Gutachten zu Israel ... 
 

von Sven Inidia am 6.Mar.2003 14:17

Hallo "Nationaler Sozialist",

vorab: Du hast offenbar keinen Schimmer von der Dummheit, derer Du Dich mit Deinem Nick verdächtig machst: Als "Nationaler Sozialist" weist Du Dich als Anhänger eines Systems aus, in dem Du Dich als Person verlierst, zum totalen Untertan im Geist und Handeln wärest. "Führer befiehl" war nicht nur hohle Floskel, sondern der Gefolgschaftsschwur für jedes erdenkliche Verbrechen und jedes erdenkliche Selbstmordkommando, denn wem das Leben des vermeintlichen Feindes nicht zählt, auch dessen Leben zählt nichts.

Doch nun zu Deiner Frage, was andere Leute von Israel halten.

Zunächst zur Staatsgründung:

Israel ist durch UN-Resolution auf einem UN-Mandatsgebiet zum Staat geworden.
Mit der selben UN-Resolution waren andere Teile dieses Mandatsgebietes für einen Palästinenser-Staat vorgesehen.
Die arabischen Staaten stimmten in der UNO jedoch gegen diesen Teilungsplan und griffen direkt nach der Gründung Israels zu den Waffen. Die arabischen Staaten verhinderten dem Staat Israel den Frieden.
Die arabischen Staaten verhinderten zugleich, dass überhaupt ein Palästinenser-Staat entstehen konnte.
Das damalige Transjordanien stahl den Palästinensern Land, andere arabische Staaten versuchten ebenfalls, sich an dem UN-Mandatsgebiet zu bereichern und die Palästinenser wurden politisch missbraucht, indem ihnen Zukunft auf israelischen Staatsgebiet versprochen wurde, denn die Region sei arabisch, islamisch etc.

Israel wehrte sich gegen die arabischen Angreifer mit Gebietsgewinn, den sie Stück um Stück und immer wieder zurückgab, aber das brachte Israel keinen Frieden.

Israel wurde in all den Jahrzehnten immer auch durch die USA und andere Staaten mit Waffenlieferungen unterstützt, damit die UN-Entscheidung nicht durch die Feinde Israels rückgängig gemacht werden konnte.

Israel innenpolitisch:

Der israelische Staat ist in der Region der einzige Staat, in dem die Menschen zwischen verschiedenen politischen Konzepten/Parteien wählen können: konservative, sozialdemokratische, liberale Parteien, aber leider auch rechtsextremistische und fanatisch religiöse Parteien, die sich zur Verständigung mit den Palästinensern unfähig erweisen und großen Einfluss auf die Politik und die oft wechselnden Regierungskoalitionen haben.

Israel ist also ein Land, das politisch viel tiefer zerstritten ist als beispielsweise die USA oder Deutschland.

Diese innere Zerstrittenheit hat ihre Ursache in den extremen Bedingungen, unter denen sich der israelische Staat zu behaupten hat, denn Israel befindet sich seit Jahrzehnten im permanenten Kriegszustand mit den arabischen Nachbarn. Camp David und zwischenzeitliche Zusammenarbeit von Arafat und Rabin blieben die Ausnahmen und wurden durch konkurrierende Kräfte mit Machtentzug und sogar Mord (an Rabin) abgestraft.

Die israelische Gesellschaft ist zerstritten, ob den arabisch-palästinensische Aggressionen mit harter Linie, mit militärischer Einschüchterung, quasi mit Staatsterrorismus begegnet werden soll
oder durch Zurückhaltung und Gewährung einer palästinensischen Staatsgründung. Aber allen Israelis dürfte die Sorge gemeinsam sein, dass in einem souveränen Palästinenser-Staat jene Kräfte an die Macht gelangen, die zu einer existentiellen Gefahr für Israel würden.

Die westliche Welt ignoriert aus gut geölten Gründen, dass es sich um einen israelisch-arabischen Konflikt handelt, denn es ist entgegen verbreiteter Ansicht kein ausschließlich "israelisch-palästinensischer Konflikt".
Deshalb liegt die Friedenschance m.E. auch einzig darin, die arabischen Staaten nicht nur zur Bändigung der Terroristen aufzufordern, sondern aktiv die Sicherheit des israelischen Staates zu gewährleisten.
Quasi eine Sicherheitsgarantie.

Die Öl-Staaten verfügen über genügend finanzielle Mittel, um einen Palästinenser-Staat zivil zu entwickeln und den Extremismus auszutrocknen, aber die arabischen Staaten scheinen eher am fortwährenden Konflikt interessiert zu sein, um von ihren eigenen innenpolitischen Verhältnissen abzulenken, die mit ihren diktatorischen Regimes keinerlei Zeitgemäßheit und Legitimation mehr haben.

Nur unter Kriegsbedingungen lassen sich Menschen von demokratischen Forderungen abhalten. Deshalb führen Diktaturen permanent Kriege: "gegen den äußeren Feind" und mindestens immer "gegen den inneren Feind".

Lebensverhältnisse in Israel:

Die Lebensverhältnisse in Israel sind, abgesehen von einigen vollständig inakzeptablen Vorschriften, den Lebensverhältnissen Westeuropas am ähnlichsten.

Der Wohlstand ist relativ hoch, wenngleich mangels Erdöl und anderer Natur-Ressourcen nicht annähernd von der Höhe einiger arabischer Staaten, die allerdings auch global gesehen Ausnahmeerscheinungen sind.

Die Sicherheitslage ist miserabel. Man kann nur froh sein, nicht in einem Land leben zu müssen, in dem man jeden argwöhnisch beschaut, der den Bus besteigt.

Aber das dürfen keine Gründe sein, den israelischen Staat aufzugeben, sondern müssen Gründe sein, die Politik zu verbessern:

1. die arabischen Staaten in die Pflicht nehmen,

2. Verständigung mit den Palästinensern und selbstverständlich auch mit Arafat entwickeln, denn zu ihm gibt es bislang nur schlechtere Alternativen,

3. Entmilitarisierung des politischen Denkens und der gesamten Region.

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Ich frage jetzt mal Dich:

Wie ernst ist Dir, dass Menschen in Frieden leben?

Was würdest Du als Israeli verlangen?

Was würdest Du als Palästinenser verlangen?

Und wie würde aus diesen beiden Positionen FRIEDEN?

Viel Spaß beim Denken!
Denn das ist unser aller Pflicht.

Grüße von Sven

Israel   DISKUSSION