partizipatorische Demokratie

Wikipedia >> Eine partizipatorische Demokratie oder partizipative Demokratie (von Partizipation Teilhaben, Teilnehmen und Demokratie Volksherrschaft) will politische Mitwirkung möglichst Vieler in möglichst vielen Bereichen maximieren. Die öffentliche Willensbildung und der Aufbau einer Zivilgesellschaft sind dabei zentrale Anliegen. Dabei steht die Ausdehnung des Demokratieprinzips auf alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche sowie der Privatsphäre im Mittelpunkt (siehe auch feministische Demokratietheorie). Dabei handelt es sich um eine alternative Demokratietheorie, die so in der Praxis (bisher) nur in Ansätzen umgesetzt ist. ... Stand 20120916

Folgende Kritikpunkte werden gegenüber der partizipativen Demokratietheorie geäußert (1-6 nach Schmidt, Demokratietheorien): Die Kritik von Prof. Manfred G. Schmidt trifft kaum minder auf die repräsentative Demokratie zu:
1. Primat des normativen: Die Behauptung von Bachrach ist nicht empirisch abgesichert und bezieht sich hauptsächlich auf jüngere Bürger mit postmaterieller Wertevorstellung.
PeterBarbach: "Die Mehrheit der Individuen kann nur durch eine aktivere Partizipation an bedeutsamen Entscheidungen des Gemeinwesens Selbstbewusstsein gewinnen und ihre Fähigkeiten besser entfalten. Das Volk hat daher im Allgemeinen ein doppeltes politisches Interesse – Interesse an den Endresultaten und Interesse am Prozess der Partizipation." (Die Theorie demokratischer Elitenherrschaft, 1970, S. 119f.)
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Bundesbürger hinsichtlich direkterer Demokratie desinteressierter als bspw. die Schweizer sind. 

Und "postmaterielle" Wertvorstellungen dürften aus vielerlei Gründen inzwischen quer durch alle Generationen an Bedeutung gewonnen haben, z.B. Geschlechteremanzipation, Pluralismus, Umweltproblematik. 
2. Tocquevilles Problem: Umfassende Demokratisierung steigert die Gefahr des Minderheits- oder Mehrheitsdespotismus
Destabilisierung durch Übermobilisierung: Durch den Überschuss an Beteiligung und Ansprüchen kann sich die politische Ordnung destabilisieren,
Das erstgenannte Teilproblem (Minderheits- oder Mehrheitsdespotismus) ist widersprüchlich.
Das zweitgenannte Teilproblem (Destabilisierung durch Übermobilisierung) überzeugt nicht.
3. Eindimensionalität: Qualität und Folgeprobleme politischer Entscheidungen werden weitgehend vernachlässigt, Diese Kritik wäre nur relevant, wenn die Nachhaltigkeit der repräsentativen Demokratie weniger auf Machterhalt gerichtet wäre-
4. Zu optimistisches Menschenbild: Bürger versuchen individuellen Eigennutz zu maximieren und sind nur unter speziellen Bedingungen zu gemeinwohlorientierter Kooperation motiviert, Diese Kritik wäre nur relevant, wenn das Menschenbild der repräsentativen Demokratie weniger optimistisch wäre.
5. Überschätzung der Bürgerkompetenzen: Möglicherweise sind die Bürger, die vernünftige Entscheidungen treffen sollen, nicht dazu befähigt, Diese Kritik wäre nur relevant, wenn gewährleistet wäre, dass die repräsentative Demokratie weniger anfällig für Populismus, Opportunismus, somit auf weniger anfällig für Inkompetenz wäre.
6. Aktive und passive Öffentlichkeit: Normalerweise beteiligen sich nur aktive Bürger. Wie können auch die von sich aus passiven, aber dennoch stimmberechtigten Bürger am Entscheidungsprozess teilnehmen? Dieses Problem (häufig in der Schweiz) lässt sich durch ein entsprechend hohes Quorum lösen. Z.B. Unter 66% Wahlbeteiligung keine "Volksabstimmung", sondern nur "Volksempfehlung". 
20120916 wikipedia...Partizipatorische_Demokratie  20120916 Markus Rabanus


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