Juden sind siebenerlei

zwei Juden, sieben Meinungen [ Antwort schreiben | Forum ]
 
von Sven Redaktion am 21.Nov.2003 13:01 

Hallo oOOo,

"Jude ist, wer jüdischen Glaubens ist" << sagte Bubis.

So sehr mir diese einfache Antwort gefällt, weil mit ihr eben viele Fragen geklärt wären, muss ich dennoch zur Kenntnis nehmen, dass er mit dieser Ansicht auch in der jüdischen Gemeinde nicht unumstritten war.

Doch "umstritten" bedeutet nicht zwangsläufig, dass es "wissenschaftlich umstritten" sei, sondern "weltanschaulich umstritten", was ein beachtlicher Unterschied ist.

Es gibt orthodoxe Ansichten, wonach die Abkömmlinge jüdischer Mütter jüdisch seien,
aber das daneben gibt es auch jede andere erdenkliche "Judendefinition":

- Menschen, die sich lossagend vom Judentum der Eltern gar keine Juden sein wollen,
- Menschen, die sich als Juden bekennen, da sie jüdische Traditionen pflegen, ohne dass damit zugleich die jüdische Religion geglaubt würde, also beispielsweise jüdische Atheisten,
- daraus ergibt sich einigen sogar die Möglichkeit, sich für "jüdische Christen" oder "jüdische Muslime" zu halten, ...

Das Selbstverständnis ist des Menschen Himmelreich. Da kann man ihm reinfunken, aber entscheiden tut einer jeder für sich. So hält es jeder Jude wie jeder Nichtjude.

Sagen da welche "Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat" und sagt es als Gesetz, dann wird es problematisch, denn das sollte nie mehr als eine Weltanschauung sein. Und Gesetz darf nur sein, was die Pluralität von Weltanschauung lässt.

Jedenfalls gibt es keine "Festlegung", was das Jüdische bzw. wer Jude sei, zumal es dem Judentum im Gegensatz beispielsweise zum Katholizismus an einer "höheren Instanz" fehlt, keinen "obersten Rabbiner", kein Papst.

Auch der Zentralrat der Juden macht keine Definitionsmacht geltend, sondern versteht sich als Interessenwalterin aller, die dem Judentum verbunden sind.

Mir ist das Jüdische in jeglicher Definition vorstellbar, die a) nicht vollkommen quatschig ist, b) einer der Selbstdefinitionen standhält und zugleich b) weder Vorrechte noch Diskriminierungen begründet.

Favorisieren würde ich jedoch die eingangs genannte Bubis-Definition, weil alle anderen Definitionen anfällig für Missverständnisse sind.
 
Grüße von Sven
Redaktion


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