Finanzsystem 20141026
Lieber S,, ich greife mir jetzt nur die mir unsolide erscheinenden Momente heraus:
Du kennst mich ja auch aus dem Friedensthema mit dem Plädoyer für weltrechtsstaatliche Lösungen. Aber in Geschichtserfahrung auch des Ost-West-Konflikts gehen meinen Weltweit-Wünschen die eigenen Schritte voraus. Auch aus wissenschaftlicher Perspektive geht das Experiment (=kontrollierter Rahmen) der Anwendung voraus.
Daraus folgt: Es muss im Kleinen real funktionieren, ansonsten macht man besser nichts Großes draus.
Das spielen wir mal mit Berlin durch. Und Berlin wäre überall. Und wir nehmen die Forderung nach zinsfreier Staatsfinanzierung im Wege einer Geldschöpfung durch nationale Notenbanken.
"Zinsfreie Staatsfinanzierung" impliziert vorab, dass sich Herr Wowereit seinen Flughafen mit Krediten behelfen dürfe, aber solch Kredit dem Grunde nach gar keiner mehr ist, weil von niemandes Vertrauen, Rendite- und Risikoabwägung abhängig, sondern einzig noch vom Belieben Wowereits und seinem Gefolge im Wettbewerb zur ohnehin stets ablehnenden Opposition, wie auch umgekehrt.
Und so ist es doch fast oder sogar übertroffen, denn wir haben im Moment sogar Zinssätze, die zumindest in dem mir überschaubaren Bauwirtschaftsbereich deutlich unter der Teuerungsraten liegen, also sogar "negativer Zins".
Das hätten sich einige Alternativgeld-Theoretiker nicht träumen lassen oder mögen das jetzt nicht wahr haben, wie es auch Konservative verdutzt, wenn ich behaupte, dass die Aktiengesellschaften ihr Chefpersonal nach ähnlichen Kriterien auswählen und deren Eigendynamik in Fragen der Selbstbegünstigung tolerieren und inflationieren, wie ich es früher in den Sozialistischen Staaten beobachtete. - Das nur nebenbei.
Ist der Zins räuberisch? Klar, das gibt es oft. Und dagegen braucht es Regeln und Rechtsprechung zu Wuchergrenzen, aber zur Zeit ist er es im Hinblick auf die Staatsfinanzen nicht, sondern eher fehlt es an volkswirtschaftlichem Rechnen an sich und in Gänze. Und das würde sich bessern, wenn Wowereit in Personalunion oder arbeitsteilig gar nicht mehr Gläubiger locken müsste, sondern einfach in der Geldpresse den Turbo einschaltet?
Das wäre dann tatsächlich "Münchhausen". Dann haben wir ganz gewiss noch ein paar "Nürburgringe" mehr, aber wie lang funktioniert das? Ob mit oder ohne Zins.
Zur Eigenkapitalquote von Banken: Die Forderung nach deren Erhöhung beruht auf Irrtümern, die damit einhergehenden Regelungen, auf die unsere Politik die Banken verpflichtete, ist Schwindel, denn wenn eine Bank das Geld risikofrei horten würde, dann wären die Spareinlagen über den Inflationsverlust hinaus gebührenpflichtig für Tresoren und Verwaltung, ähnlich dem Girokonten-Zahlungsverkehr, wenn dort das Geld von sonstigen Bankspekulationen ausgenommen wäre.
Kurzum: Je insolvenzfester die Bank, desto weniger ist sie Bank als Kreditinstitut, sondern bloß noch besseres Kopfkissen.
Auch ohne Banken kann Wirtschaft funktionieren. Die Frage ist dann aber, ob besser, denn es hat durchaus Vorteile, nicht die Freunde, sondern den bei Banken abstrakten Geldmarkt zu nutzen, wenngleich das normalerweise teurer ist. - Jetzt "seltsamerweise" jedoch viel, viel billiger, weil selbstverständlich NIEMAND privat z.B. 1 Mio. € für 1,9 Prozent auf 10 Jahre verleihen würde. Aber die Banken tun es nun schon seit geraumer Zeit.
Und das ist nur noch "politisch", überhaupt keine "Wirtschaft".
Und das wäre im Ergebnis von Alternativgeld vermutlich desgleichen, ob nur in meinem Pankow oder weltweit.
Solidität kann gar nicht anders als im Streben nach gedeckten Haushalten und Kreditaufnahme nur in Fällen, für die sich Gläubiger finden.
Und das geht nicht? Doch, sehr wohl, aber ungemütlich für Regierung und Regierte, denn Wowereit müsste umschichten und hätte wahrscheinlich trotzdem die Steuern und Abgaben noch viel mehr als ohnehin zu erhöhen - und nicht die Schulden.
Solche Sicht auf diese Dinge ist allerdings politisch vollends irrelevant, denn der gesamte Politikapparat, die Wirtschaft und die Bevölkerung ist viel zu korrupt, um sich in ihren allseitigen
Klientelismus dreinreden zu lassen.
LG, Markus Rabanus 20141027