Münchner Abkommen 1938
@Jörg, sei so lieb und versuche es bei mir gar nicht erst mit
"deutscher Sicht", aus vielen Gründen, einer davon, dass in dt.
Schulbüchern eher deine Sicht steht.
Mir war es kein "Appeasement", sondern völkerrechtswidrig, wenn
Hitler und Chamberlain wie kaum ein Jahr später auch Hitler und Stalin
Verträge zulasten Dritter schlossen.
Dass dieser zum "Appeasement" verklärte Völkerrechtsbruch seither
Stereotyp aller Kriegstreiber ist, lässt sich für nahezu jeden Waffengang
nachweisen.
Jörg: "Alter Mann, ich bin 42. Mir mit "Schulbuchwissen"
anzukommen ist sowas von arrogant. Mir fehlen grad die Worte, das was ich denke
schreibe ich lieber nicht...
Natürlich war es "Apeasement" - man glaubte Hitlers Hunger zu stillen
indem man andere "vor den Bus" warf. Natürlich war es Unrecht - aber
die Konsequenz wäre ein Krieg gewesen. Was ja, aus Ihrer Sicht, auch falsch
gewesen wäre - den Spuk aber beendet hätte bevor er richtig häßlich wird..."
@Jörg S., mit Arroganz hat es nüscht zu tun, sondern mit Forschung, denn NIE
würde ich Schulbuchwissen zum Vorwurf machen, zumal mich reut, wie abgelenkt
ich vieles verpasste.
Meine Vorwürfe gelten Fehlern in Schulbüchern, wie sie auch vielen Eltern
nicht auffallen, weil mehr um Noten als um Inhalte besorgt.
Im zunehmend verschulten Studium setzt sich das leider noch fort. Auch viele
Lehrbücher zum Völkerrecht oder Geschichte sind einander abgeschrieben,
vervielfältigen schlimmste Fehler, sei es in Besprechung
- der "Appeasement-Politik", wenn nicht als völkerrechtswidrig
beurteilt,
- der "Kuba-Krise", wenn es heißt, man habe sich noch rechtzeitig
geeinigt, wonach es Naiven auch aussehen durfte, denn die Kontrollverluste
wurden jahrzehntelang verschwiegen,
- oder des "Atomwaffensperrvertrags", wenn bei dessen Beschreibung die
Hauptgegenleistung der Atomwaffenstaaten unterschlagen wird, dass sie aus Art.6
dem Ziel der atomwaffenfreien Welt verpflichtet sind.
Manche Fehler werden korrigiert, wenn ich beharrlich genug war, aber daran fehlt es mir oft - und oft scheiternd an der Freudlosigkeit der Kritisierten, mitgemachte Fehler zu beheben.
So auch du, dass du dir trotz Hinweises auf die Völkerrechtswidrigkeit des Münchner Abkommens die Ausreden gelten lässt, als dürfe jemand anderen geben, was ihm nicht selbst gehört.
Auch mir ist der 1.September www.Antikriegstag.de und betroffen mit polnischen Angehörigen, aber aus völkerrechtlicher Perspektive war die Kriegserklärung schon in der Nacht des 29. auf 30. September mit Einmarsch am 1.Oktober ein Jahr zuvor.
Markus S. Rabanus 2020-01-22
gut geschrieben (Stand 2020-01-22) >> https://de.wikipedia.org/wiki/Münchner_Abkommen
@Lothar, ich fahre alles andere als
einen Appeasementkurs gegen Faschisten, aber in der Angemessenheit liegt der
Unterschied zum Antihumanismus.
Und nochmal all unseren Geschichtsschulbüchern entgegen, wobei ich neuere nicht
kenne:
Das Münchner Abkommen von 1938 war KEIN "Appeasement", denn niemand
hat zu verschenken, was anderen gehört.
Es war Völkerrechtsbruch, wie auch der Hitler-Stalin-Pakt.
Und darum heißt er bei Tschechen zutreffend "Münchner Verrat".
Es war ein "Nichtiger Vertrag zulasten Dritter" - das ist ein
allgemeiner Grundsatz unseres Rechts und auch des Völkerrechts, denn dort
gelten die "Allgemeinen Rechtsgrundsätze", zumal allen nationalen
Rechtsordnungen enthalten.
Wenn der Rechtsbruch von 1938 hierzulande oder anderswo noch immer ernsthaft als
"Appeasement" bezeichnet wird, dann aus ganz miesen Gründen:
1. Man mag Chamberlain nicht mit ähnlichem Vorwurf wie Stalin kommen, zumal die
Unterschiede groß sind, aber eben im Vertragsschluss zulasten Dritter die
Gemeinsamkeit hat - und Hitlers Krieg schon 1938 begann.
Ich fordere von niemandem eine "Kriegserklärung", wenn sich jemand
außerstande sieht, einen Krieg erfolgreich führen zu können, aber wenn
"Kriegserklärung" bedeutet, dass man einander Feindschaft offiziell
macht, dann hätte sie nicht erst beim Einmarsch in Polen erfolgen dürfen.
Im Übrigen schlimm, dass sich auch die nationalistische Regierung Polens an
anderen Teilen der Tschechoslowakei vergriff.
Und erbärmlich, dass solche Mitschuld-Erörterung bei vielen Leuten den dummen
Reflex auslösen, es mindere jemandem die Schuld.
2. Das Gequatsche gegen "Appeasement" dient einzig und allein dazu,
jegliches Zugeständnis an Widersacher als Dummheit zu verleumden, als komme
Vernünftiges und Frieden jemals ohne Kompromisse aus. Aber
"zugestehen" und "besänftigen" darf man eben nur mit
Belangen, die eigene Belange wären - und genau das wurde in München 1938
verletzt.
Also bitte, wenn du jemals wieder über "Appeasement" liest oder
schreibst, denke daran, dass München 1938 vom völkerrechtlichen Standpunkt
besehen Verrat und Verbrechen, aber kein "Appeasement" war.
Markus S. Rabanus 2020-01-28
Appaesementpolitik Friedensforschung