Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" |
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von
martin010
am 16.May.2003 12:45 Hi Stefan, Antworten auf derartige Fragen hättest du dir leicht selbst verschaffen können, wenn du bereit wärst, einige, für dich wahrscheinlich bittere Wahrheiten anzuerkennen. Es gibt in diesem Land nämlich so etwas wie eine historische Forschung, die tagtäglich nichts anderes macht, als sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Wieso informierst du dich nicht mal durch seriöse Quellen, statt nur im Sumpf der polemischen Auseinandersetzungen zu waten? Nicht einmal die ursprüngliche, in ihrer Konzeption zu Recht kritisierte Version der Ausstellung hat ein solches Pauschalurteil gefällt wie "alle Kriegsteilnehmer waren Kriegsverbrecher". An der institutionellen Verstrickung der Wehrmacht in die Planung und Durchführung des Genozids besteht heute kein Zweifel mehr. Schwieriger ist es natürlich, diesen Befund auf die Ebene der ausführenden Organe herunterzubrechen. Die Ausstellung versucht nur, anhand exemplarischer Fälle Verwicklungen aufzuzeigen, ohne damit quantifizierende Urteile zu verbinden. Die Ausstellung versucht, die Handlungsspielräume zu beschreiben, die für die beteiligten Entscheidungs- und Handlungsträger vorhanden waren. Und bekanntermaßen gibt es keinen einzigen dokumentierten Fall, in dem die Verweigerung von offensichtlich verbrecherischen Befehlen drastische Konsequenzen für die Person gehabt hätte. Ohne Eigeninitiative vor Ort wäre der Genozid kaum durchführbar gewesen. Mfg martin |
Schlussfolgerungen |
Indem
die Ausstellung die Handlungsspielräume des einzelnen Wehrmachtsoldaten
aufzeigt, wird sie zu einem weiteren Argument gegen die "Kollektivschuld-These". Denn war die Teilnahme "nicht freiwillig genug", so galten solche Soldaten den NS-Vorgesetzten nicht als "zuverlässig", wie es für alle Verbrecherbanden typisch ist: sie müssen wählerisch sein, wen sie "mitwirken" lassen. Dieses Bedürfnis nach "Zuverlässigkeit" und die regelmäßige Verpflichtung zur Geheimhaltung indiziert sodann auch das Unrechtsbewusstsein auf Seiten der Befehlenden. Zudem wäre es weltfremd, wenn es nur um Schuld und Unschuld ginge. Vielmehr geht es immer auch um das individuelle Ausmaß der Schuld und um die Schuldfähigkeit an sich. "Schuldlos" kann nur geblieben sein, wer gegen den Krieg aktiv wurde oder mangels Reife kein Unrechtsbewusstsein entwickeln konnte. Andererseits beluden sich jene mit einem Mehr an Schuld, wenn sie über das Verbrechen des Angriffskriegs hinaus weitere Verbrechen begingen. So stellt sich für jeden Wehrmachtsfrage die Schuldfrage individuell und beantwortet sich ebenso individuell. Grüße von Sven |
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