Mosuo

Die Mosuo (chin. 摩梭, Mósuō; auch Moso genannt) sind eine Ethnie, die im Südwesten der Volksrepublik China lebt, insbesondere am Ufer des Lugu-Sees.

Ethnische Zuordnung

Obwohl sie nach der offiziellen chinesischen Klassifikation dem Volk der Naxi zugerechnet werden, sich selbst als Na bezeichnen und sich sprachlich auch nicht nennenswert von den anderen Naxi unterscheiden, betrachten sie sich selbst als relativ eigenständige ethnische Gruppe; ihr Identitätsgefühl mit den anderen Naxi ist schwach entwickelt. Sie praktizieren zwei Religionen, die Daba-Religion und den tibetischen Buddhismus.[1] Außer dem vorherrschenden tibetischen Buddhismus[2] unterscheidet sie hauptsächlich ihre Sozialstruktur von den anderen Naxi.

Verwandtschaftssystem

Die Mosuo sind bekannt für ihre matrilineare Gesellschaftsstruktur, d.h. sie leben im Haushalt der Mutter, der Besitz wird von der Mutter an die Töchter vererbt.

Sie kennen keine Ehe zwischen Mann und Frau, bei der das verheiratete Paar zusammenlebt; diese wird als unnatürlich betrachtet und als Gefahr für die mutterorientierte Familie. Die Mosuo pflegen die Besuchsehe bzw. Besuchsbeziehung, da die Bindungen zwischen den Partnern als sehr locker gelten (auch visiting marriage oder walking marriage genannt). Sowohl Frauen als auch Männer können mit mehreren (gegengeschlechtlichen) Partnern oder Partnerinnen nebeneinander oder nacheinander sexuelle Beziehungen pflegen, die keinerlei Bestätigung von dritter Seite brauchen und auch von jeder der beiden Seiten ohne Umstände und jederzeit aufgelöst werden können. Die Männer besuchen als Geliebte (azhu) die Frauen dabei in der Nacht und kehren am Morgen in ihre eigenen Häuser bzw. in die Häuser ihrer Mütter zurück.

Alle Kinder, die aus der Verbindung stammen, gelten als die Kinder der Frau. Die Brüder helfen ihren Schwestern, die Kinder aufzuziehen. Männer sind also zuständig für ihre Nichten und Neffen, d.h. die Kinder ihrer Schwesterlinien, nicht für ihre eigenen biologischen Kinder. Die Kinder finden unter den Brüdern der Mutter ihre männlichen Bezugspersonen. Sie kennen ihre biologischen Väter in der Regel nicht, die Mosuo haben auch keinen Begriff für die biologische Vaterschaft, und die Frage nach dem Vater ist tabu.[3]

Die Frage, ob bei den Mosuo ein Matriarchat besteht, ist umstritten und von der jeweiligen Definition abhängig. Sicher ist, dass einzelne Aspekte der Matriarchats-Theorien vorzufinden sind, z.B. Matrilinearität, Matrilokalität sowie die starke ökonomische und politische Stellung der Frauen. Problematisch werden solche Diskussionen durch die starken Brüche und Wandlungen, die bei den Mosuo insbesondere in der Moderne auftauchen. Für die traditionellen chinesischen Moralauffassungen und den Sozialismus der Volksrepublik waren Aspekte wie das azhu-System der Besuchsbeziehungen unannehmbar und sollten verschwinden.

Aktuelle Entwicklungen

Eine „ursprüngliche“ Gesellschaftsordnung der Mosuo beschreiben zu wollen, führt grundsätzlich zu problematischen Konstruktionen. In neuester Zeit, in der der chinesische Zentralstaat den Mosuo wieder mehr soziale und kulturelle Freiräume lässt, hat ihr Kontakt mit der chinesischen und auch anderen Gesellschaften zugenommen. Zahlreiche Beschreibungen von „freier Liebe“ und Matriarchat, von Kritikern häufig als Mythen und Verklärungen bezeichnet, haben das Interesse von Forschern und Forscherinnen (die sich allerdings gegenseitig kontrovers beurteilen) sowie chinesischen und ausländischen Touristen auf die Mosuo gelenkt. Insbesondere ist ein Anstieg des Sextourismus im Gebiet der Mosuo zu beobachten, weshalb sich dort inzwischen zahlreiche Geschlechtskrankheiten verbreitet haben.

Quelle, Fußnoten und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Mosuo  200912

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