Franz Josef Strauß  Thema ERGÄNZEN
Die Bilderbuchkarriere eines Lehrers, 
der keine Lust auf Schule hatte:
1915 als zweites Kind eines Metzgers, 
studierte Altphilologie, Geschichte, Volkswirtschaft auf Lehramt; 
1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht zum stellvertretenden Landrat in Schongau/Bayern bestellt
1946 Landrat 
1946 Landesvorstand CSU
1949-1952 CSU-Generalsekretär
1949 Mitglied des Bundestages
1953-1955 Bundesminister für besondere Aufgaben
1955-1956 Bundesminister für Atomfragen
1956-1962 Bundesverteidigungsminister
1961-1988 CSU-Vorsitzender
1962 FIBAG-Affäre (=Auftrag zum Kasernenbau für die 7.US-Armee an die Firma FIBAG; der
SPIEGEL berichtet und wird im November auf Betreiben von Strauß staatsanwaltlich durchsucht mit Festnahme des Herausgebers Rudolf Augstein und Chefredakteur Conrad Ahlers
1966-1969 Bundesfinanzminister
1972 Gegnerschaft zur
Ostpolitik der Brandt-Regierung
1974 Sonthofener Rede am 18./19.November
KLICK
1975 Reise zu Mao Tse-Tung
1976 Konflikte mit CDU nach BT-Wahlniederlage: Strauß kündigt CDU-CSU-Fraktionsgemeinschaft, bis die CDU mit eigenem Landesverband in Bayern droht 
1978-1988 Bayrischer Ministerpräsident
1979 Kanzlerkandidatur für BT-Wahl 1980 nach Kampfabstimmung gegen den CDU-Kandidaten Ernst Albrecht
1980 Totale Wahlschlappe: 44,5% = unter dem Wahlergebnis von 1976
In den folgenden Jahren Außenpolitik in Konkurrenz zum jeweiligen Außenminister.
1988 1. Oktober: Herzinfarkt während einer Jagd auf Einladung von Thurn und Taxis; Tod am 3. Okt.  
Thema ERGÄNZEN + Diskussion
 
von Sven Redaktion am 26.Oct.2002 [ altes Forum ]  

Hallo Till,

wie ich die Auseinandersetzung mit dem emporgekommenen Metzger-Sohn "Franz Strauß" (meines Wissens ohne "Josef") und dessen "Berliner Freundeskreis" als anzeigende Organisation ansprach, muss ich es etwas korrigieren:

nicht ich war geladen, sondern der presserechtlich verantwortliche Chefredakteur, was mich außerordentlich ärgerte.
So sind junge Menschen: Konflikte sind spannend, sind gewünscht.

Und daran müssen wir uns heute messen lassen, wenn wir uns der "zu allem entschlossenen" Newbies annehmen: Dass wir sie durch unsere Reaktion nicht unnötig in die Irre treiben.

Hintergrund war ein meines Erachtens "wasserdichter" Artikel zur leidlichen Kontinuität in Amtsstuben und Politik. Das Verfahren wurde aus besagten Gründen eingestellt (Bernt Engelmann konnte sein Strauß-Schwarzbuch juristisch verteidigen). Ich bedauerte als junger Mensch die Einstellung "meines Verfahrens", zu dem es geworden wäre, denn ich war zuversichtlich, gut recherchiert zu haben und wollte nach einem dreizehnmonatigem Unsinns-Verfahren, das man zum Zwecke meiner Relegation gegen mich anstrengt hatte, auch gern mal ein Verfahren, in dem es um Dinge ging, mit denen ich etwas zu tun hatte.

Strauß verkörperte für mich die Lügen derer, die das Boot der Nazis erst verlassen hatten, als es mit Entführern und Geiseln unterging.
Für mich verkörperte er die Niedertracht des rücksichtslosen und machtgierigen Politikers, der alle in politischen Systemen existierenden Negativqualitäten in sich vereinigte - und damit noch immer Menschen zu faszinieren verstand.

In dieser "Dialektik" zwischen Bevölkerung und F.J.Strauß sah ich allerdings eher Gründe, ihn weniger als Person anzugreifen, sondern als Phänomen eines allgemein unterentwickelten Demokratieverständnisses, das im "starken Mann" fehlenden Halt sucht und ihm die Sünden ermöglicht.

Übrigens waren das zugleich "meine Gründe" gegen den damals RAF-Terrorismus, der noch immer Sympathisanten an den Unis hatte. Allerdings war ich in meiner Gewaltablehnung aus heutiger Sicht inhaltlich nicht entschieden genug, weil ich sie in vielen Texten zu sehr darauf reduzierte, dass Terrorismus nur "Sessel für neue Verbrecher frei macht". Um das Menschenleben an sich, um das Schicksal von Familien, ging es mir damals zu wenig, so sehr wichtig es mir selbstmeinend war. Die "Selbstverständlichkeiten" kamen nicht adäquat zum Ausdruck. Sie waren dann wohl doch "nicht politisch genug".

"Personelle Kontinuität" ist bei allem nicht das zentrale Problem, sondern wird nur von denen behauptet, die sich für personelle Alternativen stark machen oder sich selbst dafür halten.

Das eigentliche Problem ist die "geistige Kontinuität". Wenn man das voneinander zu unterscheiden wüsste, würde sich viel Feindbild relativieren, würde politisches Denken und Handeln inhaltlicher.

Grüße von
Sven            Diskussion
Redaktion

ps: im selben Verfahren ging es auch um Filbinger


 Strauß der "Stratege"

 
Es war einmal ... 

Sonthofen, Luftkurort im schönen Oberbayern. Heute 21.434 Einwohner, davon männlich 10.160; Öffentliche Sicherheit und Ordnung: Einnahmen 216.100 EUR, Ausgaben 1.025.824 EUR; früher sehr viel Flachsanbau, heute 485.000 Gäste-Übernachtungen p.a. und vor fast 30 Jahren kam ein besonderer Gast:

Franz Josef Strauß hielt seine wohl berühmteste und ehrlichste Rede des damaligen Vorsitzenden der CSU, die so genannte Sonthofener Rede (
KLICK).

Um der damaligen sozial-liberalen Regierung das Leben schwer zu machen, empfahl Strauß seinen Parteifreunden die antideutsche Strategie, „es müsse immer tiefer sinken“, es müsse wirtschaftlich immer schlechter gehen, damit die Union bessere Chancen hat, zur Macht im Bund zurückzukehren.

KLICK       Freiheit in der Version F.J. Strauß 1980

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