Fehler in ARTGEMEINSCHAFT-Artikel [ Forum ]
 
von Martin Marheinecke am 19.Jun.2003 19:25  


Hallo,

als Pressesprecher eines demokratischen Vereins ausdrücklich antirassistischer Heiden (ja, so was gibt es auch ;) ) habe ich ein paar Anmerkungen zum an sich hervorragenden Artikel über die
ARTGEMEINSCHAFT des Rechts(außen)anwalt Rieger im "Thulenet".

"aber einige Hamburger Kameraden tun so als ob:
germanische Götter Wotan & GmbH Co.KG"

Leider stimmt das nicht: Unseres Wissen sind die Mehrzahl der "Artgemeinschaftler" nach eigenen Verständnis "Asatru", also den Asen (germanisches Göttergeschlecht) treu.

"Leider" aus gleich mehreren Gründen:

- Nach innen hilft es die "Artgemeinschaftler" und ihre Sympathisanten bei der Stange zu halten.
Ähnlich wie bei den Scientologen wird der politische Druck gegen diese Neonazis als "Verfolgung einer religiösen Minderheit" uminterpretiert. Man sieht sich als "unschuldiges Opfer" des "Systems".

- Es hilft der "Artgemeinschaft" Mitglieder und Sympathisanten zu rekrutieren. Es gibt in Deutschland überraschend viele Neuheiden unterschiedlicher Richtungen, die wenigsten davon "rechts", die meisten "unpolitisch" bis politisch naiv. Die "Artgemeinschaft" versteht es, "unpolitische" Heiden anzusprechen, die zwar in der Regel mitbekommen, dass die A.G. "irgendwie rechts" ist, nicht aber, dass es sich um militante Neonazis handelt.
Der Apell an die Solidarität verbessert die Bündnisfähigkeit dieses Rassistenclubs erheblich: "Wir Asatru müssen doch gegen die bösen modernen Inquisitoren zusammenhalten - Stellen wir doch mal unsere politischen Differenz hinten an!"

- Echte religiöse Hingabe - und die meisten "Artgemeinschaftler" nehmen ihre Religion bitter ernst! - verschafft einer Gemeinschaft eine "Durchschlagskraft", die "weltliche" Polit-Club normalerweise nicht haben.

- Der militante Antisemitismus (verbunden mit einer beinahe ebenso militanten anti-christlichen Einstellung) wird religiös begründet und ist damit für "Artgemeinschaftler" nicht mehr hinterfragbar. Ein "Dogma" halt. (Wärend andere Asatruar von Glaubenssätzen jeder Art überhaupt nicht halten. Im Grunde ist die "Artgemeinschaft" eine "Nazi-Sekte".)

- Ein Grund aus eigener Sache: Es gibt Asatruar, die alles andere als "rechts" sind, im Rabencaln gibt es sogar etliche den Germanen-Göttern Treue, die ich als "sehr weit links" einschätze. Der "Artgemeinschaft" und ähnlichen Vereinen gelingt es, Asatru im öffentlichen Bewußtsein "rechtsextrem" zu besetzen, so dass auch explizit linke Asatuar in Gefahr geraten, z. B. von der Antifa attackiert zu werden. (Wie geschehen!)

"Immer in taugt diese "Religion" dazu,
den einen oder anderen grünen Deppen anzuziehen
oder vielleicht als "Religionsgemeinschaft" ein
mögliches NPD-Verbot zu überdauern."

Das stimmt leider! Politisch naive Ökologisten und Bioregionalisten gehen "rechten Heiden" manchmal erschreckend leicht auf den Leim. Und auch mit dem NPD-Verbot könntet Ihr recht haben.

"Die "Artgemeinschaft" ist purer Rassismus,"

Ja! Nur "Menschen nordischer und fälischer Art" können dort mitmachen - damit sind die Rasse-Kriterien härter als sie es in der Praxis bei der SS waren ;)

"sehr fleißig gegen den inneren Frieden,"

Stimmt auch!

"der Religionsquatsch ist nur die Tarnung"

Leider falsch!

"und Geschäftemacherei mit albernen Broschüren."

... die auch an politisch naive Eso-Freaks verkauft werden und u. U. deren Weltbild nach rechts verdrehen - wofür diese auch noch bezahlen!

"wir mögen sie nicht"

Wir auch nicht!

Liebe Grüße,

Martin Marheinecke

Pressesprecher des "Rabenclan - Arbeitskreis für Heiden in Deutschland e. V."

 HomePage   Rabenclan - Arbeitskreis für Heiden in Deutschland

Hallo Martin,

Deine Kritik an der "Artgemeinschaft" orientiert sich an deren Verlautbarungsreligiosität und daran, dass es  Leute geben mag, denen die Hörner auf dem Kopf im Heiligenschein erstrahlen. 

Aussteiger aus der rechtsextremen Szene hatten eigene Erfahrung mit der "Artgemeinschaft" und wir waren nicht bereit, uns auf den religiösen Vorwand einzulassen, weil es Rieger & Co. einzig darum geht, im  Heidnischen ein weiteres Strukturelement für das rechtsextremistische Netzwerk zu schaffen, 
denn es passt ihnen ins antisemitische Grundschema, dass das Heidnische in Europa mit dem Christentum von einer jüdischen Religion verdrängt wurde. 
Dieser "Antiimperialismus" ist nicht neu, sondern findet sich schlechtester NS-Tradition, auch wenn sich die Staats-Nazis im politischen Alltag nicht wagten, so sehr antiprotestantisch und antikatholisch zu sein, wie es ihre arischen Vordenker gern gewesen wären, aber letztlich wollte man es sich mit den großen Amtskirchen nicht  verscherzen, sondern erkannte sich im Gegenteil auf Zusammenarbeit angewiesen.

Wir wollten die "Artgemeinschaft" zu einem Rechtsstreit provozieren, weil uns Leute schon prinzipiell widerlich sind, die anderes tun als sie sagen, was zwar auch in staatstragenden Kreisen keine seltene Übung ist, aber vollends intolerierbar wird, wenn es auf Wiederholung von Antisemitismus und Rassismus hinaus will. 
Es wäre Gelegenheit gewesen, das religiöse Gewissen mit Insiderkenntnissen abzuklopfen, aber außer ein paar Irritationen in "nordischen" Foren kam es zu nichts und die Sache schlief bei uns ebenso ein wie die Auseinandersetzung mit der HNG und anderen rechtsextremistischen Vereinigungen, weil sich unser Schwerpunkt mehr und mehr in den allgemeinen Wertedialog verlagerte.

Grüße von Sven

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