Ronald Barnabas Schill
von Londo Mollari am
22.Aug.2003 10:10
Ronald Barnabas Schill, der allseits beliebte Nachwuchspolitiker aus
dem Schanzenviertel, der König der Herzen, Anwärter auf den
Friedensnobelpreis 2015, ist Anfang dieser Woche schnöde kaltgestellt
worden. Eben war er noch Anwärter auf das Innenministeramt in Weißrussland
*und* das höchste deutsche Staatsamt (Führer), jetzt muss er sein
Gesäß auf einer der harten Hinterbänke ("Holzklasse") der
Bürgerschaft plattdrücken.
Erinnern wir uns noch enmal an seinen kometenhaften Aufstieg:
Bekannt wurde er durch seine kauzigen Urteile, in denen er z.B.
Schwarzfahrer mit der Todesstrafe belegte und durch die er sich
schnell den Kosenamen "Richter Tassenlos" erwarb. Leider
wurden diese Urteile in höherer Instanz meist aufgehoben. Wenn er mal
wieder einen Delinquenten fertigmachen wollte, rief er vorher
Vertreter der Lokalpresse an: "Schauen Sie mal bei mir im
Gerichtssaal vorbei, ich mach heute wieder einen fertig." Schon
damals trat er seinen Siegeszug durch die mediale Landschaft an; gern
wurde er in Talkshows eingeladen (Offener Kanal, Vera am Mittag, Larry
King).
Einen ersten Dämpfer erhielt seine Karriere, als er bei einem
Verfahren zwei Zuschauern "aus der linksextremistischen
Szene" (Schill) als Ordnungsstrafe zwanzig Stockhiebe
verabreichen ließ, weil sie "nicht richtig standen"
(Schill). Er wurde daraufhin strafversetzt und durfte fortan nur noch
als Linienrichter bei Spielen der Kreisliga wirken.
Doch Schill ließ sich nicht unterkriegen. Er gründete die
rechtsorientierte Partei Rechter Orientierung, die auf Anhieb 19,4%
bei den letzten Bürgerschaftswahlen in Hamburg schaffte, und wurde
Innensenator. Als solcher glänzte er durch seine Fürsorge zu den
Polizisten, deren Spinde er mit dem aktuellen Playmate des Monats
ausstatten ließ. Sein Wahlkampfversprechen, die Zahl der
Schwarzfahrer innerhalb eines Jahres zu halbieren, wollte er durch
neue Fahrpläne (Wegfall der Hälfte der U-Bahnen und Busse)
realisieren - sein Vorhaben scheiterte leider an der Uneinsichtigkeit
der Koalitionspartner. Unvergessen ist sein Auftritt im Bundesrat, in
dem er Bundeskanzler Schröder nicht nur für die Elbflut, sondern
auch für die Ausländerflut und die Sintflut verantwortlich machte.
Dies alles scheint nun ein jähes Ende gefunden zu haben. Bürgermeister
Ole von Beust ließ für seinen Innensenator die Entlassungspapiere
ausstellen, nachdem Schill ihm damit gedroht hatte, ihn als
angeblichen Schuhfetischisten zu outen, der einen Schuhverkäufer zum
Senator ernannt haben soll (Schill: "Es gibt mehrere Zeugen, die
bestätigen können, dass es in einem gewissen Laden zu *Kauf-Akten*
kam!").
Schill wird nun wohl unsterblich werden. In Moskau gibt es dafür die
Kremlmauer, in Paris den Pantheon, in Hamburg zieht man in den Olymp
der Hamburger Originale ein. "Richter Tassenlos" wird seinen
gebührenden Platz zwischen Hummel und der Zitronenjette einnehmen.
Hummel Hummel? Schill Schill!
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