Vaterland ist kein Vaterersatz
Bei zu vielen Nazis lag ich mit der Mutmaßung richtig, dass sie eine glaubwürdige Vaterfigur vermissten oder gänzlich vaterlos aufwuchsen. Und oft in Kombination mit einer "schwachen Mutter", der entweder offen oder verheimlicht zum Vorwurf gemacht wurde, den Vater nicht hatte halten oder keinen anderen "guten Mann" an sich zu binden zu können.
Eigentlich war es auch bei Hitler so, denn sein uralter und alsbald versterbender Vater scheint ein der Familie abgewandt und unzufriedener Despot gewesen zu sein - und seine viel jüngere Mutter eher schwächlichen Selbstbewusstseins.
Auch deshalb erwies sich immer wieder als richtig, sich mit Nazis nicht bloß auf ihre "Themen" einzulassen, sondern sie mit ihren persönlichen Problemen zu konfrontieren, die sie eben häufig an der Gesellschaft und vorzugsweise an Schwächeren austoben möchten.
Diese persönliche Herangehensweise war oft erfolgreicher als jeglicher Polit-Diskurs, zumal sich spätestens im Nachhinein zeigte, dass sie sehr wohl die Abgründe ihrer "Überzeugungen" kannten, aber genau deshalb für eine angemessene Form der Rache hielten.
Mit Extremisten anderer Richtungen menschenverachtender Art ist es oft nicht anders. Das im eigenen Schicksal geborene Rachemotiv wird zum Verhängnis - für die Opfer und für die Täter.
Es fehlt mir an tieferen Einblicken in die Biografien solcher Leut' wie die NSU-Killer-Gang oder dem norwegischen Breivik, dem islamistischen Terroristen Anis Amri, aber bei allen ist bekannt, dass die Beziehung zum Vater desolat war - und "Ideologie" kaum oder gar nicht aus der desolaten Familie kam, sondern als probates "Allheilmittel" angenommen wurde.
Dass desgleichen auch mit Mädchen passieren kann, zeigt sich an der NSU-Terroristin Beate Zschäpe.
Falls gewünscht, kann auch Kontakt zu Rechtsextremismus-Aussteigern hergestellt werden, um sich der behaupteten Auffälligkeiten zu vergewissern. Oft kennen Aussteiger auch viele andere ihrer ehemaligen "Kameraden" genauer und würden darüber berichten. Allerdigns unter Wahrung von Anoymität, denn die Initiative-Dialog.de spielte nicht Staatsanwaltschaft, sonderm fokussiierte auf "Ausstieg", allgemeine Kenntniserlangung und Dialog-Schulung für die Öffentlichkeit.
Soweit zur Frage nach "typischen Fällen" in auffallender Häufigkeit, ohne deren Anteil nebst andersgelagerten Fällen näher beschreiben zu wollen, was sich allerdings wissenschaftlich weite Stücke aufhellen ließe, wie andererseits jede "typische Ausgangslage" jede andere Entwicklung zulässt, ansonste wäre auch jeder jegliche Verantwortung los.
Die Frage Projektfortsetzung betreffend:
Allenfalls gelegentlich und Erfahrungen berichtend, denn so ein Projekt frisst
viel Zeit - und zwar komplett, denn wer wirklich Hilfe anbietet, hat rasch viel
zu tun. In der Öffentlichkeit zeigt sich davon nur, ob noch die Kontroverse
geführt wird, während das direkt persönliche Kümmern hinter den Kulissen
teuer kommen kann und zum Erfolg ernsthaftestes Interesse am Gegenüber bedarf.
Das kann sich "verbrauchen". Leider. "Wiederholung nervt"
;-), wenngleisch sich daraus Routinen erlernen, aber auch ermüden. Dadurch
haften neuere Fälle für die älteren Fälle und haben nicht nur Vorteil
daraus. Und mich betreffend auch nicht ganz leicht, weil ich so ungern andere
mich interessierende Probleme unter den Tisch fallen lasse, anderenfalls hätte
ich mich solcherlei Engagement beruflich entschieden ;-)
Immer wieder "Einzelne ernstzunehmen in ihrer Individualität" fällt
schon aus obigen Erfahrungen zu "typischen Mustern" schwer, wenn dann
noch der eigene Beruf und weitere politische Interessen Aufmerksamkeit
beanspruchen, wird es für die Spezialstrecke einer erfolgversprechenden
Aussteigerbetreuung einfach zu knapp.
Markus S. Rabanus 2018-03-02
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