Als "Systemmedien" bezeichnen Extremisten Medien, die sich mit ihren Nachrichten und Kommentaren im Rahmen des umgebenden politischen und rechtlichen Systems halten.

Extremisten behaupten mit dem Begriff "Systemmedien" zugleich einen Wirkungszusammenhang, der die Existenz widerstreitender Interessen ignoriert und eine "Gleichschaltung" von Medien, Wirtschaft und Politik suggeriert, die es in behaupteter Weise in pluralistischen Gesellschaftssystemen nicht gibt, sehr wohl aber in solchen Systemen, für die Extremisten streiten >> Gleichschaltung im Nationalsozialismus und anderen Diktaturen.

Die pluralistische Gesellschaft hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass in ihr die konkurrierenden Ansprüche koexistieren und dazu erforderlich in gegenseitigem juristischem und notfalls einklagbaren Respekt.  
Zwar ist nichts voneinander "vollends unabhängig", aber die andersdenkende Politik hat stets ihre Chance. 

Extremisten projizieren mit dem abfällig gemeinten Begriff  "Systemmedien" ihren Wunsch nach nationalistischer oder sonst diktatorischer Zensur, also nach Bruch mit der pluralistischen Verfassungsordnung und diffamieren dazu den freien Journalismus.

Systemmedien [ Antwort schreiben | Forum ]
 
von martin am 5.Oct.2003 21:51

Hallo Thilo,

ich bin ratlos, was uns dein Bericht eigentlich sagen will. Die Erkenntnis, dass Medienmeldungen immer mit Vorsicht zu genießen sind, verdient ja nun nicht unbedingt, in den Rang der Erleuchtung erhoben zu werden.

Was mich bei rechten Medientheoretikern immer ein wenig skeptisch macht, ist diese Pauschalisierung, das Sprechen von DEN Medien, als gäbe es keinen Unterschied zwischen der Süddeutschen Zeitung und den Nachrichten auf Radio Energy. Dadurch entsteht selten der Eindruck, dass diejenigen, die mit solchen einschlägigen Thesen anrücken, tatsächlich sehr bewandert sind in den massenmedialen Landschaften.

Für mich, der sich nicht tagtäglich an die Nachrichtenticker-Infusionsnadel hängt, stellen sich die Fälle Lindt, Sebnitz und München nicht als Gegenstände hysterischer Aufgeregtheiten dar. Der Drang nach Echtzeitübertragung des Weltgeschehens ist irgendwie ein Zug unserer Zeit. Aus ein bisschen zeitlicher und geistiger Distanz stellt sich vieles entspannter, aber auch konsistenter dar. Ich bin davon überzeugt, dass man in Sachen Weltverständnis besser fährt, wenn man sich nicht ständig die volle News-Packung verabreicht.

Zum Fall München:
1. Das Wort von der BAF stammt meines Wissens von Beckstein, also von einer Person, die der Intention, die rechte Gefahr zu dramatisieren, relativ unverdächtig sein dürfte.
2. Jedem halbwegs aufgeweckten Zeitgenossen ist sofort klar geworden, dass der Vergleich hinkt, weil solche Vergleiche immer zu hinken pflegen.
3. Auch in den BRD-Systemmedien sind Personen zur Sprache gekommen, die diesen Vergleich abgelehnt haben.
4. Weil ich die Aktivitäten von Martin Wiese und Konsorten ohnehin für wenig erfreulich halte, widme ich meine geistigen Aktivitäten lieber wichtigeren Problemen als der Frage, ob die (im Herzen wohl zutiefst demokratische) rechte Szene hier ungerechterweise in ein schiefes Licht gerückt wurde.

Solltest du bei deinen Wanderungen durch die linken und rechten Randgebiete der Informationsgesellschaft mal auf Zusammenhänge stoßen, die Hand und Fuß haben (und sich nicht auf dem geistigen Niveau von Otto Brandung bewegen), würde ich mich freuen davon zu lesen.

mfg
martin

Noch ein kleiner Spaß zum Schluss:
Trotz aller Kritik kommen dein Denken und deine Sprache offenbar auch nicht aus der Bild-Schleife raus. Folgendes wäre geradezu ein Paradebeispiel für die Springer-Hammerschlagrhetorik:
UNSCHULDIG IN U-HAFT
LEHRE VERLOREN
PSYCHISCH ANGEKNACKST             Antwort schreiben

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