Glaubensverlust
Wenn jemand seinen Glauben an Gott bzw. Religion verliert, so wird das mitunter als "Abfall vom Glauben" bezeichnet.
Dem Glaubensverlust gehen häufig Glaubenszweifel voraus, weshalb mitunter auch schon der Zweifel als Versuchung durch das Böse angesehen wird, als könne Nachdenklichkeit ohne Zweifel sein, wie es mir unmöglich schien.
Bei mir begann der Glaubensverlust
beispielsweise damit, dass mir als Kind die Beterei immer befremdlicher
schienen, wenn ich dankte, den Tag gut überstanden zu haben, als könne Gott
dafür, wie leichtsinnig ich war - und ob Gott überhaupt laufend Lust auf so
viele doch eher langweilende Gebete haben könne, mit denen Millionen Gläubige das Wohl und ewiges Leben erbitten, ob nicht viel eher die Haltung genüge,
den persönlichen Ehrgeiz unter den Vorbehalt der Gottgefälligkeit zu stellen.
Mir erschienen die Frömmigkeit und die religiösen Riten zunehmend eher von eitlen Menschen als vom
allmächtigen Gott gestrickt, dem die Unterwürfigkeit kaum besser gefallen kann
als die Gotteslästerung.
So wandte ich mich im Frieden von Gott ab und im Verdruss über die Religionen,
deren Gottesbild eben doch nicht über das Bild menschlicher Eitelkeiten hinaus
gelangt, so sehr sie ihn preisen und doch so viele nur sich selbst zelebrieren.
Mir stellte sich die Existenz Gottes in Frage, wenn er so viele in seinem Namen gegeneinander toben ließ, obwohl allmächtig, alle Geschicke zu lenken, während diejenigen, die mir gerecht schienen, verhöhnt, gemartert, gekreuzigt wurden. Und Jesus durfte nicht fliehen. Wenn ausgerechnet gefeiert wurde, dass jemand für mich sterben musste, dann schien mir das für die Perspektive eines Allmächtigen als Glaubensprüfung zu lieblos, zu verantwortungslos, wie ich mich nie handeln oder dulden sehen möchte. Wenn aber solch Handeln und Dulden Gott sein soll, dann konnte mir Gott nicht mehr Gott sein, ohne ihn anzuzweifeln.
Markus Rabanus2010 Religionsforum der Initiative-Dialog