Russlands
Zickzack-Kurs mit den Atomwaffen
Einer Großmacht unwürdig schlittert Russlands Präsident Dmitri Medwedew in
Angelegenheit der Atomwaffen hin und her. Waren vor wenigen Tagen Abrüstungsabkommen
in Aussicht gestellt, kündigte er nun wieder eine Umrüstung des Heeres und der
Flotte an, um die "Kampfkraft
der russischen Streitkräfte massiv zu erhöhen. ... vor allem unsere
strategischen Atomwaffen."
Russland werde sich wegen der Wirtschaftskrise nicht in die Defensive zwingen
lassen usw., als könne Moskau der NATO-Osterweiterung mit Atomwaffen abhelfen.
Nun bin zwar auch ich kein Freund solcher Erweiterung, wenn sie Russland nicht
einbeziehen, aber die russischen Proteste sind dennoch absurd, zumal der Kreml
seit Jahren mit militärischen Beziehungen zum Iran und südamerikanischen
Staaten prahlt, also seinerseits Bündniserweiterungen sucht, zwar sicherlich
zuvörderst aus Gründen schnöden Waffenhandels, aber immer auch mit der Brüskierung
Washingtons, denn die Marktlücke Rüstung tut sich nur auf, wenn Spannungen
geschürt werden.
Und ist überhaupt zu erwarten, dass Moskau so irrsinnig aufrüstet, wie es nun
droht? Russland kann es überhaupt nicht brauchen, kommt kaum mit der
ordnungsgemäßen Verschrottung ausgemusterter Rüstungen nach, geschweige denn
mit der Truppenversorgung.
Potemkinsche Dörfer sind rasch errichtet, aber stärken die russische
Wirtschaft nicht und auch nicht das Militär, sondern täuschen die eigene
Gesellschaft über den Verbleib der Gas-Milliarden und Ineffizienz eines
Russlands, das nur so gut sei, wie es Putin gefügig ist. Putin ist durchaus ein
Stabilitätsfaktor, aber wenn sich im Heimspiel Konzeptlosigkeit breit macht,
dann sollte er sich vom Auswärtsspiel eher noch weniger erhoffen.
Wie nun reagieren auf die russische Aufrüstungsankündigung?
Den Herren im Kreml mitteilen, dass es auf äußerstes Missfallen stößt und
militärisch hoffentlich bloß unsinnig ist, aber letztlich wird sie niemand
daran hindern, das Land mit Waffen beliebiger Art und Gefährlichkeit
vollzustopfen.
Die falsche Antwort wäre die Ankündigung eigener Gegenrüstung oder auch
"nur" der Raketenabwehr, denn wenn sich der Kreml mehr Sicherheit
davon verspricht, je mehr Europäer und Amerikaner ins Gras beißen würden, so
sollte man Putin & Co. auf dem tiefst möglichen Level Glauben machen, dass
sie uns sämtlich ausradieren könnten.
Moskau soll sich entscheiden, was Russland mehr Vorteile bringt, ob weiterhin
mit teuren Bündnispartnern, die kaum das Geld haben, um neben der Energie auch
noch die paar russischen Waffen zu kaufen oder aber durch Besinnung auf die
ungeheuren Möglichkeiten und Reichtümer des Landes, mit denen es nur besser
umzugehen gilt und im Zivilen allgemeinen Aufschwung nimmt, womit dann weit
leichter Außenpolitik gemacht werden kann als mit prolligen Drohgebärden.
Markus Rabanus 20090317 >> Diskussion