Rudolf Scharping   SPD-Politiker, menschlich gesehen


Rudolf auf dem Focusfest 2000     Copyright www.inidia.de 

Kosovo Sven trifft Wolfgang Bin Baden

Er war das Ziehkind von H.J. Vogel, wurde SPD-Vorsitzender und Kanzlerkandidat.

Als sich abzeichnete, dass Kohl abgewirtschaftet hat, hielten es die Provinzfürsten Gerhard Schröder (Ministerpräsident von Niedersachsen) und Oskar Lafontaine (Ministerpräsident vom Saarland) nicht mehr aus und drängten ihnen entgegen zahlreichen vorherigen Beteuerungen  aus der Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz.

Aber Oskar war nicht stark genug, um den kräftiger gebauten Helmut Kohl aus dem Kanzleramt zu drängen und die Provinzfürsten zogen es vor, Landesherren zu spielen.

Scharping durfte Fraktionschef der SPD im Bundestag sein und galt dort als tapferer Statthalter der SPD gegen den Oberfürsten Kohl, der nicht merkte, dass sein Zeitpunkt zum Abtritt gekommen war.

Schröder wurde Kanzlerkandidat und brauchte nun die von ihm nie wirklich begeisterte SPD-Fraktion im Bundestag in strengerer Regie.

Scharping hörte im Radio, dass er fortan nicht mehr Fraktionschef sein soll. Abends trat er in den ARD-Tagesthemen auf und versicherte, dass er "auf keinen Fall" seinen Fraktionschef abzugeben gedenke.  Auf Befragen, ob er der Verlockung des ihm zur Kompensation angebotenen Verteidigungsministers widerstehen werde, schloss er dieses Amt kategorisch aus.  Die Enttäuschung stand ihm im Gesicht, dass man über seinen Kopf hinweg entscheiden wolle.
Tags drauf ward er kein Fraktionsvorsitzender mehr und hatte sich an seine neue Bestimmung bereits so gewöhnt, dass er 24 Stunden nach seinem letzten Auftritt wieder den Tagesthemen Rede und Antwort stand.  Er äußerte in seiner unnachahmlich "ruhigen" Art Verständnis dafür, dass er der richtige Mann für das Verteidigungsministerium sei.

Kosovo  "Make Love, Not War"
Es tobten allerlei Kriege im Ex-Jugoslawien und Scharping verliebte sich ganz schrecklich in eine neue Frau. Das glückliche Paar stand fortan im Rampenlicht der internationalen Öffentlichkeit als turtelnde Tauben.   und die Soldaten kümmerten sich derweil um die Erledigung eines Staates, der nach Aussagen von Scharping "Konzentrationslager" eingerichtet hatte.  Scharpings zweiter Frühling ließ ihm keine Zeit, die geheimdienstlichen "Erkenntnisse" auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen und so war er in seiner Love-Befangenheit der ideale Mann für die Propagandaschlacht gegen das Belgrader Regime.  Der Krieg war wieder mal nötig.  Und wie man den Krieg führte, das war natürlich auch nötig, denn es ging um die Beseitigung von "Konzentrationslagern", die es allerdings nicht gab. -  Die Liebe und die Erinnerung an den Holocaust wurden politisch missbraucht.
Wie soll man auf Scharping reagieren, wenn man trifft?
Ich traf ihn auf einem schönen Fest. Alle Leute waren glücklich und zufrieden mit dem Sekt. Schröder saß mit ein paar Jungs von/aus der Industrie und gealterten Blondinen an abseits vom Gedränge aufgestellten Tischen.  Scharping ist etwas groß für sein Format geraten und man konnte ihn im Gedränge gut beobachten, wie er überall durch Freundlichkeit auffiel. Stunden später liefen wir uns über den Weg. Er lächelte so lieb. Konnte das die Gelegenheit sein, mit ihm über "Konzentrationslager" zu sprechen?
Afghanistan   und "Bin Baden" (=Anti-Terrorist Scharping)
Der nächste Krieg ließ nicht lange auf sich warten. Bin Laden oder auch nicht hatte Flugzeuge gegen die Symbole unserer Freien Welt geschmettert, ohne die Anstandsregel zu beachten, dass Kriege "erklärt" gehören, was ihn von gewöhnlichen Bös-Buben unterscheidet und ihm den Ruf des Top-Terroristen einbrachte.  Vom Typ her ähnlich groß und weich wie Scharping, aber möglicherweise etwas charismatischer, wenn man die Begeisterung ernst nehmen darf, mit der sich Menschen für ihn und seine Sache in den Tod stürzen, anstatt sich zu ergeben, als die vereinigte Streitmacht der Freien Welt auf dem Luftweg anrückte und aus sicheren Höhen gelbe Nahrungssäcke abwarf, die der Sprengmunition zum Verwechseln ähnelte, die ebenfalls vom Himmel fiel,  um Bin Laden und seine religionsfanatischen Gastgeber zum Teufel zu jagen. 
Scharping machte in diesem Krieg gegen das Böse mehrfach von sich Reden:  ein paar ungeschickte  Bemerkungen, die ihn für Opposition und USA in den Verdacht der Unfähigkeit und des Geheimnisverrats stellten.  Immerhin gelang ihm, dass man unseren Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse nicht für einen  Al-Kaida-Anhänger hielt, denn durch die Optik von CIA-Satelliten kann man schnell in ein Raster passen, in dem Leute ohne Rasierapparat unter Mullah-Verdacht geraten.
Scharping  im  BT-Wahlkampf  2002
Wir wissen nicht, ob Bin Laden noch lebt, denn in seine afghanischen Höhlen wurden Massen von Sprengladungen gefeuert, die atemberaubend gewesen sein sollen.
Wir wussten auch nicht, wo unser Verteidigungsminister abgeblieben war. Schon wieder Flitterwochen oder dieses Mal abgeschirmt durch den MAD?  Wahrscheinlicher war, dass er bis zum Tag nach der Wahl Stubenarrest hatte. Aber die SPD fiel in der Wählergunst so dramatisch, dass Schröder seinen Rudolf doch schon vorher des Amtes enthob.
Wolfgang - menschlich gesehen
Ich denke, dass Scharping ein netter Mensch ist.  Mein Bruder sieht das übrigens ähnlich. Ich mag auch nicht ausschließen, dass die Politik ohne Leute wie ihn nicht auskommen kann, aber in seinen Ämtern war er sämtlich eine Fehlbesetzung, ohne Vision und ohne Mut.  sven

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