Kriegsbefürworter 

"Kriegsbefürworter" ist,  wer entweder / und / oder:

1. Variante:  für den Beginn eines Krieges ist, 

2. Variante:  für die Fortsetzung eines Krieges ist,

3. Variante:   wer zur Beendigung eines Krieges 
                     von der einen Kriegspartei mehr verlangt als 
                     von der anderen Kriegspartei,

wer also nicht die sofortige und bedingungslose Einstellung
aller Kampfhandlungen verlangt. 

sven  200302

Aufforderung zur Sachlichkeit

"Kriegsbefürworter" sind a) etwas anderes als "
Kriegstreiber" und ich kann mir b) mit beiden Begriffen einen leidenschaftslosen, sachlichen Umgang vorstellen.

Dass fast jeder "gegen den Krieg" sei, sagen sie uns hinreichend oft und vielen glaube ich es, aber wenn man fortgesetzte Bombardierungen "jetzt und ausnahmsweise für unvermeidlich" hält, dann ist man eben "jetzt und ausnahmsweise ein Kriegsbefürworter".  

Der "Friedenswille" allein kann aus den moralischen Nöten nicht befreien, zumindest nicht in Momenten, in denen man sich - und sei es noch so ungern - zum Krieg bekennt, weil man den sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand für schlechter hält. 

1. Beispiel:  Als die serbische Militärs von den umliegenden Hügeln die Großstadt Sarajewo beschossen, da forderte ich militärische Maßnahmen gegen das Regime in Belgrad, denn die politischen Interventionen beeindruckten die dortigen Machthaber nicht hinreichend, ihr Problem mit den separatistischen Bewegungen auf dem Verhandlungswege zu lösen.

Insofern war ich "Kriegsbefürworter", ja sogar "Kriegstreiber", während andere wegschauten oder sich noch ehrlich und lobenswert um eine politische Einigung mit Belgrad mühten.
Meine Vorstellung war, dass die UNO bewaffnet werden müsse, zu intervenieren habe, um einen Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Gruppen zu gewährleisten.
Als sich abzeichnete, wie parteiisch die NATO zugunsten der Separatisten wurde, disqualifizierte sie sich mir zunehmend als Befriedungsinstrument, als das sie ohne UN-Mandat nach meiner Rechtsauffassung ohnehin nicht einzugreifen berechtigt war. 

Ausreden, dass die UN handlungsunfähig, unwillig sei, konnte ich nicht gelten lassen, weil dieser unvollkommene Status der Weltorganisation unübersehbar von denen verschuldet ist, die sich auf die Unvollkommenheit berufen und berufen fühlen, mit der NATO ersatzweise zu handeln.
Wäre es nun jedoch in einem Alternativ-Szenario alles nach meinen rechtlichen Vorstellungen abgelaufen und die NATO hätte im Auftrag der UN gehandelt, so hätte ich den Bombenkrieg gegen Jugoslawien dennoch für völkerrechtswidrig, weil unverhältnismäßig gehalten.  -  Auch zum Recht kann es eben unterschiedliche Meinungen geben.


2. Beispiel: Wer den Irak-Invasoren eher den "Sieg" wünscht anstatt beiden Seiten den sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand zu empfehlen, der ist "Kriegsbefürworter" - da beißt sich die Maus keinen Faden ab. 

Mir ging es übrigens in vielen
Momenten nicht anders, in denen ich den "raschen Sieg" der Invasoren für wünschenswert hielt, weil ich einen "Gesichtsverlust" der USA und der Briten für gefährlich hielt. Dennoch war ich auch in solchen Momenten kein "Kriegsbefürworter", weil dieser Wunsch gegenüber der Forderung nach sofortigem und bedingungslosem Waffenstillstand absolut nachrangig war.  
Und was den "Gesichtsverlust" anbelangt,  so wiegt jener viel schwerer, eine falsche Politik fortzusetzen.  -  Auch das musste ich erst lernen, was leichter fiel, wenn ich versuchte, mir den Krieg aus arabischer Perspektive zu betrachten. Oder aus der Perspektive von Belgrader Bürgern. 


Aber sehr gute Freunde von mir ließen sich in solchen Momenten zur Umkehrung ihrer Prioritäten zugunsten des Krieges verleiten. - Es sind gute Menschen, die es gewiss nicht böse meinen.

Kriege überwältigen nicht nur unser Vorstellungsvermögen, sondern auch den Intellekt.

sven  2.4.2003        >> Irakkriegstreiber

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