Theodizee20150314

Kritik an einer christlichen Animation zur Frage, ob Gott gut sei.


Markus Rabanus: Steht "Gott ist gut" irgendwo in den Schriften oder ist es aus dem verständlichen Wunsch heraus, dass nur Gutes anbetungswürdig sei? 

Wenn ich als Vater dem Kain bloß warne, aber halte ihn nicht ab, den Abel zu erschlagen, dann wäre der Abel nicht nur vom Kain enttäuscht, sondern auch von mir. Ich wäre ihm ein schlechter Vater und auch dem Kain.

Solch Bild übertragen auf die Kriege der Völker oder den Holocaust, kommt nach ethischen Maßstäben einzig die Verhinderung in Betracht, sobald sie möglich ist, aber stattdessen dokumentieren die Schriften bloß die beiden schlechten Alternativen göttlicher Rache und/oder Vergebung.
An solcher Rache ist schlecht, dass sie oft über Generationen in Sippenhaft nimmt, also nicht gerecht gegen den Einzelnen ist.
An solcher Vergebung ist schlecht, dass es eigentlich nur den Opfern zustehen kann, den Tätern zu vergeben.

Das Filmchen predigt falsche Freiheit, denn Freiheit wäre bloße Beliebigkeit, wenn sie sich zwischen Gutem und Schlechtem entscheiden dürfte.
Von solch bloßer Willkür unterscheidet sich die Freiheit jedoch darin, dass sich für eine der oft vielen statthaften Alternativen entschieden wird.

Das Filmchen wendet sich zwar dem Theodizee-Problem zu, aber mogelt sich an den Problemen vorbei, wie es Schönfärber tun, obgleich sie all das Elend und Unrecht sehen.

Vielleicht, weil Propheten und Apostel wenig zu tun hätten, wenn alles recht wäre, wenn der Allmächtige sagen würde: "Sorry, das lasse ich dich jetzt nicht tun. Denke dir wat Netteres aus."

Vielleicht, weil es Unglück und wenigstens Angst braucht, um Glück jenseits eigener und gemeinsamer Möglichkeiten zu ersehnen, verheißen zu können. Als eines der ältesten Gewerbe der Menschheit. Ob nun im Pontifikat oder als jemand, der sich bloß Fischreste zuwerfen werfen lässt. 

Aber wie widersinnig muss das Leben scheinen, wenn wir Gutes nur aus dem Schlechten zu tun wüssten? 

Manch Frommer behilft sich damit, dass der Zweifel die Saat des Teufels sei. Aber die Aufrichtigkeit kann keinem Gerechtem teuflisch sein. Und wenn Zweifel ist, dann gehört er nicht überdeckt mit Heuchelei. Denn die Heuchelei ist falsches Zeugnis.

 

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