Frieden um jeden Preis? 

Der Vorwurf aus solcher Frage begegnet oft und ist naheliegend, denn tatsächlich hätten sich alle diese Frage ernsthaft zu stellen, nicht bloß als platter Vorwurf vom hohen Rosse der Selbstgerechtigkeit. 

Die Welt ist ungerecht - und die Gerechtigkeit eine Ewige Baustelle, die wir allzu gerne liegen lassen und gar zuschauen, wie sich viele Ungerechtigkeiten vergrößern. 

"Frieden um jeden Preis" ist genau das, was viele Privilegierte von den Benachteiligten fordern - und wer sich nicht dran hält, der sei "Terrorist", als hätten die von kriegführenden Staaten abgeworfenen Bomben mehr Noblesse. 

Welche Ungerechtigkeit lohnt die Zerstörung von Städten, den Massenmord? Welche Ungerechtigkeit darf erlauben, dass eine Gewalteskalation bis hin zur atomaren Auslöschung der Menschheit gehen kann? 

Warum setzen wir der Eskalation keine Schranken durch strengstens kontrollierte Verbote solcher Waffen? - So verspricht es Artikel 6 Atomwaffensperrvertrag seit 1970 und steht nicht in den Schulbüchern unserer Kinder.

Welches Recht maßen wir uns an, der Natur dieses Planeten eine Katastrophe zu werden, die wir ihr längst mehr übermaßen sind? 

Jemand trachtet mir nach dem Leben. Und wenn er es versucht, so dürfte ich ihm seines nehmen, wenn er nicht anders zu hindern wäre.
Aber dürfte ich andere mit den Abgrund reißen, wie es die Atommächte mit ihren Abschreckungsdoktrinen im Streifalle der gesamten Menschheit androhen? 

Warum soll ich nicht dürfen, was sich die Staaten anmaßen, aus meinem Verhängnis ein allgemeines zu machen? 

Übergeht diese Frage nicht, sondern gebt Antwort darauf. - Sie ist schwierig, ungeheuer schwierig, dass ich sie nicht zu beantworten weiß, aber wer sich um präzise Antwort drückt, darf NIEMANDEM "Frieden um jeden Preis" zum Vorwurf machen, 

Und wenn Ihr die Antwort habt, was folgt dann daraus anderes als das, was der UNO-Pazifismus verlangt, dass es nicht ich oder die Atommächte zu entscheiden haben, welches Risiko deren Friedenssicherung für andere darstellen darf. 

-------------------

"Der ungererchteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg." - So wird Marcus Tullius Cicero oft zitiert. 

als Frage wäre der Spruch besser - und wer es entscheiden darf

Ul S.: "Ich finde ihn sehr weitblickend, weil auch in einer Schlacht, die sehr opferreich ist, es vll besser ist, sich zurückzuziehen. Anders gesagt: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. So wie beim Brester Frieden. Die Frage der Entscheidung darüber, wenn es solch eine Entscheidungsmöglichkeit gibt, ist natürlich wirklich eine komplizierte."

@Ul S, jenau - und schon weil es Abwägung im Einzelfall ist, ist der Cicero-Spruch falsch, wäre anderenfalls Freudentanz für jeden Aggressor, einem Möchtegern-Jesus auch noch den Rock zum Mantel nehmen zu können.

--------------------

 ja, ein Fest für Unterdrücker & ganz ähnlich der Spruch: "Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock." Lukas 6:29

--------------------

Der Spruch wäre besser eine Frage, denn:

1. Mit Blick auf äußerstes Elend, auf Folter, Sklaverei und Gaskammer kann andere Wertung sein.

2. Ungerechtigkeiten können zu Aufständen führen, aber zu Kriegen eher selten, denn Krieg beginnt, wer glaubt, dass er gewinnt - und oft nachrangig, ob das Ergebnis Ungerechtigkeit beseitigt oder schafft.

Darin gefiel sich nicht nur das Römische Imperium sehr.

3. Der "gerechte Krieg" ist Illusion, wie auch der gerechte Frieden nur Ewige Baustelle sein kann.

-------------------

"Es gibt keinen Weg zum Frieden - der Frieden ist der Weg." - So wird Gandhi oft zitiert. Es stimmte teils, aber gegen die Armeen Nazi-Deutschlands hätte es nicht gestimmt.

-------------------

Markus S. Rabanus 2022-06-27 

Doron, diese Frage stelle ich mir immer wieder, denn sie stellt sich verschieden für Situationen, oft sehr individuell und darin schwankend.

Manche tun sich leicht, für jedes persönliche oder ihnen gesteckte Ziel zu kämpfen, töten und zu sterben.

Zähle dir mehr als vier Ziele auf. Und es gibt die verrücktesten Ziele, für die getötet und gestorben wird, oft Ziele, die nicht erreichbar sind, freiwillig oder Erwartungen anderer folgend.

Das Warschauer Ghetto lässt sich mit dem 17.Juni zwar vergleichen, aber die Unterschiede sind übergroß sowohl die Werte als auch die Risiken betreffend.

Auch im Warschauer Getto entschieden sich nicht alle für den Kampf, der so aussichtslos war, während sich andere sagten: Meine Mörder sollen sich schwer tun.

Markus S. Rabanus 2022-070-02 

 

Friedensforschung

Dialog-Lexikon       Tagebuch