Weiße Rose, eine Widerstandsorganisation gegen das NS-Regime
INIDIA-GEDENKTAG >> 22. Februar, Ermordung der Geschwister Scholl
1. Flugblatt der Weißen Rose
Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer
verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique
"regieren" zu lassen.
Ist es nicht so, daß sich jeder ehrliche
Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der
Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier
von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß
unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten? Wenn das deutsche
Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, daß es,
ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige
Gesetzmäßigkeit der Geschichte das Höchste, das ein Mensch besitzt und das
ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt,
die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der
Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen - wenn die
Deutschen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen
Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang.
Goethe spricht von den Deutschen als einem tragischen Volke, gleich dem der
Juden und Griechen, aber heute hat es eher den Anschein, als sei es eine
seichte, willenlose Herde von Mitläufern, denen das Mark aus dem Innersten
gesogen und die nun ihres Kerns beraubt, bereit sind, sich in den Untergang
hetzen zu lassen. Es scheint so - aber es ist nicht so; vielmehr hat man in
langsamer, trügerischer, systematischer Vergewaltigung jeden einzelnen in ein
geistiges Gefängnis gesteckt, und erst als er darin gefesselt lag, wurde er
sich des Verhängnisses bewußt. Wenige nur erkannten das drohende Verderben,
und der Lohn für ihr heroisches Mahnen war der Tod. Über das Schicksal dieser
Menschen wird noch zu reden sein.
Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt, werden die Boten der rächenden
Nemesis unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer
sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muß
jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen
Kultur bewußt in dieser letzten Stunde sich wehren, soviel er kann, arbeiten
wider die Geißel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche
System des absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand - Widerstand -, wo
immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen
Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen
sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die
Hybris eines Untermenschen verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk
diejenige Regierung verdient, die es erträgt!
Aus Friedrich Schiller, "Die Gesetzgebung
des Lykurgus und Solon":
".... Gegen seinen eigenen Zweck gehalten, ist die Gesetzgebung des
Lykurgus ein Meisterstück der Staats- und Menschenkunde. Er wollte einen mächtigen,
in sich selbst gegründeten, unzerstörbaren Staat; politische Stärke und
Dauerhaftigkeit waren das Ziel, wonach er strebte, und dieses Ziel hat er so
weit erreicht, als unter seinen Umständen möglich war. Aber hält man den
Zweck, welchen Lykurgus sich vorsetzte, gegen den Zweck der Menschheit, so muß
eine tiefe Mißbilligung an die Stelle der Bewunderung treten, die uns der erste
flüchtige Blick abgewonnen hat. Alles darf dem Besten des Staats zum Opfer
gebracht werden, nur dasjenige nicht, dem der Staat selbst nur als ein Mittel
dient. Der Staat selbst ist niemals Zweck, er ist nur wichtig als eine
Bedingung, unter welcher der Zweck der Menschheit erfüllt werden kann, und
dieser Zweck der Menschheit ist kein anderer, als Ausbildung aller Kräfte des
Menschen, Fortschreitung. Hindert eine Staatsverfassung, daß alle Kräfte, die
im Menschen liegen, sich entwickeln; hindert sie die Fortschreitung des Geistes,
so ist sie verwerflich und schädlich, sie mag übrigens noch so durchdacht und
in ihrer Art noch so vollkommen sein. Ihre Dauerhaftigkeit selbst gereicht ihr
alsdann viel mehr zum Vorwurf als zum Ruhme - sie ist dann nur ein verlängertes
Übel; je länger sie Bestand hat, um so schädlicher ist sie.
... Auf Unkosten aller sittlichen Gefühle wurde das politische Verdienst
errungen und die Fähigkeit dazu ausgebildet. In Sparta gab es keine eheliche
Liebe, keine Mutterliebe, keine kindliche Liebe, keine Freundschaft es gab
nichts als Bürger, nichts als bürgerliche Tugend.
... Ein Staatsgesetz machte den Spartanern die Unmenschlichkeit gegen ihre
Sklaven zur Pflicht; in diesen unglücklichen Schlachtopfern wurde die
Menschheit beschimpft und mißhandelt. In dem spartanischen Gesetzbuche selbst
wurde der gefährliche Grundsatz gepredigt, Menschen als Mittel und nicht als
Zwecke zu betrachten dadurch wurden die Grundfesten des Naturrechts und der
Sittlichkeit gesetzmäßig eingerissen.
... Welch schöneres Schauspiel gibt der rauhe Krieger Gaius Marcius in seinem
Lager vor Rom, der Rache und Sieg aufopfert, weil er die Tränen der Mutter
nicht fließen sehen kann!
... Der Staat (des Lykurgus) könnte nur unter der einzigen Bedingung
fortdauern, wenn der Geist des Volks stillstünde; er könnte sich also nur
dadurch erhalten, daß er den höchsten und einzigen Zweck eines Staates
verfehlte."
Aus Goethes "Des Epimenides Erwachen", zweiter Aufzug, vierter
Auftritt:
Genien:
Doch was dem Abgrund kühn entstiegen,
Kann durch ein ehernes Geschick
Den halben Weltkreis übersiegen,
Zum Abgrund muß es doch zurück.
Schon droht ein ungeheures Bangen,
Vergebens wird er widerstehn!
Und alle, die noch an ihm hangen,
Sie müssen mit zu Grunde gehn.
Hoffnung:
Nun begegn' ich meinen Braven,
Die sich in der Nacht versammelt,
Um zu schweigen, nicht zu schlafen,
Und das schöne Wort der Freiheit
Wird gelispelt und gestammelt,
Bis in ungewohnter Neuheit
Wir an unsrer Tempel Stufen
Wieder neu entzückt es rufen:
(Mit Überzeugung, laut:)
Freiheit!
(gemässigter:)
Freiheit!
(von allen Seiten und Enden Echo:)
Freiheit!
Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben
und weiterzuverteilen!
2. Flugblatt der Weißen Rose
Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil
er ungeistig ist. Es ist falsch, wenn man von einer nationalsozialistischen
Weltanschauung spricht, denn wenn es diese gäbe, müßte man versuchen, sie mit
geistigen Mitteln zu beweisen oder zu bekämpfen - die Wirklichkeit aber bietet
uns ein völlig anderes Bild: schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf
den Betrug des Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten
verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten.
Schreibt doch Hitler selbst in einer frühen Auflage "seines" Buches
(ein Buch, das in dem übelsten Deutsch geschrieben worden ist, das ich je
gelesen habe; dennoch ist es von dem Volke der Dichter und Denker zur Bibel
erhoben worden): "Man glaubt nicht, wie man ein Volk betrügen muß, um es
zu regieren." Wenn sich nun am Anfang dieses Krebsgeschwür des deutschen
Volkes noch nicht allzusehr bemerkbar gemacht hatte, so nur deshalb, weil noch
gute Kräfte genug am Werk waren, es zurückzuhalten.
Wie es aber größer und größer wurde und schließlich mittels einer letzten
gemeinen Korruption zur Macht kam, das Geschwür gleichsam aufbrach und den
ganzen Körper besudelte, versteckte sich die Mehrzahl der früheren Gegner, flüchtete
die deutsche Intelligenz in ein Kellerloch, um dort als Nachtschattengewächs,
dem Licht und der Sonne verborgen, allmählich zu ersticken. Jetzt stehen wir
vor dem Ende. Jetzt kommt es darauf an, sich gegenseitig wiederzufinden, aufzuklären
von Mensch zu Mensch, immer daran zu denken und sich keine Ruhe zu geben, bis
auch der Letzte von der äußersten Notwendigkeit seines Kämpfens wider dieses
System überzeugt ist. Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn
"es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer
letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden. Ein Ende
mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende.
Es ist uns nicht gegeben, ein endgültiges Urteil über den Sinn unserer
Geschichte zu fällen. Aber wenn diese Katastrophe uns zum Heile dienen soll, so
doch nur dadurch: durch das Leid gereinigt zu werden, aus der tiefsten Nacht
heraus das Licht zu ersehnen, sich aufzuraffen und endlich mitzuhelfen, das Joch
abzuschütteln, das die Welt bedrückt.
Nicht über die Judenfrage wollen wir in diesem Blatte schreiben, keine
Verteidigungsrede verfassen - nein, nur als Beispiel wollen wir die Tatsache
kurz anführen, die Tatsache, daß seit der Eroberung Polens dreihunderttausend
Juden in diesem Land auf bestialischste Art ermordet worden sind. Hier sehen wir
das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem
sich kein ähnliches in der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann.
Auch die Juden sind doch Menschen - man mag sich zur Judenfrage stellen wie man
will -, und an Menschen wurde solches verübt. Vielleicht sagt jemand, die Juden
hätten ein solches Schicksal verdient; diese Behauptung wäre eine ungeheure
Anmaßung; aber angenommen, es sagte jemand dies, wie stellt er sich dann zu der
Tatsache, daß die gesamte polnische adelige Jugend vernichtet worden ist (gebe
Gott, daß sie es noch nicht ist!)?
Auf welche Art, fragen Sie, ist solches geschehen? Alle männlichen Sprößlinge
aus adeligen Geschlechtern zwischen 15 und 20 Jahren wurden in
Konzentrationslager nach Deutschland zur Zwangsarbeit, alle Mädchen gleichen
Alters nach Norwegen in die Bordelle der SS verschleppt! Wozu wir dies Ihnen
alles erzählen, da Sie es schon selber wissen, wenn nicht diese, so andere
gleich schwere Verbrechen des fürchterlichen Untermenschentums? Weil hier eine
Frage berührt wird, die uns alle zutiefst angeht und allen zu denken geben muß.
Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten
menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch? Kaum irgend jemand macht sich
Gedanken darüber. Die Tatsache wird als solche hingenommen und ad acta gelegt.
Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem stumpfen, blöden Schlaf weiter
und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit, weiterzutöten
-, und diese tun es.
Sollte dies ein Zeichen dafür sein, daß die Deutschen in ihren primitivsten
menschlichen Gefühlen verroht sind, daß keine Saite in ihnen schrill
aufschreit im Angesicht solcher Taten, daß sie in einen tödlichen Schlaf
versunken sind, aus dem es kein Erwachen mehr gibt, nie, niemals? Es scheint so
und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt,
wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann, gegen diese Verbrecherclique,
wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur
Mitleid muß er empfinden, nein, noch viel mehr: Mitschuld. Denn er gibt durch
sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu
handeln, er leidet diese "Regierung", die eine so unendliche Schuld
auf sich geladen hat, ja, er ist doch selbst schuld daran, daß sie überhaupt
entstehen konnte!
Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es
und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich nicht
freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig! Doch ist es noch nicht
zu spät, diese abscheulichste aller Mißgeburten von Regierungen aus der Welt
zu schaffen, um nicht noch mehr Schuld auf sich zu laden. Jetzt, da uns in den
letzten Jahren die Augen vollkommen geöffnet worden sind, da wir wissen, mit
wem wir es zu tun haben, jetzt ist es allerhöchste Zeit, diese braune Horde
auszurotten. Bis zum Ausbruch des Krieges war der größte Teil des deutschen
Volkes geblendet, die Nationalsozialisten zeigten sich nicht in ihrer wahren
Gestalt, doch jetzt, da man sie erkannt hat, muß es die einzige und höchste
Pflicht, ja heiligste Pflicht eines jeden Deutschen sein, diese Bestien zu
vertilgen.
"Der, des Verwaltung unauffällig ist, des Volk ist froh. Der, des
Verwaltung aufdringlich ist, des Volk ist gebrochen. Elend, ach, ist es, worauf
Glück sich aufbaut. Glück, ach, verschleiert nur Elend. Wo soll das hinaus?
Das Ende ist nicht abzusehen. Das Geordnete verkehrt sich in Unordnung, das Gute
verkehrt sich in Schlechtes. Das Volk gerät in Verwirrung. Ist es nicht so, täglich,
seit langem? Daher ist der Hohe Mensch rechteckig, aber er stößt nicht an, er
ist kantig, aber verletzt nicht, er ist aufrecht, aber nicht schroff. Er ist
klar, aber will nicht glänzen." Lao-tse.
"Wer unternimmt, das Reich zu beherrschen und es nach seiner Willkür zu
gestalten; ich sehe ihn sein Ziel nicht erreichen; das ist alles."
"Das Reich ist ein lebendiger Organismus; es kann nicht gemacht werden,
wahrlich! Wer daran machen will, verdirbt es, wer sich seiner bemächtigen will,
verliert es." Daher: "Von den Wesen gehen manche vorauf, andere folgen
ihnen, manche atmen warm, manche kalt, manche sind stark, manche schwach, manche
erlangen Fülle, andere unterliegen." "Der Hohe Mensch daher läßt ab
von Übertriebenheit, läßt ab von Überhebung, läßt ab von Übergriffen."
Lao-tse
Wir bitten, diese Schrift mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und
weiterzuverteilen
3. Flugblatt der Weißen Rose
"Salus publica suprema lex."
Alle idealen Staatsformen sind Utopien. Ein Staat kann nicht rein theoretisch
konstruiert werden, sondern er muß ebenso wachsen, reifen wie der einzelne
Mensch. Aber es ist nicht zu vergessen, daß am Anfang einer jeden Kultur die
Vorform des Staates vorhanden war. Die Familie ist so alt wie die Menschen
selbst, und aus diesem anfänglichen Zusammensein hat sich der vernunftbegabte
Mensch einen Staat geschaffen, dessen Grund die Gerechtigkeit und dessen höchstes
Gesetz das Wohl Aller sein soll. Der Staat soll eine Analogie der göttlichen
Ordnung darstellen, und die höchste aller Utopien, die civitas Dei, ist das
Vorbild, dem er sich letzten Endes nähern soll.
Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen möglichen Staatsformen,
die Demokratie, die konstitutionelle Monarchie, das Königtum usw. Nur eines
will eindeutig und klar herausgehoben werden: jeder einzelne Mensch hat einen
Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des
einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit sichert. Denn der Mensch soll nach
Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der
staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel, sein irdisches Glück in Selbständigkeit
und Selbsttätigkeit zu erreichen suchen.
Unser heutiger "Staat" aber ist die Diktatur des Bösen. "Das
wissen wir schon lange", höre ich Dich einwenden, "und wir haben es
nicht nötig, daß uns dies hier noch einmal vorgehalten wird." Aber, frage
ich Dich, wenn Ihr das wißt, warum regt Ihr Euch nicht, warum duldet Ihr, daß
diese Gewalthaber Schritt für Schritt offen und im verborgenen eine Domäne
Eures Rechts nach der anderen rauben, bis eines Tages nichts, aber auch gar
nichts übrigbleiben wird als ein mechanisiertes Staatsgetriebe, kommandiert von
Verbrechern und Säufern? Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung
unterlegen, daß Ihr vergeßt, daß es nicht nur Euer Recht, sondern Eure
sittliche Pflicht ist, dieses System zu beseitigen?
Wenn aber ein Mensch nicht mehr die Kraft aufbringt, sein Recht zu fordern, dann
muß er mit absoluter Notwendigkeit untergehen. Wir würden es verdienen, in
alle Welt verstreut zu werden wie der Staub vor dem Winde, wenn wir uns in
dieser zwölften Stunde nicht aufrafften und endlich den Mut aufbrächten, der
uns seither gefehlt hat. Verbergt nicht Eure Feigheit unter dem Mantel der
Klugheit. Denn mit jedem Tag, da Ihr noch zögert, da Ihr dieser Ausgeburt der Hölle
nicht widersteht, wächst Eure Schuld gleich einer parabolischen Kurve höher
und immer höher.
Viele, vielleicht die meisten Leser dieser Blätter sind sich darüber nicht
klar, wie sie einen Widerstand ausüben sollen. Sie sehen keine Möglichkeiten.
Wir wollen versuchen, ihnen zu zeigen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas
beizutragen zum Sturz dieses Systems. Nicht durch individualistische
Gegnerschaft, in der Art verbitterter Einsiedler, wird es möglich werden, den
Boden für einen Sturz dieser "Regierung" reif zu machen oder gar den
Umsturz möglichst bald herbeizuführen, sondern nur durch die Zusammenarbeit
vieler überzeugter, tatkräftiger Menschen, Menschen, die sich einig sind, mit
welchen Mitteln sie ihr Ziel erreichen können. Wir haben keine reiche Auswahl
an solchen Mitteln, nur ein einziges steht uns zur Verfügung - der passive
Widerstand.
Der Sinn und das Ziel des passiven Widerstandes ist, den Nationalsozialismus zu
Fall zu bringen, und in diesem Kampf ist vor keinem Weg, vor keiner Tat zurückzuschrecken,
mögen sie auf Gebieten liegen, auf welchen sie auch wollen. An allen Stellen muß
der Nationalsozialismus angegriffen werden, an denen er nur angreifbar ist. Ein
Ende muß diesem Unstaat möglichst bald bereitet werden - ein Sieg des
faschistischen Deutschland in diesem Kriege hätte unabsehbare, fürchterliche
Folgen. Nicht der militärische Sieg über den Bolschewismus darf die erste
Sorge für jeden Deutschen sein, sondern die Niederlage der Nationalsozialisten.
Dies muß unbedingt an erster Stelle stehen. Die größere Notwendigkeit dieser
letzten Forderung werden wir Ihnen in einem unserer nächsten Blätter beweisen.
Und jetzt muß sich ein jeder entschiedene Gegner des Nationalsozialismus die
Frage vorlegen: Wie kann er gegen den gegenwärtigen "Staat" am
wirksamsten ankämpfen, wie ihm die empfindlichsten Schläge beibringen? Durch
den passiven Widerstand - zweifellos. Es ist klar, daß wir unmöglich für
jeden einzelnen Richtlinien für sein Verhalten geben können, nur allgemein
andeuten können wir, den Weg zur Verwirklichung muß jeder selber finden.
Sabotage in Rüstungs- und kriegswichtigen Betrieben, Sabotage in allen
Versammlungen, Kundgebungen, Festlichkeiten, Organisationen, die durch die
nationalsozialistische Partei ins Leben gerufen werden. Verhinderung des
reibungslosen Ablaufs der Kriegsmaschine (einer Maschine, die nur für einen
Krieg arbeitet, der allein um die Rettung und Erhaltung der
nationalsozialistischen Partei und ihrer Diktatur geht). Sabotage auf allen
wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen
Krieges tätig sind - sei es in Universitäten, Hochschulen, Laboratorien,
Forschungsanstalten, technischen Büros. Sabotage in allen Veranstaltungen
kultureller Art, die das "Ansehen" der Faschisten im Volke heben könnten.
Sabotage in allen Zweigen der bildenden Künste, die nur im geringsten im
Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen und ihm dienen. Sabotage in
allem Schrifttum, allen Zeitungen, die im Solde der "Regierung"
stehen, für ihre Ideen, für die Verbreitung der braunen Lüge kämpfen. Opfert
nicht einen Pfennig bei Straßensammlungen (auch wenn sie unter dem Deckmantel
wohltätiger Zwecke durchgeführt werden). Denn dies ist nur eine Tarnung.
In Wirklichkeit kommt das Ergebnis weder dem Roten Kreuz noch den Notleidenden
zugute. Die Regierung braucht dies Geld nicht, ist auf diese Sammlungen
finanziell nicht angewiesen - die Druckmaschinen laufen ja ununterbrochen und
stellen jede beliebige Menge Papiergeld her. Das Volk muß aber dauernd in
Spannung gehalten werden, nie darf der Druck der Kandare nachlassen! Gebt nichts
für die Metall-, Spinnstoff- und andere Sammlungen. Sucht alle Bekannten auch
aus den unteren Volksschichten von der Sinnlosigkeit einer Fortführung, von der
Aussichtslosigkeit dieses Krieges, von der geistigen und wirtschaftlichen
Versklavung durch den Nationalsozialismus, von der Zerstörung aller sittlichen
und religiösen Werte zu überzeugen und zum passiven Widerstand zu veranlassen!
Aristoteles, "Über die Politik": "... ferner gehört es"
(zum Wesen der Tyrannis), "dahin zu streben, daß ja nichts verborgen
bleibe, was irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn
belauschen, ... ferner alle Welt miteinander zu verhetzen und Freunde mit
Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter
sich. Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Maßregeln, die Untertanen arm
zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um
ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Muße haben, Verschwörungen
anzustiften... Ferner aber auch solche hohe Einkommensteuern, wie die in Syrakus
auferlegten, denn unter Dionysios hatten die Bürger dieses Staates in fünf
Jahren glücklich ihr ganzes Vermögen in Steuern ausgegeben. Und auch beständig
Kriege zu erregen, ist der Tyrann geneigt..."
Bitte vervielfältigen und weitergeben!
4. Flugblatt der Weißen Rose
Es ist eine alte Weisheit, die man Kindern immer wieder aufs neue predigt, daß,
wer nicht hören will, fühlen muß. Ein kluges Kind wird sich aber die Finger
nur einmal am heißen Ofen verbrennen. In den vergangenen Wochen hatte Hitler
sowohl in Afrika, als auch in Rußland Erfolge zu verzeichnen. Die Folge davon
war, daß der Optimismus auf der einen, die Bestürzung und der Pessimismus auf
der anderen Seite des Volkes mit einer der deutschen Trägheit unvergleichlichen
Schnelligkeit anstieg. Allenthalben hörte man unter den Gegnern Hitlers, also
unter dem besseren Teil des Volkes, Klagerufe, Worte der Enttäuschung und der
Entmutigung, die nicht selten in dem Ausruf endigten: "Sollte nun Hitler
doch...?"
Indessen ist der deutsche Angriff auf Ägypten zum Stillstand gekommen, Rommel
muß in einer gefährlich exponierten Lage verharren aber noch geht der
Vormarsch im Osten weiter. Dieser scheinbare Erfolg ist unter den
grauenhaftesten Opfern erkauft worden, so daß er schon nicht mehr als
vorteilhaft bezeichnet werden kann. Wir warnen daher vor jedem Optimismus.
Wer hat die Toten gezählt, Hitler oder Goebbels - wohl keiner von beiden. Täglich
fallen in Rußland Tausende. Es ist die Zeit der Ernte, und der Schnitter fährt
mit vollem Zug in die reife Saat. Die Trauer kehrt ein in die Hütten der Heimat
und niemand ist da, der die Tränen der Mütter trocknet, Hitler aber belügt
die, deren teuerstes Gut er geraubt und in den sinnlosen Tod getrieben hat.
Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint
er den Krieg, und wenn er in frevelhaftester Weise den Namen des Allmächtigen
nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan. Sein Mund
ist der stinkende Rachen der Hölle, und seine Macht ist im Grunde verworfen.
Wohl muß man mit rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen
Terrorstaat führen; wer aber heute noch an der realen Existenz der dämonischen
Mächte zweifelt, hat den metaphysischen Hintergrund dieses Krieges bei weitem
nicht begriffen. Hinter dem Konkreten, hinter dem sinnlich Wahrnehmbaren, hinter
allen sachlichen, logischen Überlegungen steht das Irrationale, d.i. der Kampf
wider den Dämon, wider den Boten des Antichrists.
Überall und zu allen Zeiten haben die Dämonen im Dunkeln gelauert auf die
Stunde, da der Mensch schwach wird, da er seine ihm von Gott auf Freiheit gegründete
Stellung im ordo eigenmächtig verläßt, da er dem Druck des Bösen nachgibt,
sich von den Mächten höherer Ordnung loslöst und so, nachdem er den ersten
Schritt freiwillig getan, zum zweiten und dritten und immer mehr getrieben wird
mit rasend steigender Geschwindigkeit - überall und zu allen Zeiten der höchsten
Not sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt
hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk zur
Umkehr mahnten. Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das Böse
ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem Sturme preisgegeben,
wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst.
Gibt es, so frage ich Dich, der Du ein Christ bist, gibt es in diesem Ringen um
die Erhaltung Deiner höchsten Güter ein Zögern, ein Spiel mit Intrigen, ein
Hinausschieben der Entscheidung in der Hoffnung, daß ein anderer die Waffen
erhebt, um Dich zu verteidigen? Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut
gegeben zu kämpfen? Wir müssen das Böse dort angreifen, wo es am mächtigsten
ist, und es ist am mächtigsten in der Macht Hitlers.
"Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne; und
siehe, da waren Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster; und
die ihnen Unrecht taten, waren so mächtig, daß sie keinen Tröster haben
konnten. Da lobte ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr denn die
Lebendigen, die noch das Leben hatten..." (Sprüche)
Novalis: "Wahrhafte Anarchie ist das Zeugungselement der Religion. Aus der
Vernichtung alles Positiven hebt sie ihr glorreiches Haupt als neue
Weltstifterin empor... Wenn Europa wieder erwachen wollte, wenn ein Staat der
Staaten, eine politische Wissenschaftslehre bevorstände! Sollte etwa die
Hierarchie... das Prinzip des Staatenvereins sein?... Es wird so lange Blut über
Europa strömen, bis die Nationen ihren fürchterlichen Wahnsinn gewahr werden,
der sie im Kreis herumtreibt, und von heiliger Musik getroffen und besänftigt
zu ehemaligen Altären in bunter Vermischung treten, Werke des Friedens
vornehmen und ein großes Friedensfest auf den rauchenden Walstätten mit heißen
Tränen gefeiert wird. Nur die Religion kann Europa wieder aufwecken und das Völkerrecht
sichern und die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar auf Erden in ihr
friedenstiftendes Amt installieren."
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß die Weiße Rose nicht im Solde einer
ausländischen Macht steht. Obgleich wir wissen, daß die nationalsozialistische
Macht militärisch gebrochen werden muß, suchen wir eine Erneuerung des
schwerverwundeten deutschen Geistes von innen her zu erreichen. Dieser
Wiedergeburt muß aber die klare Erkenntnis aller Schuld, die das deutsche Volk
auf sich geladen hat, und ein rücksichtsloser Kampf gegen Hitler und seine
allzuvielen Helfershelfer, Parteimitglieder, Quislinge usw. vorausgehen. Mit
aller Brutalität muß die Kluft zwischen dem besseren Teil des Volkes und
allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt, aufgerissen werden. Für
Hitler und seine Anhänger gibt es auf dieser Erde keine Strafe, die ihren Taten
gerecht wäre.
Aber aus Liebe zu kommenden Generationen muß nach Beendigung des Krieges ein
Exempel statuiert werden, daß niemand auch nur die geringste Lust je verspüren
sollte, Ähnliches aufs neue zu versuchen. Vergeßt auch nicht die kleinen
Schurken dieses Systems, merkt Euch die Namen, auf daß keiner entkomme! Es soll
ihnen nicht gelingen, in letzter Minute noch nach diesen Scheußlichkeiten die
Fahne zu wechseln und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre! Zu Ihrer
Beruhigung möchten wir noch hinzufügen, daß die Adressen der Leser der Weißen
Rose nirgendwo schriftlich niedergelegt sind. Die Adressen sind willkürlich
Adreßbüchern entnommen.
Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose läßt Euch
keine Ruhe!
Bitte vervielfältigen und weitersenden!
5. Flugblatt der Weißen Rose
Aufruf an alle Deutsche!
Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. Wie im Jahre 1918 versucht die
deutsche Regierung alle Aufmerksamkeit auf die wachsende U-Boot-Gefahr zu
lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen
die Invasion erwartet wird. Die Rüstung Amerikas hat ihren Höhepunkt noch
nicht erreicht, aber heute schon übertrifft sie alles in der Geschichte seither
Dagewesene. Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den
Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! Seine und
seiner Helfer Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte
Strafe rückt näher und näher!
Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings
folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis! haben sie auf
ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis zum letzten Mann, sagt Hitler - indes
ist der Krieg bereits verloren.
Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden
widerfahren ist? Wollt Ihr mit dem gleichen Maße gemessen werden wie Eure Verführer?
Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehaßte und ausgestoßene Volk sein?
Nein! Darum trennt Euch von dem nationalsozialistischen Untermenschentum!
Beweist durch die Tat, daß Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht
an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. Zerreißt den Mantel
der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, ehe es zu
spät ist!
Glaubt nicht der nationalsozialistischen Propaganda, die Euch den
Bolschewistenschreck in die Glieder gejagt hat! Glaubt nicht, daß Deutschlands
Heil mit dem Sieg des Nationalsozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden
sei! Ein Verbrechertum kann keinen deutschen Sieg erringen. Trennt Euch
rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher
wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, so sich feig
und unentschlossen verborgen hielten.
Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war?
Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge,
für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer
Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger
Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf
welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie
sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß
im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch
sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das
geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muß durch
einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit
werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden.
Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!
Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor
der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen
Europa.
Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter!
5. Flugblatt der Weißen Rose
Kommilitoninnen! Kommilitonen!
Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad.
Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des
Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer,
wir danken dir! Es gärt im deutschen Volk: Wollen wir weiter einem Dilettanten
das Schicksal unserer Armeen anvertrauen? Wollen wir den niedrigsten
Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest unserer deutschen Jugend opfern?
Nimmermehr!
Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der
verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat. Im Namen des
ganzen deutschen Volkes fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche
Freiheit, das kostbarste Gut der Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten
Weise betrogen hat.
In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind
wir aufgewachsen. HJ, SA und SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren
unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht.
"Weltanschauliche Schulung" hieß die verächtliche Methode, das
aufkeimende Selbstdenken und Selbstwerten in einem Nebel leerer Phrasen zu
ersticken. Eine Führerauslese, wie sie teuflischer und zugleich bornierter
nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen
zu gottlosen, schamlosen und gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur
blinden, stupiden Führergefolgschaft.
Wir "Arbeiter des Geistes" wären gerade recht, dieser neuen
Herrenschicht den Knüppel zu machen. Frontkämpfer werden von Studentenführern
und Gauleiteraspiranten wie Schulbuben gemaßregelt, Gauleiter greifen mit
geilen Späßen den Studentinnen an die Ehre. Deutsche Studentinnen haben an der
Münchner Hochschule auf die Besudelung ihrer Ehre eine würdige Antwort
gegeben, deutsche Studenten haben sich für ihre Kameradinnen eingesetzt und
standgehalten. Das ist ein Anfang zur Erkämpfung unserer freien
Selbstbestimmung, ohne die geistige Werte nicht geschaffen werden können. Unser
Dank gilt den tapferen Kameradinnen und Kameraden, die mit leuchtendem Beispiel
vorangegangen sind!
Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf gegen die Partei! Heraus aus den
Parteigliederungen, in denen man uns politisch weiter mundtot halten will!
Heraus aus den Hörsälen der SS-Unter- und -Oberführer und Parteikriecher! Es
geht uns um wahre Wissenschaft und echte Geistesfreiheit! Kein Drohmittel kann
uns schrecken, auch nicht die Schließung unserer Hochschulen. Es gilt den Kampf
jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem
seiner sittlichen Verantwortung bewußten Staatswesen.
Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden
herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht,
wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue
werfen. Was ihnen Freiheit und Ehre gilt, das haben sie in zehn Jahren der Zerstörung
aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanz im deutschen
Volk genugsam gezeigt. Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad
die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation
in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name
bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht,
rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges
Europa aufrichtet.
Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es,
wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, so 1943 die Brechung des
nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Beresina und
Stalingrad flammen im Osten auf, die Toten von Stalingrad beschwören uns!
"Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!"
Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den
Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre!
Quelle 200902 >> Bundeszentrale für Politische Bildung www.bpb.de
>> Antifa-Forum