Protest gegen die 1000. Hinrichtung in den USA

BeitragVerfasst am: 29.11.2005, 19:58     Antworten mit Zitat 

Seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA - im Jahr 1976 - 
droht nun die 1000. Hinrichtung.

Der Staat als Totmacher von Gefangenen?

Töten ohne Notwehr?

Eine schlechteres Beispiel kann ein Staat kaum geben.

Wer wird der 1000. Strafgetötete sein?

In Kalifornien sitzt "Tookie" Williams seit 24 Jahren in der Todeszelle. Er war ein "schwerer Junge" und sieht auch noch im 51. Lebensjahr "richtig böse" aus.

Aber "Tookie" schrieb Bücher, die zu Bestsellern wurden. Bücher über und gegen seine bösen Zeiten:
1971 gründete er die Straßengang "Crips" und war deren allseits gefürchteter Chef.
Die "Crips" hatten vom Drogenhandel, über Schutzgelderpressung, Entführung, Raub und Prostitution alles im Programm, was bösen Buben das Leben spannender macht. Bandenkriege einschließlich.

In den Jahren der Haft rechnet "Tookie" mit sich selbst ab, mit trugschlüssigen Ehr- und Treuebegriffen, auf die immer wieder Menschen hereinfallen und im Glauben Helden zu sein, zu jeder Schandtat oder Sinnlosigkeit bereit werden, oft ausgenutzt, meist aber auch selbstverlogen - diesem Gemisch, aus dem der Terror ist und am Ende das eigene Blut aus dem Bauch fließt.

"Tookie" erreicht die Jugendlichen in den schwarzen und Armenvierteln. Er wird von denen verstanden, an denen Pädagogen scheitern, die nicht wirklich verstehen können, was in solchen Menschen vorgeht, weil sie so "anders" sind. Und das sind sie. Zumindest für die meisten Pädagogen.

"Tookie" wurde aber nicht nur zur Kultfigur seiner Herkunfts- und Zielgruppe, sondern darin auch von vielen Pädagogen und Prominenten geschätzt.

Doch auch Nominierungen für den Friedensnobelpreis und den Literaturnobelpreis führten nicht zu "Tookies" Begnadigung und das Oberste Gericht lehnte eine Befassung mit seinem Fall ab.

Nun wäre es an Schwarzenegger, ob in letztem Moment Gnade ergeht oder ob Schwarzenegger den zweifelhaften Ruhm dessen bekommt, der den 1000. Strafgetöteten auf dem Gewissen hat.

Und wie so oft bei Todesstrafen: Die Täterschaft ist nicht sicher.

"Tookie" bestritt die vier ihm zur Last gelegten Morde immer. Schaue ich mir den Typ und die Story an, so passen diese Morde nicht so recht in das Bild, das ich mir auf die Schnelle von seiner damaligen Rolle malen würde, aber sonderlich tief habe ich mich nicht mit dem Fall befasst.

Hauptsächlich wird gegen das Todesurteil vorgebracht,
1. dass "Tookie" nicht gestanden hat und die Beweise nicht reichen,
2. dass die Geschworenen im Prozess ausschließlich Weiße waren,
3. dass die Begnadigung wichtig ist, um zu zeigen, dass Menschen Gnade verdienen, wenn sie sich änderten oder zumindest versuchen, andere von falschen Wegen abzubringen.

Nun kommt es auf Schwarzenegger an.

Was tat Schwarzenegger in seinen vielen Heldenfilmen?

Brachte er Gefangene um? Nun kann er in der Realität zeigen, was Helden tun oder nicht dürfen.

Grüße von Sven

überarbeiten > Ehre, Treue, Helden, Todesstrafe

 Scheu vor der 1000. Todesstrafe

BeitragVerfasst am: 30.11.2005, 09:33 Antworten mit Zitat 

Die Scheu vor der 1000. Todesstrafe

Offenbar trägt der nationale und internationale Protest gegen die Todesstrafe doch Früchte, denn die für heute geplante 1000. Todesstrafe seit ihrer Wiedereinführung in den USA fällt aus, nachdem gestern Mark Warner (Gouverneur des Staates Virginia) den 41-jährigen Häftling Robin Lovitt begnadigte und die Todesstrafe in lebenslange Haft umwandelte.

Lovitt war wegen Ermordung eines Spielhallenbesitzers zum Tode verurteilt, weil er in Tatortnähe mit der Kasse aufgegriffen wurde. Gegen den Mordvorwurf behauptete er, dass er sich zur Tatzeit auf der Toilette aufgehalten habe und gestand nur den Kassendiebstahl.

Die Tatwaffe (eine Schere) wies zwei verschiedene Blutspuren auf. Die damaligen DNA-Tests ermöglichten jedoch noch keine klaren Ergebnisse, wie es mit neueren Tests nachholbar wäre. Aber die Tatwaffe wurde von einem Angestellten des Gerichtsarchivs widerrechtlich weggeschmissen - "aus Platzgründen".

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Am 13. Dezember soll "Tookie" Williams hingerichtet werden.

Nun kommt es tatsächlich auf Arnold Schwarzenegger an.
Am 8. Dezember wird eine Anhörung sein.

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Totschläger und Mörder wird es immer geben. Und man soll die Täter fangen, wegsperren, als Strafe und zur Sicherheit.

Aber es sollte nicht mehr geben, dass im "Namen des Volkes" Menschen getötet werden, ohne dass es Notwehr ist.

Und wenn welche sagen: "Aber wenn es doch der Wille des Volkes ist?", dann sei klar gemacht, dass es solchen Willen des Volkes niemals gibt, denn wem sich die Logik nicht durch Laune ersetzt, sagt:

"Wer töten will ohne Notwehr, will dürfen, was dem Mörder verboten ist."

-Sven-      >> DISKUSSION
    

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