Deutschpflicht auf Schulhöfen? Beitrag 

Eine Berliner Realschule machte ihren Schülern zur Pflicht, während der Unterrichtspausen ausschließlich die deutsche Sprache zu gebrauchen. >> Yahoo-News Die Deutschpflicht soll Integrationsdefiziten begegnen.

Über die Erfahrungen dieser Schule wurde bislang wenig berichtet, eine Website der Schule fand ich nicht. Schade. Vielleicht findet sich jemand aus Berlin Wedding, der die Erfahrungen recherchiert?

So hingegen könnten Kommentare, die sich in Allgemeinheiten erschöpfen, als Gemeinheiten gegen die "Deutschpflicht-Schule" erweisen.

Ich riskiere es trotzdem - bis zum Zeitpunkt des stärkeren Gegenarguments:

Prinzipiell spricht gegen die Pausenhof-Deutschpflicht, dass die Unterrichtspause ein zu Erholungszwecken dienender Freiraum sein sollte.

Eine Pausen-Deutschpflicht kann die Erholung nicht fördern, aber auch das sollten die Schulen vermitteln: Der Sinn jeder Ordnung/Vorschrift/Tradition misst sich am Zweck, wie umgekehrt, denn die Zwecke haben keinen Mehrwert gegenüber der Ordnung.

Und: Was für den Pausen-Erholungszweck von Halbtagsschulen wichtig ist, wäre für Ganztagsschulen noch wichtiger.

Deshalb gehe ich zunächst mit ablehnendem Vorurteil, wohl aber mit Interesse in die Diskussion um die Pausen-Deutschpflicht.

Die Deutschpflicht in den vielen Unterrichtsfächern sollte ausreichen.

Auch Lehrer brauchen Pausen und sollten Schüler in Pausen möglichst nicht belauschen müssen:-)

Grüße von Sven
30.01.2006        
  
BeitragVerfasst von Martin am: 30.01.2006  (Gegenrede)

Moin Sven,

nach allem, was ich gelesen habe, ist das, was die Herbert-Hoover-Realschule in Berlin Wedding für sich beschlossen hat, das Ergebnis einer längeren Debatte zwischen Schulleitung, Lehrern, Eltern und Schülern. In dieser Form, als Selbstverpflichtung der Beteiligten, begrüße ich es ausdrücklich.

Sprachliche Defizite dürften zu den massivsten Problemen von Migranten und deren Kindern gehören. Wer deutsch nicht beherrscht, ist absolut chancenlos. Die Schulhof-Selbstverpflichtung ist dieser Einsicht entsprechend nur eine Maßnahme jener Weddinger Schule, hinzu kommt noch die Ausweitung des Deutschunterrichts und seine stärkere Ausrichtung auf Sprachkompetenz.

Die Tendenz an vielen Berliner Schulen besteht in einer zunehmend isolierten Koexistenz unterschiedlicher ethnischer Gruppen mit eigenen Sprachen und Normen. Der kleinste gemeinsame Nenner einer gemeinsamen Sprache ist unabdingbar für ein Zusammenleben jenseits ethnischer Isolation. Darin gleicht der Schulhof durchaus der Gesellschaft als Ganzer, mit dem Unterschied, dass hier noch nicht mit den Konkurrenzbandagen des Arbeitsmarktes gekämpft wird. Auf dem Schulhof wird es noch spielerisch zugehen, denn schließlich ist niemand verpflichtet worden, in der Pause unregelmäßige Verben zu pauken.

Fördern und Fordern gemeinsamer Sprache ist nicht nur Chance, sondern Kehrseite der Realität einer Einwanderungsgesellschaft und Voraussetzung von Zivilgesellschaft. Spracherwerb ist ein Anspruch, den die Mehrheitsgesellschaft stellen darf. Weil es dazu überhaupt keine Alternative gibt.

Grüße von martin  

 
  
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