Russlanddeutsche

22.Juli 1763:  Zarin Katharina II. verkündet Privilegien für Kolonisten: drei kostenlose Landparzellen pro Familie, zinsloser Zehnjahreskredit i.H.v. 4.000 Rubeln für den Neuanfang, persönliche Freiheit, Freizügigkeit, Selbstverwaltung und Religionsfreiheit, Befreiung vom Militärdienst, was für viele deutsche Kolonisten nach den Kriegserfahrungen in ihrer Heimat besonders attraktiv war. 

Motiv der Zarin war die Entwicklung von unterworfenen Regionen, aus denen die Bevölkerung geflohen war und die nicht oder schwer mit russischen Leibeigenen bewirtschaftet werden konnten. 

Abwerbungsgebiete waren neben Frankreich und England insbesondere die süddeutschen Kleinststaaten, die zu dieser Zeit miteinander zerstritten, wirtschaftlich und politisch in schlechtester Verfassung waren.

In Zeitungen wurde das Manifest veröffentlicht. Weil viele Menschen in den Zielgruppen des Lesens unkundig waren, wurden Werber eingesetzt, die mit Unternehmen im Abwerbungsgebiet kooperierten und sie an einem tiefgestaffelten Prämiensystem beteiligten. 

Vielerorts reagierten die Fürstentümer auf die Abwerbung mit Verfolgung der Werber und Bestrafung der Auswanderer. Teilweise war die Auswanderung an Loszahlungen geknüpft, wurden  Rückkehrverbote angedroht, der Besitz konfisziert, Pranger und Leibesstrafen angeordnet, ...
>> Kaiserliches Auswanderungsverbot 1768 

Die Werber durften neben dem Anrecht auf Prämien auch noch Sonderkonditionen mit den von ihnen angeworbenen Kolonisten aushandeln >> z.B. 10 Prozent der laufenden Erträge als Abgabe im Zielgebiet. Anerkennung des Werbers als "Direktor" der Siedlung, ... mehr Infos

Viele Erwartungen der Kolonisten erfüllten sich nicht. Schon die Reise wurde vielen zum Verhängnis. Allein von den bis 1774 aus Petersburg nach Saratow reisenden rund 26.500 Kolonisten kamen nur 23.000 dort an. Das Land war nicht, wie versprochen, aus "besten Böden", sondern Steppe, die Seen waren nicht "fischreich" usw., aber auch subjektive Probleme gab es unter den Kolonisten, denn viele waren in den von ihnen genannten Berufen nicht kundig oder waren in ihren Herkunftsländern entwurzelte Menschen, die auch in den Kolonien wenig zustande brachten.

Tausende Kolonisten wurden von Kasachen und nomadisierende Stämme getötet oder versklavt, ganze Siedlungen wurden vernichtet. mehr Infos  

Die Rückwanderung war nicht nur aufgrund der enormen Entfernungen nahezu unmöglich, sondern auch durch die geschlossenen Verträge erheblich eingeschränkt, praktisch einem Freikauf gleich, der nur solchen Familien möglich gewesen ist, die es wirtschaftlich "geschafft" und deshalb weniger Motiv zur Rückwanderung hatten. 

Wer dennoch die Flucht antrat, verlor in der dafür typischen Vogelfreiheit das Leben an Verbrecher.

Quelle: www.russlanddeutschegeschichte.de 

... Zeitensprung ... ins Jahr 1941

Stalin misstraute nach dem Überfall seitens Nazi-Deutschland den deutschstämmigen Russen. Er sah in ihnen potentielle Kollaborateure des NS-Regimes und siedelte sie zwangsweise nach Sibirien um.

Stalins Furcht wird nicht unbegründet gewesen sein, zumal auf schlechten Erfahrungen des Diktatfriedens von Brest-Litowsk (3. März 1918) beruhend, in dem die Sowjetunion gegenüber den Russlanddeutschen zu absurden "Kriegsentschädigungen" verpflichtet wurden.
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Und tatsächlich hatten die Nazis die Kollaboration der Russlanddeutschen auf ihrem "Generalplan-Ost".

Stalin ließ mehr als 300.000 Russlanddeutsche deportieren. Die Lebensbedingungen in den Lagern und Siedlungen Sibiriens waren katastrophal.  >> mehr Infos

Die Russlanddeutschen wurden zwar in den späteren Jahrzehnten von der sowjetischen Führung rehabilitiert, aber weder vollständig noch konnten sie sämtlich in ihre ehemaligen Kolonien zurück.

... Zeitensprung ... ins Jahr 2004

Die zerrütteten Verhältnisse des heutigen Russland lassen sich aus unseren Fernsehsesseln nur erahnen, so dass man tunlichst Verständnis für Menschen haben sollte, die aus solchen Regionen in die Bundesrepublik Deutschland kommen, gleich welcher Herkunft sie sind. 

sven200408  

verwendete Quelle:  www.russlanddeutschegeschichte.de   
Abgleich mit anderen Quellen steht aus.


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