Wirtschaftscrash ist, so fände der Crash
unweigerlich auch für die Sozialsysteme statt, so dass insbesondere in
sozialschwachen Lagen mit erheblichen Mietausfällen zu rechnen wäre. Dann aber
kann auch eine 40-prozentige Eigenkapitalisierung keine Insolvenzfestigkeit
gewährleisten, zumindest sehr schnell nicht mehr aus der Immobilie allein.
Eine Währungsreform würde in solch
Prozedere kaum retten, denn die historischen Erfahrungen zeigen, was die Politik
erneut tun müsste, um mittels Währungsreform den Staatshaushalt zu sanieren:
Während die Geldvermögen mit der Währungsreform von 1948 gezehntelt wurden,
beließ die Politik die Hypotheken bei 1;1.
Im Falle einer Hyperinflation wäre mit
einem Crash der Wirtschaft und Sozialsysteme zu rechnen, so dass ebenfalls die
Last einer Hypothek überschwer werden kann.
Merksatz: Fremdfinanzierte Immobilienkäufe
rechtfertigen sich nur, wenn eine Inflation moderat bleibt und nicht zu einer Hyperinflation oder Währungsreform auswächst.
Zu 5. "Flexdarlehen": Was nach
Abschluss des Darlehensvertrages unter einem "flexiblen
Zinssatz" zu verstehen ist, definiert weit mehr die Bank als der
Darlehensnehmer, setzt die Fremdfinanzierung unnötig der Konjunktur aus,
erschwert daher die eigene Finanzplanung.
Die Laufzeitabrede ("10 Jahre") wird
durch die "FlexZins"-Abrede konterkariert, denn die
Laufzeitabrede hindert den Darlehensnehmer, zu einer anderen Bank mit besseren
Zinsen zu wechseln.
"FlexZins" kommt - wenn überhaupt - allenfalls in
Hochzins-Phasen in Betracht, während in Tiefzinsphasen lange Laufzeiten mit
festem Schuldzinssatz verabredet werden müssen.
Zu 6. Tilgungsrate: "1
% Tilgung" ist in Tiefzinsphasen viel zu wenig. Da die
Restschuld nach der zehnjährigen Laufzeit noch sehr groß ist, könnte eine
anschließende Hochzinsphase zu erheblichen Belastungen führen.
Niedrige Tilgung rechtfertigt sich nur dann, wenn beabsichtigt und
realistisch ist, die Immobilien zu einem sehr viel höheren Preis wieder
verkaufen zu wollen und zu können.
Die Beratung überzeugte.
"Aber was tun mit dem Geld?"
Heutige Antwort: "Investieren Sie es in Windradbeteiligungen oder in Ihre anderen Häuser, in Photovoltaik-, Solarthermieanlagen oder Blockheizkraftwerke. Damit machen Sie Ihre Häuser krisensicherer, rentabler und haben für den Fall wirtschaftlicher Horrorszenarien mehr Flexibilität und wohl auch mehr Beleihbares, um damit kaufen zu können, was Überschuldete dann verkaufen müssten."
Markus Rabanus 20120326 - Vermögensberatung -
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