Atom-U-Boote 200902 Kollision im Atlantik
Auf Schleichfahrt in den Crash
Zusammenstoß
von HMS Vanguard und Triomphant
Der Zusammenstoß zweier Atom-U-Boote im Atlantik erreichte nun doch auch die
"Tagesthemen" und damit auch etwas mehr Köpfe, die sich Gedanken
machen. So wird vermutet, dass die moderne Technologie zur Falle wurde, die
leisen Motoren, die Antisonartechnik, um unentdeckt durch die Weltmeere
schleichen zu können. - Die Ministerien hüllen sich ob der Umstände in
Schweigen, bis auf die Verharmlosung.
Die Frage nach dem "Warum überhaupt" wurde in den
Nachrichtensendungen allerdings nicht gestellt, als wären solche Fragensteller
zu unbedeutender Teil des politischen Meinungsspektrums. Hier in der
Abgeschiedenheit privat-ehrenamtlicher Webs kann man es tun und zumindest als
Geistesfreiheit genießen, die in vielen Staaten unzulässig ist.
Forderungen
an die Politik
Obwohl Gegner der atomaren
Abschreckung, will ich mir Gedanken machen, was politisch zu fordern wäre,
um die Risiken zu verkleinern, wenn schon nicht durch Verschrottung auszuschließen:
1. Die Situationsanalyse macht Atom-U-Boot-Ausflüge verzichtbar, jedenfalls
atombewaffnete Ausflüge.
Begründung: Zur Zeit ist die internationale Politik mit der
Weltwirtschaftskrise beschäftigt und versucht sich in Gemeinsamkeit. Obama
sowieso, aber auch Russland tritt mit der militärischen Prahlerei kürzer.
Wir haben zwischen den größten Atommächten eine entspannte Phase, so dass
auch Paris und London im Moment nicht mit nuklearen Angriffen aus Moskau,
Washington und Peking rechnen müssten, während es mit den Bedrohungen aus
Islamabad, Delhi, Jerusalem, vielleicht auch aus Pjöngjang und Teheran andere
Größenordnungen hat. Um die sogenannte Zweitschlagsfähigkeit brauchen also
keine der Atomgroßmächte fürchten, folglich auch nach der
Abschreckungsstrategie zur Zeit keine durch die Weltmeere schleichende
Atom-U-Boote.
2. Sollte es unbedingt Übungsfahrten brauchen, so sollten sie mit Signalgebung
erfolgen oder aber allseitig in Route und Fristen angekündigt werden, denn
wegen des Atomreaktorantriebs insbesondere bei U-Booten wäre jedes noch so
gering wahrscheinliche Kollisionsrisiko nicht hinnehmbar.
3. Zur weiteren Risikominderung hätte die Atombewaffnung auch bei angemeldeten
Fahrten zuhause zu bleiben, denn der übungsweise Abschuss von Nuklearsprengkörpern
kann ohnehin nicht praktisch vorgesehen sein.
4. Publizitätspflichten der Militärs - Seit Jahren verlangt die Welt von
Teheran und Pjöngjang Transparenz hinsichtlich der Atomprogramme, jedem ist
bewusst, dass Atomwaffen keine Spielwaren sind, die den Rest der Menschheit
nichts angehen würden. Dann aber darf auch nicht sein, dass die Atomwaffenmächte,
wie nun erneut geschehen, der Öffentlichkeit Havarien im Zusammenhang mit
Atomwaffen verschweigen. Solches Verschweigen ist auch nicht aus dem Erfordernis
militärischer Geheimhaltung statthaft, denn es unterminiert z.B. den
demokratischen Meinungsbildungsprozess einschließlich der Vernunft politischer
Entscheidungen. - Für solche Havarien muss es mindestens die Publizitätspflichten
geben, wie sie der Atomenergiewirtschaft obliegen.
Diese vier Forderungen stehen der atomaren Abschreckung nicht annähernd
entgegen, sollten also das Mindeste sein, was geändert werden muss. Vielleicht
fallen den Usern weitere Forderungen ein, wobei darauf geachtet werden sollte,
dass die Frage nach dem zweiten "Warum überhaupt", nämlich nach der
atomaren Abschreckungsstrategie an sich, eine zwar damit zusammenhängende, aber
andere Frage ist.
Dazu bzw. dagegen >> www.inidia.de/abschreckungsdoktrin.htm
Militaristen sind dümmer als Knäckebrot
Stimmt nicht, denn sie lügen, weil sie die Bürger für dumm halten.
Unter dem Titel "Atom-U-Boot-Kollision
entpuppt sich als High-Tech-Triumph" feiert die russische
Nachrichtenagentur RIA Novosti, dass die U-Boote
mittlerweile so leise durch die Meere schleichen, dass sie zusammenstoßen
können, wie Anfang Februar 2009 geschehen.
Die Nachrichtenagentur zitiert den französische Verteidigungsminister Hervé
Morin mit den Worten: "Etwas Unvorstellbares ist
passiert. Frankreich, Großbritannien und die USA dürfen das aber auch als Sieg
ihrer Technologien betrachten, dank denen die U-Boote einander nicht hören
konnten."
Schräger kann es nicht kommen, denn was diesem Verteidigungsminister "unvorstellbar" war, ist "unvorstellbar" in ganz anderer Richtung, nämlich unglaubwürdig, weil immerhin Jahr für Jahr mehr dieser geräuscharmen U-Boote auf die Meere kommen, als wenn Autos die Straßen sicherer machen, wenn sie einander unsichtbar wären. Unglaubwürdig, denn die Kollisionsgefahr ist seit langem bekannt, weshalb es auch Vorschläge gab, die Kollisionsgefahr durch internationale Abkommen und Fahrpläne auszuschließen.
Jetzt kamen die Besatzungen und die Welt mit einem blauen Auge davon, aber wenn es den U-Boot-Mächten noch immer kein Grund ist, bis zu einem Fahrplan-Abkommen die U-Boote in den Häfen zu halten, dann ist es einer dieser Gipfel der Unverschämtheiten, mit denen Regierungen ihren Chauvinismus konkurrieren lassen und die Sicherheitsinteressen nachordnen.
Der Zusammenstoß von Atom-U-Booten ist kein "Sieg der Technologien", sondern ein Paradebeispiel für den verantwortungslosen Umgang mit Technologie, ist menschliches Versagen von Politikern, zugleich politisches Versagen all jener Bürger, die solche Politiker gewähren lassen.
Markus Rabanus 20090225 >> DISKUSSION
Fragen an die Bundesregierung nach den >> Atom-U-Boot-Unfällen