von Sven
Redaktion am 27.Oct.2003 15:04 [
Forum
]
Mindestens 34 Terror-Opfer und mehr als 200 Verletzte allein am
heutigen Morgen in Bagdad.
Das britische Außenministerium verurteilt die Anschläge. Die
Bundesregierung verurteilt die Anschläge und ich verurteile die
Anschläge ebenfalls.
Kurzum: Alle vernünftigen Menschen verurteilen den Terrorismus. -
Das wussten wir schon. Die Frage war jedoch, wie man dem Terror
begegnet.
Mubarak hatte gewarnt, viele hatten gewarnt, dass ein Krieg die Bin
Ladens vermehren werde. Die Warnungen wurden in den Wind geschlagen
und als Kollaboration mit dem Diktator diffamiert. Die
Friedensversager werden den Kriegsgegnern Schadenfreude unterstellen
und nichts davon kann man hindern.
Aber all das entbindet die Kriegstreiber nicht von ihrer
Verpflichtung, im Irak für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, die sich
allerdings nur dadurch herstellen lässt, dass die kriegszerstörte
Infrastruktur massiv rekonstruiert wird und das Besatzungsregime die
politische Macht Region um Region in die Selbstverantwortung der
Iraker gibt.
Die "Geberkonferenz" der vergangenen Woche war eine Farce,
denn die erforderlichen Mittel kamen nicht annähernd zusammen.
Die vielen Kredite wären nur dann wirkliche Hilfe, wenn sie
ausreichend gut konditioniert sind, ansonsten lassen sich Kredite
jeglicher Höhe versprechen und treten nicht Aktion.
Dass die Bundesregierung in diesem Zusammenhang erklärte, sie könne
wegen ihrer Haushaltslöcher nicht helfen, ist jedoch die denkbar
peinlichste Begründung, denn verschuldet sind die
Kriegstreiberstaaten nicht minder.
Die einzig diskutable Rechtfertigung könnte lauten: "Wer den
Krieg machte, soll den Schaden zahlen."
Aber auch das genügt mir nicht, denn die Untätigkeit geht zulasten
der Menschen im Irak und es ist auch deutsches Versagen, dass die
kriegführenden Bündnispartner Deutschlands nicht argumentativ und
diplomatisch an ihrem Feldzug gehindert wurden.
Schröder überraschende Kriegsgegnerschaft war den Amerikanern nach
Ex-Jugoslawien und Afghanistan nicht glaubwürdig.
Aus beiden Kriegen hätte sich sofort eine selbstkritische Diskussion
ergeben müssen mit dem Ziel, die UN zum entscheidenden und
funktionierenden Ordnungsfaktor zu machen.
Stattdessen spielten Schröder und Fischer den
"Schulterschluss" mit den Falken in Washington und das plötzliche
Taubengurren gegen den Falkenschrei konnte niemanden überzeugen.
Im Grunde genommen gehören wenigstens die schlimmsten Versager vor
den Internationalen Strafgerichtshof, als Täter, als Beihelfer, als
Unterlassungstäter, denn sie handelten wissentlich gegen den Willen
der Weltmehrheit.
Doch auch die Weltgerichte könnten sich nicht so weit von politischen
Realitäten emanzipieren, dass sie die einen bestrafen, solange nur
andere die Macht erhalten, die dann dasselbe tun.
Demokratisierung und Verrechtlichung sind nur als tiefgreifende
Prozesse denkbar, was sie nicht zum Utopia macht, sondern bedeutet,
dass es vieler kleiner Schritte bedarf - auf jeder Ebene von Politik,
Wirtschaft und Recht.
Die Verbrecher von heute werden ungestraft bleiben, aber Weg und Ziel
muss es sein, solche Verbrechen strafbar zu machen.
Grüße von Sven
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