Friedlicher Westen
Ich halte Polemik gegen das Schlagwort "Friedlicher Westen" für ebensolch politischen Leichtsinn wie die Selbstverständlichkeit, mit der sich der Westen als zivil und friedlich anpreist.
Selbstverständlich ist mir allenfalls, dass ich a) zur Kenntnis nehmen muss, dass der Westen in eine Vielzahl von Kriegen involviert ist, weshalb ich b) zu prüfen habe, ob er daran mitschuldig ist und c), worauf etwaiges Verschulden beruht und abgestellt werden kann.
Selbstverständlich ist mir allerdings auch, dass "der Westen" mit seinen demokratischen Verfassungen alternativlos und prinzipiell besser als diktatorische Willkür-Staaten situiert ist, um dem Unrecht von Kriegen zu begegnen. Selbstverständlich gilt mir jedoch vor allem - und das stellt die vorherigen Absätze in Frage, dass es ein schlimmer und gefährlicher Unsinn ist, dass überhaupt von "westlichen Werten", vom "Westen" usw. die Rede ist, denn a) wird solch geographische Sprache der Realität nicht gerecht, denn auch anderswo als im Westen gibt Demokratien und b) wird mit solch geographischer Sprache das Bewusstsein für die Einheit der Welt behindert und schürt Feindschaften, die sich durch gegenteilige Bekundungen der Solidarität und globalen Verantwortung nicht ausgleichen lassen, sondern auch sie in hegemoniales Licht eines die Welt beherrschenden Westens rücken.
sven20040909 DISKUSSION