Friedliche Revolution
 
Als "friedliche Revolution" könnte man den Sturz des SED-Regimes in der Deutschen Demokratischen Republik bezeichnen.

1989 war das Jahr des "40. Geburtstags der DDR".  Aber die Geburtstagsfeier wurden anders als geplant. Zwar gab es den einen oder anderen Vorbeimarsch an den Tribünen der Mächtigen und Erich Honecker mit seinen vielen Partei- und Staatsfunktionen winkte dem Volk, doch die Enttäuschung über die Erstarrtheit war so groß, dass keine richtige Freude aufkommen mochte. 

Der sowjetische Staatschef
Michael Gorbatschow war einer der vielen, die den Geburtstagsfeierlichkeiten beizuwohnen eingeladen wurde. Und er kam. Vielen Menschen galt er als Hoffnungsträger, hatte er doch schon in der Sowjetunion für unmöglich gehaltene Veränderungen bewirkt und das Verhältnis zum verfeindeten Westen in einem Maße entspannt, wie vor ihm kein anderer.  Und Gorbatschow brachte den kleinen Spruch: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." 

Dieser Satz wurde wie ein Signal verstanden, wie eine Aufforderung, endlich auch die DDR zu reformieren. Mehr und mehr Menschen bekannten ihren Unmut öffentlich. Vor allem in Leipzig kam es zu großen Demonstrationen und der für das DDR-Regime unerträgliche Parole lautete: "Wir sind das Volk!" 

Die Massendemonstrationen wuchsen von Woche zu Woche an. Die SED reagierte hilflos. Dieses Mal würde die Sowjetunion keinen "Beistand" gegen einen Aufstand leisten. Die Situation geriet politisch außer Kontrolle. Honecker dankte ab und zur maßlosen Enttäuschung wurde Egon Krenz zu seinem Nachfolger ernannt, der in der Rolle des versprochenen Reformers vollständig unglaubwürdig war.

Der 9.November 1989 wurde zum Höhepunkt der politischen Krise der DDR: vermutlich eher durch ein Missverständnis in der für die DDR-Bevölkerung bedeutenden Frage der Reisefreiheit, öffneten sich die Grenzen in Berlin zum Westteil der Stadt. Die Menschen waren fassungslos und die Freude buchstäblich grenzenlos. - Zwar hatten viele Angst, dass diese Entwicklung noch wieder Umkehrung erfahren könnten, aber nichts geschah außer dem rascher einsetzenden Verfall jeder staatlichen Autorität und des DDR-Sozialismus als politischem System.  

Es fiel kein Schuss und floss kein Blut, von wenigen Zwischenfälle bei Demonstrationen abgesehen.

Aber war es nun eine Revolution?  "Wir sind das Volk!" - Zumindest waren diejenigen ohnmächtig geworden, die zuvor 40 Jahre lang dem Volk gesagt hatten, was "wahr" und "falsch", was Freiheit sei und genüge. 

Trotzdem war auch dieser "Revolution" das Schicksal anderer Revolutionen beschieden, denn danach  kam es so:

1. Die Mitläufer wurden zu Vorrednern (Merkel & Co.)

2. Die alten Seilschaften turnten in neuen Kleidern umher  (PDS , SPD, FDP, CDU)

3. Die "eigentlichen Revolutionäre" hatten sich an die Klagemauer zurückzuziehen.

4. Und die "Damals-Kommunisten" wie ich standen irgendwie neben sich :-) gut so.

So kam über das bald "Geeinte Deutschland" zwar weniger die "Blühende Landschaft", aber doch das, wonach sich Menschen sehnen:  Freiheit für Meinung, die dann jedoch weniger zählt, als man ohne diese Freiheit vermutet, Freiheit für und zu allerlei, die nicht jedem plausibel ist, nicht jedem gefällt - und die in vielem auch wirklich nicht stimmig ist, aber dennoch ohne Alternative.

Bei allem Gejammer ist es jedenfalls ganz schön, dass sich in Deutschland ein so gravierender Umsturz von Herrschaftsverhältnissen so friedlich abgelaufen ist.

In einigen Köpfen kursieren noch immer Gerüchte, dass diese friedliche Revolution ein "Konterrevolution" gewesen sei. Auch das mag stimmen, aber dann war es immerhin eine "friedliche Konterrevolution" - und darüber sollten auch diejenigen froh sein, die es für eine "Konterrevolution" halten.

Übrigens habe ich meine Hoffnungen auf weitere friedliche Revolutionen noch längst nicht begraben und deshalb die einzig "nette" Revolutionsdomain für die IniDia registrieren lassen: www.Worldrevolution.net   

sven

DISKUSSION

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