Tenzin Gyatzo, der 14. Dalai Lama, geistliches und politisches Oberhaupt Tibets, floh 1959 vor den chinesischen Truppen, lebt im indischen Exil und  erhielt 1989 den Friedens-Nobel-Preis.

    
Wikipedia-Foto 200804 und Flagge der tibetischen Exilregierung, Diskussion im >> FORUM

Tenzin Gyatso, gebürtig Lhamo Dhondrub; * 6. Juli 1935 in Taktser, Provinz Amdo, Tibet) ist ein bedeutender Linienhalter der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus, buddhistischer Mönch, Befürworter der Rime-Bewegung und seit 1940 der 14. Dalai Lama. Die formelle europäische Anrede ist „Seine Heiligkeit“ (in Anlehnung an die Anrede vergleichbarer religiöser Würdenträger). Die Tibeter selbst nennen ihn zumeist Kundün, Yeshe Norbu oder Gyalwa Rinpoche.

Leben

Tenzin Gyatso ist der Mönchsname des jetzigen Dalai Lama. Er wurde am 6. Juli 1935 in Taktser, einem Dorf in der tibetischen Provinz Amdo im Nordosten Tibets mit dem Namen Lhamo Dhondrub als Sohn eines Bauern geboren. Im Alter von fast zwei Jahren wurde er von zwei Mönchen, denen er zuvor in einer Vision erschienen sein soll, als Wiedergeburt seines 1933 verstorbenen Vorgängers Thub-Idan-rgya-mtsho (Thubten Gyatso) entdeckt. Es wird berichtet, dass er spontan eine Mala (buddhistischer Rosenkranz), welche dem 13. Dalai Lama gehörte, als die seine erkannte und auch weitere Tests bestand. Unter anderem konnte er einen anderen prominenten Mönch benennen und weitere Gegenstände, die ebenfalls dem Vorgänger gehörten, aus einer mitgebrachten Menge heraussuchen.

Lhamo Dhondrub gelangte mit 4 Jahren in den Potala-Palast in Lhasa. Am 22. Februar 1940 wurde er im Alter von 4½ Jahren als 14. Dalai Lama durch die Sitringasol-Zeremonie inthronisiert. Sein neuer Name lautete damit Jetsun Jamphel Ngawang Lobsang Yeshe Tenzin Gyatso - „Heiliger Herr, gütiger Herr, mitfühlender Verteidiger des Glaubens, Ozean der Weisheit“. Tibeter sprechen vom Dalai Lama normalerweise als Yeshe Norbu („den Erfüllenden“) oder einfach als Kundün („Gegenwart“).

Potala-Palast in Lhasa, Foto vergrößern >> PotalaPalastLhasa_wikipedia200804.jpeg (115283 Byte)

Von 1946 bis 1950 hielt sich der österreichische Geograf und Bergsteiger Heinrich Harrer als Freund und Lehrer des jungen Dalai Lama in Lhasa auf. Am 17. November 1950 wurde dem damals 15-jährigen Dalai Lama nach der Okkupation Tibets durch die Volksrepublik China die Staatsgewalt über das Land übertragen (von China nicht anerkannt). In den Jahren 1954/55 traf der Dalai mehrmals Mao Tse-Tung, um mit ihm über eine friedliche Beilegung des Tibet-Konflikts zu beraten. Die Gespräche endeten ohne Ergebnisse. Die Okkupation Tibets wird auch im Film Sieben Jahre in Tibet nach dem Buch von Heinrich Harrer behandelt, wo die Figur des Tenzin Gyatso eine tragende Rolle spielt.

Flucht und Exil

Kurz bevor er floh, hatte er die Geshe, die Doktorwürde der buddhistischen Theologie (vgl. Indische Philosophie), am Jokhang-Tempel erlangt, nachdem er sich in philosophischen Debatten mit Mönchen der Klöster Drepung, Ganden und Sera bewährt hatte. Nach einem gescheiterten Aufstand der Tibeter wider die chinesische Okkupation im Jahre 1959 floh der gegenwärtige Dalai Lama am 17. März nach Indien ins Exil nach Dharamsala (Himachal Pradesh), wo er sich seitdem aufhält. Vor der Flucht hatte er das Nechung-Orakel befragt, das ihm geraten hatte, Tibet zu verlassen.

Er setzt sich weiterhin für mehr Autonomie Tibets innerhalb der Volksrepublik China ein, welches seine Bestrebungen jedoch als Separatismus ansieht. Am 10. März 1963 verkündete der Dalai Lama eine demokratische Verfassung für Tibet, die ihm selbst, sollte sie jemals in Kraft treten, hauptsächlich repräsentative Pflichten übertragen würde.

Politisch ist der jetzige Dalai Lama Präsident der tibetischen Exilregierung, die jedoch weder von der Volksrepublik China noch von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt wird.

Beziehungen zum Westen

Neben diesen politischen Aktivitäten setzt sich der 14. Dalai Lama intensiv für einen friedfertigen, konstruktiven und mitfühlenden Dialog der Menschen ein – sowohl in religiöser als auch in allgemeiner Hinsicht. Dazu hat er eine große Zahl von Vortragsreisen rund um den Globus durchgeführt und auch viele Schriften herausgegeben, in denen die im Gegensatz zur einfachen Lebensweise unerwartet differenzierten Vorstellungen der tibeto-buddhistischen Religion zu Fragen der Lebenspraxis, zur Natur des menschlichen Bewusstseins und weiteren existenziellen Fragen erläutert werden. Der Dalai Lama gilt als persönlicher Freund des Christentums, wobei er oftmals Gast im Vatikan war, eine besondere Freundschaft soll ihn mit Papst Johannes Paul II. verbunden haben.

Aufgrund seines regen Interesses an wissenschaftlichen Themen und der Zusammenarbeit mit dem nordamerikanischen Rechtsanwalt Adam Engle und dem chilenischen Neurobiologen und Philosophen Francisco Varela entstand 1990 das in den USA ansässige Mind and Life Institute. Der Dalai Lama ist nach eigener Aussage davon überzeugt, dass Wissenschaft und die buddhistischen Thesen ohne Probleme vereinbar sind.

Der gegenwärtige Dalai Lama gibt auch im Westen in regelmäßigen Abständen Einweihungen in das buddhistische Kalachakra-Tantra. Kalachakra ist, neben den Praktiken auf Yamantaka und Guhyasamaja (Yidams), eine der Hauptübertragungen. Die mit dieser Einweihung verbundene Praxis wird auch als Kalachakra für den Weltfrieden bezeichnet. Erst vor kurzem hatte der Dalai Lama eine buddhistische Schule in Österreich besucht.

Demgegenüber hat die Person des vierzehnten Dalai Lama im Westen neben seiner moralischen Autorität vor allem den Status eines Botschafters des Friedens. Ihm wurde im Jahre 1989 für seine Bemühungen, mit allen friedlichen Mitteln auf die Lage in seinem Heimatland Tibet aufmerksam zu machen, der Friedensnobelpreis verliehen.

Quelle und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Tenzin_Gyatso Stand 200804

www.dalailama.com

weitere Literatur

allgemein >> Dalai Lama

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