Urheberrechtsdebatte2012
"WIR
SIND DIE URHEBER!" prahlen die Verwertungsgesellschaften auf
Plakaten, was ihnen niemand bestreitet, es sei denn, sie
bestreiten es anderen.
VERLOGEN sind die
VERLAGE, sobald sie Werke ihrer Journalisten im Internet so
anders als am Kiosk KOSTENLOS anbieten und mit "Like"-Button
anbiedern, dann aber im Namen des Urheberrechts die
"Kostenlosmentalität" der Allgemeinheit beklagen anstatt den
Zugang zu ihren Artikeln kostenpflichtig zu machen, wie sie es könnten,
jedoch kalkuliert nur mit einzelnen Artikeln tun. Aber die meisten ihrer
Online-Artikel sind "raubkopiert" aus den eigenen Printmedien
- und damit die Journalisten um die Zweitverwertung betrogen. NIEMAND
(auch Google nicht !) "raubkopiert" gegen Urheberrechte so
viel, wie es die Verlage mit den eigenen Journalisten tun.
VERLOGEN ist all
das Geschwätz gegen die "Kostenlosmentalität", denn
kostenlos ist nur zu haben, was den Wert nicht hat, den es zu haben
behauptet, sonst wäre es entweder kostenpflichtig oder es wäre
unrechtmäßig kopiert, wogegen das geltende Recht allemal reicht, wie
Tag
für Tag die Millionenerlöse aus Abmahnverfahren und
Urheberrechtsstreitigkeiten beweisen. Aber den
Verwertungsgesellschaften, Verlagen und deren leibeigenen Urhebern genügt
das nicht. Sie wollen ein "neues Urheberrecht", das ihnen
"Vergütungen" in Höhen einbringt, für die sich keine
Nachfrage fände und deshalb die Umgehung der Privatautonomie
erforderlich macht: mit "Kulturflatrates" und anderen Tricks,
einfach von der Politik auf Kosten Unbeteiligter geschenkt.
VERLOGEN sind die
Verwertungsgesellschaften, sobald sie im Namen des Urheberrechts bei
Leuten abkassieren, denen sie nichts geliefert haben, z.B. Kopiergeräte-
und Speichermedienabgabe, "GEMA-Vermutung", eine für viele unüberschaubare
Liste mieser Ideen - und das von mehr und mehr
Verwertungsgesellschaften, die allesamt kreischen, das Urheberrecht sei
bedroht, was es ohnehin immer ist, aber stets auch umkehrt, weil
Lobbyisten "Angriff die beste Verteidigung" ist.
markus
rabanus 20120710 Update gegen anmaßende Verwertungsgesellschaften
u. falsches Urheberrecht
Niki Stein und das Urheberrecht
Verfasst:
Fr
20. Apr 2012, 16:58
von redaktion
„Tatort“-Regisseur Niki Stein - durchgeknallt - beklagt in der FAZ
mit allerlei Unterstellungen gegen die Piratenpartei, dass die
Urheberrechte auf dem Rückzug seien, erzählt von seinem nikisteinigen
Werdegang als Urheber seit den frühesten Siebzigern, aber verschweigt
oder vergisst im Eifer seiner Spiegelfechterei, wie schön damals nahezu
jeder seiner Klassenkameraden die Radio-Musiksendungen auf Cassetten
mitschnitt, auf Schulpartys "verbreitete" - und trotz all
dieser "Musikpiraten" die Musiker und Produzenten dennoch zu
Megastars wurden inkl. Megavermögen im Nebeneffekt.
Niki Stein wäre damals der einzige "Nicht-Pirat" oder ein
"Passiv-Pirat", wenn er denn eingeladen wurde und nicht den
Netzstecker zog.
Probiert werden soll mal die Gegenthese zu seinem Jammerpamphlet
>> Nie zovor waren die Urheberrechte so einträglich wie heute. -
Und das zieht sich durch alle Lebensbereiche bis hin zum Leben an sich,
wenn es um die Patentierung von Genen und Lebewesen geht, demnächst um
die Methoden der Trinkwassergewinnung und gegen die Elektromobilität.
Und was die Piraten zum Urheberrecht meinen, lässt sich dort nachlesen.
Niki Steins Antipiraten-Kolumne ist Urheberschaft in Wahnlitanei, der
FAZ das Zeilengeld wert. Ist doch schön so. Oder zu wenig? Dann müsste
er besser verhandeln. Aber vielleicht wäre es ihm lieber, wenn für
solche Besprechung hier auch noch etwas zu bekommen wäre. Dabei kann
solchen Leuten nichts Besseres passieren als möglichst breite Erwähnung
zu finden.
Sein nächstes Filmprojekt "Erwin Rommel". @Niki Stein, seien
Sie unbesorgt, denn da werden Sie so wenig kopiert wie mit den
Frankfurter Tatorten, ganz gleich, wer Ihnen dafür Preise anträgt.
Liebe Grüße von MSR (nahm in Jugendtagen mehr als 200 Cassetten mit
Musik auf, z.B. "Money" von Pink Floyd, siehe YOUTUBE:-)
Nachtrag wegen
Kritik von dritter Seite, weil da jemand die YOUTUBE-Bemerkung nicht
versteht: Dass sich Jugendliche dort wie auf Facebook gern mit ihren
Idolen zieren, macht die Idole keineswegs ärmer, denn sobald
Weihnachten oder eigene Kaufkraft ist, werden eben doch auch teuerste
Konzerte besucht, Tonträger gekauft usw. - und dennoch halte ich es für
richtig, wenn Urheber und deren Verwerter Sperren durchsetzen und
systematischen Urheberrechtsverletzern nachstellen. Nur
mochte ich noch nie Kanonen gegen Spatzen.
Zum Urteil der GEMA vs. YOUTUBE
Verfasst:
Fr
20. Apr 2012, 17:43
von redaktion
Heute entschied das Hamburger Landgericht zugunsten GEMA, dass YOUTUBE
in Deutschland alle Musikvideos auf Urheberrechtsverletzungen hin überprüfen
muss. In Kommentaren heißt es, das Urteil diene immerhin dem
"Lebensunterhalt" von Künstlern. Wäre das zutreffend, so könnten
allenfalls die Underdogs der Szene gemeint sein, die ohnehin kaum jemand
kopiert, während sich die Beliebtheit - und sei sie mitunter kostenlos
- mühelos einspielt, jedenfalls für den Künstler, auch wenn sich dem
Erfolgreichsten noch immer die Ansprüche inflationieren können. Im
wesentlichen verhilft das Urteil der GEMA und den Produzenten zu
weiteren Millionen oder gar Milliarden, ohne die sie ansonsten angeblich
darben.
Was der Debatte zur Sachlichkeit fehlt, sind die Umsatzzahlen seit 1965,
bevor zunächst die analoge Kopiererei begann. Oder wenigstens seit
1980, denn die Globalisierung brachte eine Inflation in das Geschäft,
mit denen die realen Produktionskosten nicht mitwachsen konnten,
allenfalls die Begehrlichkeiten unter dem Vorwand von Urheberrechten
"für den armen Künstler", der jedoch weiterhin hungern wird.
Drum bin ich Befürworter eines "bedingungslosen
Grundeinkommens", keines hohen, aber doch bitte auch für die
Menschen, die sich nicht anmaßen, als "Künstler" gerettet
werden zu müssen, obgleich sie es anderen nicht sind. Das
Wohlstandsrisiko soll schon noch sein.
Trotzdem: Auch ich begrüße das Urteil, denn YOUTUBE verdient ja tatsächlich
einen Großteil mit der Verletzung von Urheberrechten. Dort sind die höchsten
Zugriffszahlen. Und dort sind die meisten Werbeeinnahmen.
Dass solch Konzept ungerechtfertigt ist, steht auf ganz eigenem Blatt, während
es in der Piraten-Debatte darum geht, dass uns nicht die Kinder
weggesperrt werden, weil sie sich von den Hype-Produzenten haben
einreden lassen, dass Bushido zum eigenen Profil gehöre.
Urheberrecht im Streit
Verfasst:
Fr
11. Mai 2012, 15:34
von redaktion
Volker (anonymisiert) hat geschrieben:Auch ich als
Designer bin klar für den Schutz des Urheberrechts:
http://www.wir-sind-die-urheber.de
Wie es wohl die Piraten fänden wenn man ihre Ideen klaut?
Hallo Volker,
viele Piraten und Piraten-Sympathisanten wären froh, wenn die anderen
Parteien und gesellschaftliche Institutionen den Piraten beispielsweise
die Idee des LiquidFeedback "klauen" würden. Wobei
selbstverständlich besser und ehrlicher ist, wenn es kein Klau, sondern
ein Lernprozess wäre, bei dem sich der Schüler zum Lehrer bekennt.
Viele meiner Projekte sind mein Urheberrecht und Kopien lassen sich
heute leichter denn je über die Suchmaschinen finden, so dass ich
Urheberrechte in dem jeweils geeigneten Maße geltend machen kann, denn
der Unterschied ist mir groß, ob da ein Schüler ohne Quelle zitiert,
um rasch seine Hausaufgaben zu erledigen, einem Mädchen zu gefallen
oder ob da jemand kommerziell gegen Urheberrechte verstößt.
Gerade in den Fällen der kommerziellen Urheberrechtsanmaßung wird es
mitunter sehr heikel für den tatsächlichen Urheber, wenn der Übeltäter
den Spieß einfach umkehrt und mit juristischem Aufwand auch noch
durchzusetzen versucht, also dem eigentlichen Urheber Verwendungen
verbieten zu lassen.
Wir haben das schon mehrfach erlebt - und in Betrachtung der Prozessverläufe
dann doch eher nur Glück gehabt, im Recht geblieben zu sein.
Wer hat wann welches Recht? Ob das Hundertwasserhaus in Fotokalendern
erscheinen darf oder die Erben "Urheberrechte" geltend machen
dürfen, obwohl da etwas im Öffentlichen Raum Platz greift, also im
Alltag aller Bürger? Es gibt Argumente dafür und dagegen. Daran kann
sich zwar das "Ob" entscheiden, aber doch weit intelligenter
das "Wie", während das "Ob" eine größere Rolle
spielen muss, wenn um ein Designer-Bad in einer Privatwohnung geht.
Um solche Unterschiede geht es in der aktuellen Debatte bei den Piraten,
nicht um die Abschaffung des Urheberrechts, sondern um Reformen - und
endlich öffnet eine Partei solche Debatte für jeden Bürger zur
Mitsprache, wobei ich sehr wohl die Gefahr sehe, dass die Piratenpartei
sich letztlich schon aus Gründen des eigenen Profils auch wieder nicht
die richtigste, sondern für die Zielgruppen-Lösung entscheidet. Solche
Parteilogik ist ein Grundproblem.
http://www.wir-sind-die-urheber.de
ist Lobbyismus, wie ich ihn nicht mitmachen kann, denn die
Fehlentwicklungen sind zu offensichtlich: Abgaben auf Videogeräte,
Fotokopierer usw.
Das ist Gesetz geworden, weil die Altparteien den Privatmedien zu gefügig
sind und Interessenverrat an Wählern, die nun kollektiv dafür haften,
dass wir Urheber unsere Rechte doch eigentlich nur gegen Rechtsbrecher
geltend machen sollten. Dafür dürfen wir Verbände und
Verwertungsgesellschaften haben, erhalten für die Rechtsdurchsetzung
von der gesamten Gesellschaft Rückhalt durch das Rechtswesen, aber die
Verwertungsgesellschaften nicht aus Verwertungen, sondern aus pauschalen
Verdächtigungen speisen zu wollen, das halte ich für falsch.
Weil du mich aus anderem Kontext kennst: Ich würde es auch für falsch
halten, wenn ich meine Mitgliedsbeiträge für den Grundeigentümerverband
per Nebenkostenabrechnung auf die Mieter abwälzen dürfte:-)
Kurzum: Nicht alles, was mir gut tut, wäre schon deshalb gleich
legitim.
MfG msr
Urheberrechtsdebatte
Verfasst:
Do
7. Jun 2012, 16:51
von redaktion
Unterausschuss "Neue Medien" + Urheberrecht
Verfasst:
Mo
11. Jun 2012, 15:11
von redaktion
21. Mai 2012
Vermarktung und Schutz kreativer Inhalte im Internet
Frank Rieger (Chaos Computer Club) schlägt eine Gebühr i.H.v. "5
€ pro Monat pro Internetanschluss" vor als
"gesellschaftlichen Ausgleich für Kunst und Kultur". Damit
sollen den Kreativen und Verwertern die Einnahme-Ausfälle durch bislang
unerlaubtes Filesharing kompensiert werden. Die 5 € sollen zugleich
eine Art Kulturwährung sein, ... "Alle tun was dazu, ..."
Markus Rabanus: Der CCC-Vorschlag
will die Allgemeinheit mit einer weiteren Zwangsabgabe belasten. - Wenn
die Künstler subventioniert werden möchten und sollen, dann gefälligst
aus dem Kulturetat, aber nicht auf immer neuen, fiskalischen
Nebengleisen, mittels derer sich eine weitere Verwertungsgesellschaft in
den Markt bringt. Auch im Detail wird demnächst Kritik daran sein, denn
"Kulturwährung" klingt zwar schöngeistig, ist aber purer Blödsinn
und Irreführung.
Gegen die GEMA-Kampagne
Verfasst:
Sa
16. Jun 2012, 14:29
von redaktion
Die GEMA macht eine Kampagne, die sie als "DIALOG" betitelt.
Mal schauen, ob mein Dialogbeitrag geduldet wird, denn ich schrieb bei
http://www.facebook.com/GEMAdialog
folgendes:
Auch meine Häuser sind viel wert, aber es ist mir zurecht nicht
statthaft, dass ich von Passanten und potentiellen Einbrechern Miete
kassier', wie es die Verwertungsgesellschaften mit Abgabenforderungen
auf USB-Sticks usw. durchsetzten.
Das Recht auf Eigentum soll durch Sanktionen geschützt sein. Das setzt
Transparenz für die Unterscheidung zwischen Erlaubtem und Verbotenem
voraus. Und es braucht Verhältnismäßigkeit. Aber wer Unbeteiligte zur
Kasse bitten will, treibt Wegelagerei und will schmarotzen, will andere
enteignen - und das mit der Behauptung, von denen beraubt worden zu
sein.
Der Falschverdacht taugt moralisch nicht zur Geschäftsidee, aber wird
inflationär zum Konzept der Verwertungsgesellschaften.
Urheberrechtsabgabe
Verfasst:
Mo
18. Jun 2012, 15:47
von redaktion
@ anonymisiert,
- "Sobald
jemand eines deiner teuren Häuser nutzt, willst auch du sicher Geld
haben" = exakt. Und so auch die Rechtslage. Und
immerhin nicht für jeden "Jemand", wenn sich ein Mieter den
Freund einlädt usw.
- "Jemand, der
Musik konsumieren will, der ist kein "Unbeteiligter" und der
muss für diesen Konsum eine angemessene Vergütung zahlen"
= exakt. Und wer die Musik NICHT konsumieren will, soll auch NICHTS
zahlen müssen. Aber die Verwertungsgesellschaften setzten Abgaben
durch, als wenn mir Unbeteiligte den Mietprellerschaden ersetzen müssten,
obwohl es ein anderer war. - Der Unverstand ist immer dann oder vorgetäuscht,
wenn jemand partout nur die eigenen Interessen für relevant hält.
Jeder Urheber soll bestimmen, was ihm an Vergütung lieb ist, wenn er
denn dafür Abnehmer findet. Sich aber von Unbeteiligten berenten zu
lassen, geschieht schon hinreichend aus Steuern, denn davon bezahlt die
Gesellschaft auch viele Künstler, deren Kunst oft aufgrund falscher
Selbsteinschätzung keine Abnehmer findet und immerhin nicht vom
JobCenter versteigert wird, oft aber auf dem Schwarzmarkt ist.
So lieb ist unsere Gesellschaft heute mit unseren Künstlern und
Urhebern allgemein. Etwas mehr Sozialstaat (und etwas mehr Liebe) - so hätte
van Gogh vielleicht länger gelebt und gemalt. Sein Wille geschehe, ob für
die wenigen Reichen oder für das Weltkulturerbe und dann bewahrt mit öffentlichen
Mitteln. Solche Wege gilt es zu finden - ohne Wegelagerei.
Zum Unterschied zw. Händischem und Geistigem
Verfasst:
Mo
18. Jun 2012, 17:11
von redaktion
Jens schrieb im GEMAdialog: "Fragen sie mal einen Bauern der
darunter leidet, dass seine Konsumenten nicht mehr genug zu seinem
Lebensunterhalt beitragen wollen?"
GEMAdialog antwortete: "Hallo Herr Löwe, der Vergleich mag Ihnen
schlüssig erscheinen. Zwischen Handwerk, bzw. Landwirtschaft und
geistiger Arbeit, die händisch nicht zu fassen ist, gibt es aber doch
Unterschiede. Viele Grüße!"
ich schrieb: "Der Unterschied ist, dass sich die Kartoffel nur
einmal essen lässt, während "Happy Birthday To You" zwar
meist an der GEMA vorbei, aber wohl auch deshalb Einnahmen und Chappell
Music Millionen macht.
Mein Werk ist mal händisch, mal das Wort. Sofern dafür Nachfrage ist,
lässt sich beides vermarkten, auch stehlen und hehlen, so dass es mir
besser wäre, wenn mir niemand das Händische stiehlt, aber das Wort
jeden Tag, denn das macht den Wert zum Preis.
Und noch ein Unterschied: Das Händische lässt sich leichter
versichern, denn bei den geistigen Werken kämen wir als Versicherte
kaum überein, wie wir uns gegenseitig wertschätzen, denn es wären
anders als bei Tonträger-Abgaben unsere Kosten. Dass die Krähen lieber
den Spatzen die Augen raushacken, imponiert deshalb nicht
wirklich."
GEMAdialog bei Facebook
Verfasst:
Mo
18. Jun 2012, 17:14
von redaktion
GEMAdialog schrieb: Musik ist uns
natürlich NICHT NUR Geld wert. Musik ist generell Geld wert – und
zwar vor allem dem, der sie erfindet.
Markus Rabanus schrieb: Das
stimmt schon nicht, denn um WERT streiten wir im Feuilleton, während
politisch der PREIS im Streit ist. Und da sollte für Musik nichts
anderes gelten als für jede andere Leistung, dass sich der Preis auf
dem Markt bildet.
GEMAdialog bei Facebook
Verfasst:
Di
19. Jun 2012, 16:51
von redaktion
Markus Rabanus: Angeblich
verdient der GEMA-Chef 380.000 € pro Jahr, nahezu das Doppelte des
Bundespräsidenten, was die Verpeilung des GEMA-Apparates unterstreicht,
aber wäre kein Problem, wenn es aus Beiträgen der Verbandsmitglieder
geschehen würde. Zahlt ihm ruhig das Zehnfache und mehr, aber nicht aus
Zwangsabgaben gegen die Allgemeinheit, denn dann wird das Gehalt
politisch, wie es auch mit dem Gehalt des Bundespräsidenten ist.
Viele Menschen regen sich über die Abgabenhöhe auf, weil davon ihr
Wohl und Wehe unmittelbar betroffen ist, aber das gehört in eine andere
Diskussion, denn hier geht es nicht um die Abgabenhöhe, sondern um die
Abgabenart, dass UNBETEILIGTE zur Kasse gebeten werden.
GEMAdialog: Hallo Herr Markus
Rabanus ,
der Vorwurf, dass die GEMA „Unbeteiligte“ zur Kasse bittet ist nicht
korrekt. Die GEMA-Vergütung für Musikautoren wird von Musiknutzern –
und damit keineswegs Unbeteiligten – abgeführt.
Viele Grüße! rb
Markus Rabanus: Hallo Herr RB,
wenn Ihre Antwort "korrekt" wäre, können wir die Nachricht
titeln: "GEMA verzichtet auf ihren Anteil aus der (ZPÜ-)Speichermedien-Abgabe"
"Plattform für Geistiges Eigentum"
Verfasst:
Do
21. Jun 2012, 19:55
von redaktion
Auf der Suche nach sachlichen Vorschlägen zur Reform des
Urheberrechtsschutzes schein es rein gar nichts zu geben, was über
platten Lobbyismus hinaus ergiebig wäre. So auch in Österlitsch.
Mein Diskussionsbeitrag auf "Plattform für Geistiges
Eigentum":
Die von Eurer "Plattform" auf Seite 2 für Österreich
geforderte Speichermedienabgabe ist so, als dürften die Lebensmittelhändler
von den Taschenherstellern eine Abgabe mit der Begründung verlangen,
dass darin Diebesgut transportiert werden könne.
Dass solche Speichermedienabgabe in Deutschland durchgesetzt werden
konnte, stellt dem Land der Dichter und Denker ein
politisch-rechtliches, somit auch geistiges Armutszeugnis aus, denn eine
Pauschale ohne Gegenwert ist keine "Vergütung", sondern eine
Alimentierung.
Re: Urheberrechtsdebatte
Verfasst:
Fr
22. Jun 2012, 10:25
von nc teo2
Auch in meiner Stadt hat die Kriminalität mittlerweile ein Maß
erreicht, dass einem graut.... mitten auf der Straße!
Mit leeren Taschen gehen Leute, offenbar auf Beutezug. In vollen Tüten
und Taschen tragen sie dann das Gestohlene aus den Läden.
Selbst an den Hosen haben sie welche, ja, diese Gauner kaufen kaum noch
Hosen ohne Taschen. Wozu, wenn nicht um den gestohlenen Apfel vom Stand
oder, besser, den USB-Stick, darin zu verbergen und ins Versteck
heimzubringen? Wohl wird hie und da etwas zur Tarnung gekauft, selbst an
den Obstständen, wo die Ware doch direkt zum mitnehmen ausliegt. Aber
das sind Einzelfälle.
Wohl gibt der Kaufmann seinem "Kunden" eine Tüte mit, doch
aus Berechnung: Einmal das Mittel zum Zweck in der Hand, wird der nicht
widerstehen. Er wird in der Nachbarschaft plündern, sodass die
Konkurrenz ärmer wird. Daneben wähnt sich der Dieb unerkannt, bekommt
er doch die Tüte, denkt sich: " Na, den besuch' ich wieder, der
erwischt mich nicht." Wieder ein Tarnkauf mehr...
Es gibt aber noch Schlimmere: Autos fahren umher, in jedem Kofferaum wähnt
man geraubte Kostbarkeiten...man kann nicht einfach so durchs Blech
hineinschauen, wenn das nicht eindeutiger Vorschub zur Kriminaität ist!
Die gehören angehalten, zwangsgeöffnet! Und erst die Gabelstapler, die
Lastwagen...angesichts einer solchen Korruption, einer solchen
Verkommenheit möchte man auf jeden zeigen:" Du, du und du! Ihr
seid erkannt! beteiligt euch gefälligst am Schaden, den ihr
anrichtet!" Und deshalb müssen Dinge wie Hosen (womöglich eben
auch tote...) oder Tüten eben deutlich teurer werden. Das muss doch
jedem einleuchten. Wo kämen wir denn sonst hin?
Vergütung vs. Distribution
Verfasst:
Sa
23. Jun 2012, 11:56
von martin
Der Falschverdacht taugt moralisch nicht zur Geschäftsidee, aber
wird inflationär zum Konzept der Verwertungsgesellschaften.
Klingt gut, ist aber zu pauschal. Beispiel VG-Wort-zertifizierte
Kopierer in der Universitätsbibliothek: Solange man noch an der Überzeugung
festhält, dass auch wissenschaftliche Texte einen Wert besitzen, der
nicht nur ideell, sondern irgendwie auch finanziell darstellbar sein
soll, fällt mir keine Alternative zu einem Pauschal-System ein. Jede
1:1 Vergütung in dem Sinne, dass ein Kopiervorgang dem jeweiligen
Autoren oder Rechteinhaber zugute kommt, wäre ein technisch-bürokratisches
Monstrum.
So hilflos die Vorschläge zu Pauschalabgaben im Kulturbereich auch
wirken mögen: Die Kritiker dieser Vorschläge sind mit derselben
Hilflosigkeit konfrontiert, was die technische Machbarkeit eines Systems
angeht, das Urheber in den Genuss einer irgendwie gearteten Vergütung
setzt. Auch wenn die Gema außerhalb der Musiker-Szene wenig Freunde
haben dürfte, muss man daher aufpassen, dass die Kritik an ihr nicht zu
wohlfeil ausfällt.
Die Urheberrechtsdebatte hat zwei Flanken: Auf der einen Seite der
Anspruch auf eine Einkommensmöglichkeit, die aus der Produktion von
Kulturinhalten resultieren muss. Dieser grundsätzliche Anspruch wird
von kaum jemandem im Frage gestellt. Auf der anderen Seite steht die
medientechnische Realität der Gegenwart: Die in ungeahnte Größenordnungen
ausgreifenden Vervielfältigungs- und Distributionsmöglichkeiten, deren
Ausuferung ins Virtuelle jenseits jeglicher Medien-Materialität einen
Vergleich mit den Magnet-Tonträgern eigentlich ausschließt, schafft
eine eigene normative Macht des Faktischen, die bisher noch kaum Eingang
in die Debatte gefunden hat. Vor diesem medientechnischen Horizont,
einem Paradigmenwechsel, der Seinesgleichen allenfalls in der Erfindung
des Buchdruckes in der Frühen Neuzeit findet, wird es niemals mehr möglich
sein, einen einzelnen Kopier- oder Aneignungsvorgang als solchen zu
registrieren.
Es gibt bisher kaum Vorschläge, wie diesen beiden Pole zusammengebracht
werden könnten. Im Bereich der Software existieren seit Längerem
Modelle wie Shareware, die Kostenpflichtigkeit etablieren wollen, aber
vielfach in reiner Freiwilligkeit münden. Auf das Wohlwollen der
Konsumenten zu setzen, ist aber gerade im Bereich der kulturellen Güter
extrem problematisch. Denn die Erwerbssituation von Künstlern dürfte
zu
den diskontinuierlichsten Einkommensmodellen überhaupt gehören: Nach
Jahren des Darbens am Existenzminimum genügt mitunter ein einziger
Mega-Seller, um auf Jahre mehr oder weniger ausgesorgt zu haben. Davon
ist auch die öffentliche Wahrnehmung geprägt. Jemand wie Daniel
Kehlmann, einer der Mitinitiatoren von "Wir-sind-Urheber" gehört
mittlerweile zum arrivierten Bestand der deutschen Literaturszene.
Wahrscheinlich muss er aus materiellen Gründen nie wieder ein Buch veröffentlichen,
wenn er nicht gerade anfängt, Ferraris zu sammeln. Im Musik-Business
ist der Aufstieg zu einkommensstarken Mega-Stars natürlich noch viel stärker
ausgeprägt. Vor dem Hintergrund dieser Extreme wird es jedes Modell
mehr oder weniger freiwilliger Bezahlung für kulturelle Inhalte schwer
haben.
martin
Re: Urheberrechtsdebatte
Verfasst:
Sa
23. Jun 2012, 13:58
von Theo
Gesetz zum Schutz einer einzigen Firma:
http://www.gesetze-im-internet.de/olympschg/
Es müsste im Titel heißen: "... zum Schutz des NOK und
IOK"... die Symbole selber werden ja z.B. vor denen auch nicht
geschützt.
Der Grieche an der Ecke muss aufpassen, dass er auf dem Olympia-Teller
nicht zufällig Zwiebelringe nebeneinander liegen hat....
Re: Urheberrechtsdebatte
Verfasst:
Sa
23. Jun 2012, 19:43
von Gast
...find das irgendwie pervers.
Re: Urheberrechtsdebatte
Verfasst:
So
24. Jun 2012, 11:29
von redaktion
@Theo, DANKE für dieses Beispiel, das in seiner Bespiellosigkeit
fasziniert, denn auch mir ist keine andere Firma bekannt, für die der
Bundestag eigens ein Markenzeichen-Gesetz gemacht hätte.
Diesen Vorgang kann auch nicht rechtfertigen, dass die Lizenzeigentümer
des olympische Zirkus erfolgreich bestreiten, überhaupt ein Geschäft
zu sein, denn auch dann wäre es Angelegenheit des Patent- und
Markenamts und nicht des Bundestags. - Verfassungsrechtlich absurd.
Zur Aufkündigung des Leistungsprinzips
Verfasst:
Mo
25. Jun 2012, 16:02
von redaktion
Hallo Martin,
sicherlich ist meine Kritik an den Pauschalen zu pauschal ("), aber
zunächst mal grundsätzlicher Art, und zwar weniger daran, dass
Leistungen mit Pauschalen vergütet werden, wie es sich in nahezu jedem
Wirtschaftsbereich mehr und minder bewährt, sondern vielmehr daran,
dass Vergütungsansprüche gegen Unbeteiligte inflationieren, die
deshalb keine "Vergütung" sind, sondern Alimentierung durch
die Allgemeinheit.
Und bitte beachte: Auch eine Alimentierung käme mir in Betracht, aber
dann über die staatlichen Etats aus einkommensgerechten Steuermitteln
und nicht per Verwertungsgesellschaften, die damit nur weitere
Abgabensysteme etablieren, die ihnen über den eigenen Kundenkreis
hinaus nicht zustehen dürfen. Das ist deshalb auch eine
verfassungsrechtliche Systemfrage, wenngleich nicht die wichtigste:-)
und wenngleich die Obersten Gerichte brav der Politik auf diese Irrwege
folgten. Es ist einfach nicht sinnvoll, Unordnung zu schaffen.
Soweit grundsätzlich und womöglich zu pauschal, aber kein Grund für
Hoffnungslosigkeit, dass zwischen seriösen Interessengruppen kein seriöser
Ausgleich zu finden sei - eben mit Ausnahme derjenigen, die gar keinen
wollen, denn die gibt es in allen Bereichen, so auch in diesem Streit -
und wie sie sich gleichen in ihrem Prinzip: "Ich will Leistung ohne
Gegenleistung."
Die Teufelchen sitzen im Detail, aber mir begegnete noch keines, das
nicht auszutreiben wäre, z.B. im Falle des von Dir genannten
Fotokopierers in der Universitätsbibliothek.
[quote="martin"]Beispiel VG-Wort-zertifizierte Kopierer in der
Universitätsbibliothek: ...[quote]
Dein Fallgruppenbeispiel ist gut, bestens für ein 1:1-Modell, wie es
das an jeder modernen Supermarktkasse gibt. Der Strichcode und die
Rechnung exakt - ob für die Verwertungsgesellschaften oder direkt für
den betreffenden Verlag und den geistigen Urheber, in geeigneten Fristen
abgerechnet und zu bezahlen. Du überschätzt den bürokratischen
Aufwand heutiger Bezahlsysteme und unterschätzt den bürokratischen
Aufwand mit den zahllosen Verwertungsgesellschaften. Gehe auf deren
Seiten und schaue Dir die Formulare an.
Müssten die Kopierenden nicht nur Papier, sondern auch das Urheberrecht
bezahlen, würden unmittelbar mehr Bücher gekauft und zunehmend
digitalisiert, wie schon heute täglich millionenfach und lizensiert
praktiziert und abgerechnet.
Insbesondere bei wissenschaftlicher Literatur ist bislang eingepreist,
dass sie in den Unis x-fach kopiert wird. Wäre das durch Bezahlsysteme
unterbunden, könnte ein Lehrbuch deutlich günstiger sein oder würde
gemieden.
So manch "geistiges Werk" würde die Drucklegung nicht lohnen,
wenn es darauf angewiesen wäre, einen Käufer finden zu müssen, z.B.
die "23.Auflage", wie es so mancher Professor mit lächerlichster
Innovation Jahr für Jahr aus Energie und Wäldern macht, weil aus älteren
Auflagen nur zitiert werden darf, was nicht auch in neueren steht, die
dann massenhaft zu überhöhten Preisen von den Unis erworben werden
("müssen"), als seien es nicht zu 95 Prozent Plagiate der
Vorauflagen und gegenseitige Zitiererei oder gewillkürtes
Kontra-Gezetere kommunizierender Leerrohre. Statt Neuauflage in Buchform
gibt es dann "Vollversion" und "Update". Das macht
Sinn, besonders bei wissenschaftlichen Werken, je häufiger die Überarbeitung
ist.
Viele rechtswissenschaftliche Literatur gibt in Sachen Qualität übles
Beispiel. Darum rennen mehr als 90 Prozent der überhaupt verbliebenen
Studierenden in die Repetitorien, weil weder Lehrkörper noch Lehrbücher
geeignet sind, juristisches Geisteseigentum zu vermitteln.
Der wissenschaftlichen Qualität wird ganz anders entsprochen,
jedenfalls nicht durch VG-Wort und bitte auch nicht mittels Abgaben auf
meinen Bürokopierer, der allein an meinen "geistigen Werken"
verreckt.
Die Qualität auch der Grundlagenforschung wird mit Besoldungsgruppen
abgegolten oder mit Gehältern in Unternehmen, mit dem Patentrecht, möglichst
alles in vertraglichen Beziehungen mit der Preisverhandlung zum Wert, ob
zwischen Privaten oder mit staatlichen Stellen, sonst wandern die Besten
dahin ab, wo sie besser bezahlt werden.
So zeigt sich, dass sich die Qualität nur durch den Markt beleben/heben
lässt und der Markt auch für "Gutgemeintes" Nagelprobe ist,
wenngleich mit Zeitgeist und Irrtum, wie schon mal späte Einsicht
erweist, aber solchen Kredit räumt die Gesellschaft nur ungern ein -
und zurecht, denn zu überwiegend ermüden die Modelle der
gegenwertlosen Alimentierung den Geist und sind Ausdruck von
Geistlosigkeit in der Bewertung kultureller Belange.
[quote="martin"]Solange man noch an der Überzeugung festhält,
dass auch wissenschaftliche Texte einen Wert besitzen, der nicht nur
ideell, sondern irgendwie auch finanziell darstellbar sein soll, ...[quote]
Dennoch ist jede pauschale Wertzumessung falsch, denn die Frage nach dem
Wert stellt sich immer, so oft der übelste Mist den höchsten Preis
erzielt und der feinste Gedanke gar keinen. Das aber ist subjektiv,
verbleibe deshalb der Privatautonomie, gehört folglich von denen
bezahlt, die es wollen; und anderen erspart.
[quote="martin"]Die in ungeahnte Größenordnungen
ausgreifenden Vervielfältigungs- und Distributionsmöglichkeiten, deren
Ausuferung ins Virtuelle jenseits jeglicher Medien-Materialität einen
Vergleich mit den Magnet-Tonträgern eigentlich ausschließt, schafft
eine eigene normative Macht des Faktischen, die bisher noch kaum Eingang
in die Debatte gefunden hat.[quote]
Das mag für die öffentliche Debatte stimmen, aber für den Markt
stimmt es nicht, denn über nichts denken Unternehmen mehr nach als darüber,
wie sie (nahezu egal mit welchen Produkten) ihren Absatz organisieren.
Nur tragen sie das nicht in die Öffentlichkeit, sondern plakatieren
ihre Produkte und nutzen alte wie ständig auch neue Bezahlsysteme.
Die meisten Medien, da sie am Tropf bzw. Werbetopf der Unternehmen hängen
(mein "Internetjournal" leider nicht:-), heulen da einfach nur
mit. Wie es tatsächlich um Wertschöpfung steht, lässt sich an der
Umsatzentwicklung von Verwertungsgesellschaften und zumindest teilweise
an den Börsenkursen ablesen. Da ist vieles im Umbruch, aber näher
beschaut sind die Verlierer nicht wenig schuld, wenn sie einerseits die
Gewinne damals noch AOL, YAHOO, später dann Amazon, Google, Ebay,
Facebook usw. neiden und andererseits genau diesen Unternehmen mit
LikeButton und Werbung auf dem Trittbrett stehen, anstatt die eigenen
Geschäftsmodelle zu modernisieren. Seit 1998 kritisiere ich das. Und
nicht bloß in unseren idealistischen Foren, sondern auch in persönlichen
Gesprächen mit Leuten, die über Entwicklungen mitreden können. Ich
verzichtete viele Jahre auf Amazon und Google, aber Bertelsmann &
Co. ging es zu gut, um den aufkommenden Monopolisten Wettbewerb zu
machen. Jetzt möchten sie am liebsten per "Kulturflat" ein
zweites Standbein verbeamtet sehen.
Kurzum: So unabsehbar die technischen Möglichkeiten fortschreiten, so
doch auch die privaten und hoheitlichen Kontrollmöglichkeiten, ob da
jemand durch Illegales oder Legales zu seinem Ferrari kommt. Wer da so
tut oder tatsächlich fürchtet, dass die künftige Menschheit kostenlos
in geistigen Werken ertränkt werde, während die geistigen Schöpfer
verdursten, weil demnächst aus Gründen rechtswidrigen Kopierens das
Ende von Wissenschaft und Kultur sei, treibt Angstmache, als gäbe es
keine Bezahlsysteme, als hätten wir keine Hochschul- und keine
Kulturetats, denn das ist die Realität heute und übermorgen, wenn wir
nicht zuvor daran kollabieren, dass der Staat zu wenig bekommt und die
Gewinner zu viel.
Kulturpessimus ist nahezu immer Murks, zumal in früheren Zeiten auch
von den Besten viele verreckten, aber eher nicht aus Gründen ihrer
Kopisten oder fehlender Verwertungsgesellschaften, sondern weil es kein
Sozialsystem gab und allenfalls die Willkür des Mäzenatentums.
LG -msr-
5.000 Leute auf Anti-GEMA-Demo in Berlin
Verfasst:
Di
26. Jun 2012, 13:39
von redaktion
Leider verpasst, obwohl nicht fern um die Ecke: Rund 5000 Leute aus
Berlins Musik-Clubszene demonstrierten gestern auf der Schönhauser
Allee (Prenzlauer Berg) gegen die Erhöhung von GEMA-Gebühren.
Die Frankfurter Rundschau veranschaulicht die Preissteigerung an einem
Beispiel: Bei einer Veranstaltungsfläche von 410 Quadratmetern und bloß
zwei Veranstaltungen wöchentlich mit 8 € Eintrittsgeld fordert die
GEMA ab 1.1.2013 statt bisher rund 14.500 € dann rund 95.300 €. -
Angekündigt war die Tarifreform als "Vereinfachung".
Ob die GEMA schlussendlich zu mehr Geld kommt, ist fraglich, denn in
Berlin werden die Clubs reihenweise schwinden, zumal die Wertschätzung
der Allgemeinheit für Tonträger-Partymusik zu weit von Wertbehauptung
der GEMA entfernt sein dürfte, um die Clubs zu subventionieren, wie es
mit den Opernhäuser geschieht.
Viele ClubVeranstalter werden nicht nur schließen müssen, sondern in
den Konkurs getrieben, denn wegen der hohen Einrichtungskosten sind
langfristige Mietverträge üblich, in der ersten Etappe gewöhnlich 10
Jahre mit anschließender Verlängerungsoption.
In Berlin werden für solche Veranstaltungsflächen in preiswertesten Fällen
10 € pro Quadratmeter verlangt, also 4.100 € Netto-Miete plus ca.
1.000 € Betriebskosten. Auf diesen Kosten bleiben die Veranstalter
trotz Schließung bis zum Vertragsende oder Konkurs hängen, es sei
denn, dass sie der Vermieter gnädig und schneller aus dem Vertrag entlässt.
Mietnachlässe sind nur bei vorheriger Hochpreisigkeit zu erwarten, während
im Beispielsfall auch vollständiger Mietenerlass die GEMA-Steigerung
nicht ausgleichen kann.
Und dass Vermieter kostenlos vermieten, ist ohnehin wenig
wahrscheinlich, denn auch die "Nichtgeistigen Werke", für die
GEMA & Co. das Werk von Bauherren, Architekten und Handwerken womöglich
halten mag, haben ihren Wert und ihren Preis.
Was zunehmen wird: Mehr und mehr wird sich das Netzwerk der Kleinkünstler
organisieren, die unabhängig von GEMA & Co. die Kulturlöcher füllen
("Pro Titel 1 €"), die durch die Verwertungsgesellschaften
gerissen werden. - Auch gut, vielleicht sogar besser.
GEMAdialog - mal ernsthaft von Vermieterseite:
Verfasst:
Di
26. Jun 2012, 16:12
von redaktion
GEMAdialog - mal ernsthaft von Vermieterseite:
Meines Erachtens treibt die GEMA Monopolmissbrauch, denn sie verhandelt
nicht mit den Verbrauchern und substantiiert ihre
"Tarifreform" auch kostenseitig nicht.
Die Schäden, die allein in der Clubszene durch die
"Tarifreform" entstehen, werden dieses Mal nicht alle auf sich
sitzen lassen, denn wenn am Ende der Prozesse die GEMA die Gebühren zurückfahren
muss, was mit hoher Wahrscheinlichkeit geschieht, dann wird erstmals
auch der Schaden eingeklagt, der dadurch entstanden sein wird, dass
Clubs geschlossen werden mussten, die mit viel Aufwand hergestellt und
in langfristige Mietverträge gebunden wurden.
Die betroffenen Grundeigentümer werden sich sehr leicht zusammenführen
lassen und mit den Clubbetreibern den Schaden durch Monopolmissbrauch
geltend machen.
Das wird dann wirklich teuer für die GEMA. Und weil es mit Ansage ist,
wird sie es ihren Mitgliedern schlecht erklären können.
Und die Politik wird sich zu überlegen haben, ob sie mit ihrer
"Kulturförderung" durch das Verwertermonopol richtig liegt.
Mit freundlichen Grüßen aus Berlin, Markus Rabanus (Kein
Kulturbanause)
Re: Urheberrechtsdebatte
Verfasst:
Di
26. Jun 2012, 23:29
von martin
Dein Fallgruppenbeispiel ist gut, bestens für ein 1:1-Modell, wie
es das an jeder modernen Supermarktkasse gibt. Der Strichcode und
die Rechnung exakt - ob für die Verwertungsgesellschaften oder
direkt für den betreffenden Verlag und den geistigen Urheber, in
geeigneten Fristen abgerechnet und zu bezahlen.
Das würde allenfalls funktionieren, wenn man alle Bibliotheken in Präsenzbibliotheken
mit Kopierzwand vor Ort umwandelt. Und selbst dann wäre der Aufwand, für
mehrere Regalkilometer Fachperiodika Stammdaten einzudaddeln, auf
Grundlage des Personalschlüssels, über den Bibliotheken im Allgemeinen
verfügen, eine Sisyphos-Aufgabe mit einem Zeithorizont von Jahren.
Genausogut könnte man das Material dann gleich digitalisieren.
So zeigt sich, dass sich die Qualität nur durch den Markt
beleben/heben lässt und der Markt auch für
"Gutgemeintes" Nagelprobe ist, wenngleich mit Zeitgeist
und Irrtum, wie schon mal späte Einsicht erweist, aber solchen
Kredit räumt die Gesellschaft nur ungern ein - und zurecht, denn zu
überwiegend ermüden die Modelle der gegenwertlosen Alimentierung
den Geist und sind Ausdruck von Geistlosigkeit in der Bewertung
kultureller Belange.
Ich wage mal zu behaupten, dass sich rein marktwirtschaftlich betrachtet
wissenschaftliche Fachliteratur allenfalls bei noch recht
auflagenstarker Lehrbuchliteratur wirklich rechnet. Die
wissenschaftlichen Reihen sind im Wesentlichen in den Verlagen durch stärkere
Segmente querfinanziert (übrigens auch ein guter Teil belletristischer
Bücher). Wer ein (wissenschaftliches) Buch veröffentlichen möchte,
bringt am besten Geld mit. Zugleich wird die thematische Vielfalt, die
sich in zahllosen, der geneigten Öffentlichkeit meist vollkommen
unbekannten Fachperiodika spiegelt, im Wesentlichen entgeldfrei von
einem akademischen Mittelbau aufrecht erhalten, der materiell ein eher kümmerliches
Dasein fristet, bei dem mithin kaum die Gefahr einer Über-Alimentierung
bei gleichzeitiger Leistungsverweigerung bestehen dürfte. Wer in den
genannten Fach-Publikationen für Qualität bürgt, ist nun ganz sicher
nicht der Markt, sondern ein alles in allem ganz gut funktionierendes
Redaktionssystem wissenschaftlicher Mitarbeiter. Wenn nur noch
publiziert würde, was sich selbstständig am Markt halten kann, wäre
es um diese Vielfalt übel bestellt. Der Markt operiert halt weniger im
Medium des Geistes als vielmehr in dem des Dopamins und zeitigt oft
genug Monokulturisierung und das genaue Gegenteil von Qualitätssteigerung
als Effekt. Der "Gegenwert" lässt sich hier nicht via
Einschaltquote ermitteln und zum Verdruss des Ökonomen auch nicht in
Euros umrechnen. Dennoch wird hier kein Leistungsprinzip aufgekündigt,
denn die scientific community ist trotz ihrer zweifellos vorhandenen
Zitatkartelle noch geistreich genug, die "Wertzumessung"
diskursiv zu leisten.
Eine Gesellschaft, die auch weiterhin "Wissensgesellschaft"
sein und ihr kulturell-wissenschaftliches Zivilisationsniveau in der
Vielfalt, die wir (noch) haben, halten will, täte gut daran, nicht in
allen Belangen auf die Weisheit der Massen und der Märkte zu vertrauen,
sonst ist irgenwann alles Frauentausch und Tribute von Panem. Im übrigen
finde ich die Begrifflichkeiten der "Wegelagerei" und der
"Aufkündigung des Leistungsprinzips" schon angesichts der Größenordnungen,
um die es hier geht, unangemessen. Ich kenne jedenfalls niemanden, der
einen solch hohen Output an wissenschaftlichen Aufsätzen hat, dass er
davon auch nur annährungsweise seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte.
Auch der Grad der verfassungsrechtlichen Unordnung, der durch eine
einmalige, schon im Kaufpreis abgegoltene Umlage auf Kopiergeräte
entsteht, dürfte sich gerade noch bewältigen lassen.
Grüße von martin
Kopiererabgabe für zu Guttenberg
Verfasst:
Mi
27. Jun 2012, 12:43
von redaktion
martin hat geschrieben:Der "Gegenwert" lässt
sich hier nicht via Einschaltquote ermitteln und zum Verdruss des Ökonomen
auch nicht in Euros umrechnen.
Erstklassiger Sinnsatz, dennoch optimierbar, wenn es darauf ankäme: Der
Gegenwert lässt
auch
hier nicht via Einschaltquote ermitteln und zum Verdruss des Ökonomen
und
der Urheber auch nicht in Euros umrechnen.
Diesem Dilemma ist legitim nur demokratisch mit steuerfinanzierten Etats
abzuhelfen, nicht aber seitens der Verwertermonopole durch willkürliches
Abgreifen gegen Unbeteiligte, wie es mittels Kopiergeräte- und
Speichermedienabgaben geschieht.
Die Anforderungen, die Du gegen exaktes Abrechnen von
Bibliothekskopierern abwägend geltend machst, sehe auch ich und für
die Umstellungsphase mit darauf bezogen notwendig erhöhten Pauschalen
zu überbrücken, aber solch Aufwand ist vertretbar und erforderlich,
weil eben z.B. meine Generationen von Bürokopierern da einfach mal
nichts zusätzlich zu subventionieren haben, denn sie tun das bereits über
die Etats aus Steuern, die auch ich u.a. mit solchen Geräten und
eigener Arbeit erwirtschafte. Kommt mir da eine VG-Wort daher und will
78 € pro Kopierer einpreisen lassen, dann ist das wie Piraterie - und
zwar der schlimmeren Art, weil in diesem Fall "mit Lizenz der Königin"
bzw. demokratischen Vertretungen - und das gegen alle Rechtslehre zur
Unterscheidung von Steuern und Abgaben, zur Unterscheidung von Staat und
Vereinigungen.
martin hat geschrieben:Wer ein (wissenschaftliches)
Buch veröffentlichen möchte, bringt am besten Geld mit.
Daran wird überwiegend festzuhalten sein, zumal die wissenschaftliche (Buch-)Veröffentlichung
funktional überwiegend anders gelagert ist,
a) dem Baum der Erkenntnis die persönliche Marke hinterlässt, also
Patentierungskosten vergleichbar,
b) die vielen Werke, die ausschließlich eine Titelerlangung bezwecken,
bspw. "Dr. zu Guttenberg", während ein Gutenberg bzw.
Gensfleisch auch keinen Ehrendoktor erlangte - sorry, andere
Problematik:-)
martin hat geschrieben:Auch der Grad der
verfassungsrechtlichen Unordnung, der durch eine einmalige, schon im
Kaufpreis abgegoltene Umlage auf Kopiergeräte entsteht, dürfte
sich gerade noch bewältigen lassen.
Drum argumentiere ich auch nicht mit Rechtslehren zur
Sonderopfertheorie, sondern mit den zwei zuvor genannten und im
GEMAdialog mit kartellrechtlichen Lehren.
"Schon im Kaufpreis abgegolten" ändert am Geschehen nur etwas
in der Wahrnehmung für Leute mit Rechenschwäche, nichts am materiellen
Effekt. Es geht auch nicht um die Schwere der Belastung, sondern es geht
ums Prinzip, wer sich auf welchen Wegen (in diesem Fall alle drei bis fünf
Jahre) an meinen Umsätzen beteiligen kann.
Setze Dich dafür ein, dass es einen Etat für Geistiges Eigentum aus
dem allgemeinen Steueraufkommen gibt - wie das immerhin Praxis auch für
mancherlei sonstiges Eigentum ist (Subventionen) - und die Debatte wäre
eine andere.
GEMA ehrt Kulturstaatsminister mit Richard-Strauss-Medaille
Verfasst:
Mo
2. Jul 2012, 17:59
von redaktion
Rabanus an GEMAdialog: Solch
Ehrung ist, als hätte der Hotel- und Gaststättenverband nach der
USt-Ermäßigung den Herren Seehofer und Rösler einen Preis verliehen.
- Der Kulturstaatsminister hätte ablehnen sollen, denn die Ehrung
schadet seiner Kritikfähigkeit gegenüber der GEMA im zu suchenden
Interessenausgleich zwischen Gesellschaft und Verwertermonopol.
GEMAdialog macht geltend, dass es
Entscheidung des Ministers sei, welche Preise er annehme und welche ihm
schaden.
Steffen K. macht geltend, dass
die Dankesrede des Ministers durchaus kritisch gewesen sei.
Rabanus: @Steffen K., stimmt -
und bei ihm keine Seltenheit. Dennoch sprach auch er solche Ehrung als
Problem an, zumal @RB die Frage nicht lauten kann, was Herrn Neumann,
sondern seinem Amt schadet, denn die GEMA vereinnahmt den
Kulturstaatsminister auf unseriöse Weise, wenn sie nur ihre eigene
Pressemitteilung verlinkt, ihn in den unstrittigsten Belangen des
Urheberrechts zitiert, aber die kritischen Töne komplett unterschlägt.
Wer Jesus mit den Worten "Gehe hin und sündige" zitiert und lässt
sein "fortan nicht mehr!" weg, zitiert eben einfach mal falsch
- und darf sich dann nicht als Hüterin von Urheberschaften rühmen.
Die GEMA soll sein, aber sich bessern, z.B. die Pressemitteilung
korrigieren und wenigstens den Link zu Neumanns Rede ergänzen:
http://www.bundesregierung.de/Content/D
... ?nn=402618
GEMA-Chef wettert gegen die "wertlose Gesellschaft"
Verfasst:
Mo
2. Jul 2012, 19:24
von redaktion
Die Rede von Dr. Hekel war schon im Auftakt bemerkenswert, wenn er Fäkaliensprüche
eines offenbar durchgeknallten Künstlers gegen die Allgemeinheit als
vermeintlich "wertlose Gesellschaft" zitierte, dann vorgab,
dass ihm seiner Position solche Ausdrucksweise verbiete, er es aber
angeblich nicht deutlicher zu sagen vermag. Hinter Zitaten das eigene
Ego zu verkaspern - war in Anbetracht der Begeisterung seines Publikums
gar nicht notwendig. Allerdings müssen sich DIE URHEBER fragen, ob sie
ihre Interessen mit solch Beschimpfung ihrer Veranstalter und ihres
Publikums angemessen vertreten sehen.
Link zu seiner Rede >>
https://www.gema.de/presse/bildmaterial
... -2012.html
GEMA soll Tarifreform widerrufen
Verfasst:
Mi
4. Jul 2012, 12:52
von redaktion
In Reaktion auf das vorherige Posting warf mir Steffen K. vor,
"gegen alles" zu sein ...
@Herr K., solange Sie es nur glauben, nicht als Tatsache
behaupten, lasse ich mir solch Eindruck anbetrachts meiner Postings
zurechnen/zumuten, aber dann zur Richtigstellung, dass mir als Mitglied
diverser Verbände auch die kulturberuflichen Verwertungsgesellschaften
Ausdruck von Privatautonomie und Vereinigungsfreiheit sind, zumal
praktisch für Urheber, Verlage, Veranstalter und Nutzer. Exakt darin
liegt dann allerdings auch der Generalvorbehalt, dass es einer Verlässlichkeit
bedarf, die seitens der GEMA mit Tarifreform und Preissteigerungen
verletzt wurde, insoweit sie über die allgemeinen Preissteigerungen zu
sehr hinaus gehen.
Und die Kritik ist zugleich im Interesse der GEMA, denn ihr drohen
historisch erstmals Schadensersatzprozesse und das in vernichtendem
Ausmaße, weniger im Bereich der "preiswerten Straßenfeste",
sondern wenn langfristige, hochinvestive Locations an Rückstellungen
scheitern, wenn Miet- und Arbeitsverträge platzen, weil die GEMA sich
monopolistisch vergaloppierte.
Dass Schlichtungssprüche ausstehen, ändert an solchen Wirkungen
nichts, denn schon jetzt sind große Teile des Gefüges erschüttert.
Was also tun? Unverzüglich muss die GEMA ihre Tarifreform widerrufen
und Einsicht erkennen lassen, dass ihr die "Kunden" nicht
weniger wichtig als die Urheber sind, denn das eine funktioniert nicht
ohne das andere.
Wie konnte es überhaupt dazu kommen?
1. Weil die wichtigsten Mitglieder der GEMA am wenigsten von Locations
abhängen und sich (über die Medien und den Stückeverkauf hinaus)
selbst veranstalten können.
2. Weil die Masse der Urheber leichtfertig die einseitige Vertretung
ihrer vermeintlichen Interessen für ideal hält, sich mit Floskeln wie
"Wir sind die Urheber!" und einer angeblichen
"Kostenlosmentalität" ihres Publikums verführen lässt,
obgleich die Armut des Künstlers eher an Verteilungsschlüsseln und
fehlenden GEMA-Konzepten liegt, so sehr sie sich mit "Förderung
junger Talente" rühmt.
3. Weil unsere Verwertungsgesellschaften monopolisiert sind, mangels
Konkurrenz keine Korrektur durch den Markt erfahren - und weil die
Gesetzesvorgaben zu ungenau sind, was die Verhaltensregeln der
kulturellen Verwertermonopole betrifft.
Es geht nicht darum, gegen alles zu sein, sondern darum, dass Wichtiges
nicht in falsche Richtungen geht.
mfG Markus Rabanus