Manfred von Ardenne  1907 - 1997

Ich erinnere nicht mehr das Jahr unseres Besuchs bei ihm und nur die Eindrücke blieben. Im Rahmen einer Delegationsfahrt meiner Partei in den achtziger Jahren. Der Bus erreichte hoch über der Elbe gegenüber Dresdens das nur wenig zur DDR passende herrschaftliche Anwesen: vermutlich das Manfred-von-Ardenne-Institut. 

Ardenne empfing uns freundlich interessiert, was mir ein wenig absurd vorkam, denn wir hatten ihm kaum Spannendes zu berichten, als er uns danach fragte. Das gestanden wir rasch ein und ließen lieber ihn aus  seinem Leben als Erfinder in der DDR erzählen. 

"Wie konnten Sie auf so vielen und auch sehr unterschiedlichen Gebieten solche Fortschritte erzielen?" 

Ardenne antwortete sinngemäß: "Weil die Fachleute oft ihrer Routine verhaftet den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Wo also stagnierte es? Und da kann die Unbefangenheit des allgemein Interessierten oft mehr erreichen als die Experten."
 
Das musste mir einfach gefallen, weil es meiner jugendlichen Anmaßung entsprach, über die Dinge zu reden, von denen ich nur arg wenig verstand, beispielsweise von "Mensch, Gott und Welt", um hier nur mal die unbescheidene Dimension des frühen Erkenntnisanspruchs anzudeuten, die sodann gleich noch Gegenstände "meiner Revolution" werden sollten, aber nicht wurden - begründet.

Ardenne, sympathisch und es "stagnierte" die DDR-Gesellschaft, der Mensch und die Fachwelt ganz offensichtlich, wie ich meinte und alle Jugendlichen fast zwangsläufig und geradezu natürlich glauben müssen, da sie doch selbst von ihrer eigenen Entwicklung täglich überholt werden, so dass sie in diesem D-Zug-Tempo des erwachenden Geistes die Umwelt als erstarrt anschauen, zumindest diejenige Umwelt, für die sie "die Machthaber" verantwortlich sehen, die sich so fast unbeeindruckbar zeigen vom revolutionären Elan und Wahn ihrer Nachkommenschaft.

Manfred Baron von Ardenne. Ein großer Name, ein großer Wissenschaftler, eine große Person. - Ich sah heute im Internet nach, was über ihn zu finden und aus ihm geworden ist: www.dhm.de/.../ArdenneManfred.  

Bittere Ironie seines Schicksals: Als ihn der Kapitalismus ereilte, also die "Deutsche Einheit" kam, gingen seinem Institut die Gelder aus. Es fehlten Millionen.  Er war sicherlich nicht  Buchhalter genug, sondern ein freier Geist und schon deshalb fernab von den Formularen. 

Am 26. Mai 1997 verstarb er in Dresden.

msr 2003

weitere Literatur

Dialog-Lexikon