UNO-Finanzen

Aus dokumentarischen Gründen übernehmen wir den Inhalt der Website http://www.runic-europe.org/german/aufbau/vw/kapitel3.htm
ungekürzt in unsere Studien auf:

Wie werden die Beiträge der Mitgliedstaaten berechnet?

Das Hauptkriterium, das die Mitgliedstaaten über den Beitragsausschuß der Generalversammlung anwenden, ist die Zahlungsfähigkeit eines Landes. Diese wird mittels einer Schätzung des jeweiligen Volkseinkommens unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Pro-Kopf-Einkommens ermittelt. Anschließend wird jedem Mitgliedstaat ein Prozentsatz am Haushalt zugewiesen, der sich zwischen dem Mindestsatz von 0,01 Prozent und dem Höchstsatz von 25 Prozent bewegt. Für 1997 wurde für die 96 zum Mindestsatz veranlagten Länder ein Beitrag von je 106, 508 Dollar (DM 190.650) errechnet. Auf die USA, den größten Beitragszahler, entfielen 312,050.284 Dollar (DM 558,570.008). Der Beitragsschlüssel wird alle drei Jahre auf der Grundlage der letzten verfügbaren Statistiken über das Volkseinkommen völlig neu überarbeitet. Für die Jahre 1998, 1999 und 2000 wurde ein gleitender Beitragsschlüssel beschlossen. Der Höchstsatz von 25 Prozent blieb dabei vorerst bestehen; es gibt jedoch Vorschläge, den Höchstsatz auf 20 zu senken. Der Mindestsatz wurde auf 0,001 Prozent abgesenkt.

Nicht entrichtete Beiträge

Ende 1997 schuldeten die Mitgliedstaaten dem ordentlichen UNO-Haushalt für 1997 und vorangegangene Jahre noch DM 847,7 Millionen. 85 der 185 Mitgliedstaaten hatten ihre Beiträge für 1997 nicht oder nicht in voller Höhe in voller Höhe entrichtet. Dank Rücklagen wie beispielsweise dem Betriebsmittelfonds (in den die Mitgliedstaaten proportional zu ihren veranlagten Beiträgen Gelder vorschießen) sowie dank Anleihen bei anderen Fonds konnten die Vereinten Nationen ihren Betrieb aufrechterhalten.

Sind die Beiträge ungerecht verteilt?

Da sich die veranlagten Beiträge am Volkseinkommen ausrichten, zahlen reichere Länder mehr, ärmere Länder weniger. Im Jahr 1974 hat die Generalversammlung für alle Beitragszahler einen Höchstbeitragssatz von 25 Prozent festgesetzt. Diese Obergrenze fand bisher nur auf die Vereinigten Staaten Anwendung, die allein aufgrund der Schätzung ihres Volkseinkommens für etwa 30 Prozent des Haushaltes aufkommen müßten. Um den so entstehenden Fehlbetrag aufzubringen, werden die Beitragssätze anderer Länder angehoben. Japan entrichtete 1997 mit 15,65 Prozent den zweithöchsten, Deutschland mit 9,06 Prozent den drittgrößten Beitrag. Die aus 15 Staaten bestehende Europäische Union steuert über 35 Prozent zum Haushalt bei.

Die Versammlung hatte bisher einen Mindestsatz von 0,01 Prozent des Gesamthaushalts festgelegt. Dieser fand bis 1997 auf 96 Länder Anwendung, die bei alleiniger Zugrundelegung ihres Volkseinkommens oftmals weniger zahlen müßten. Ab 1998 wurde dieser Mindestsatz auf 0,001 Prozent abgesenkt, der jetzt von 30 Ländern entrichtet wird. Relativ gesehen werden die Vereinigten Staaten keineswegs mit dem höchsten Beitrag veranlagt; mehrere zum Mindestsatz veranlagte Entwicklungsländer zahlen, gemessen an ihrem Volkseinkommen, mehr als die Vereinigten Staaten.

Zahlen die Industrieländer zu viel?

Ordnet man die Staaten, die Beiträge zum ordentlichen UNO-Haushalt entrichten, nach der Höhe ihrer Beiträge, so wird deutlich, daß einige wenige Länder einen Großteil der Kosten tragen.

Das Bild ändert sich jedoch, wenn andere Kriterien zugrundegelegt werden. Bei Betrachtung der Pro-Kopf-Beiträge sind plötzlich mehrere Entwicklungsländer und vier skandinavische Länder - Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland - unter den ersten 15 zu finden.

Pro-Kopf-Beiträge (1995)
Mitglied

US-Dollar

San Marino

4,75

Monaco

4,05

Liechtenstein

3,90

St. Kitts and Nevis

2,60

Marshallinseln

2,51

Andorra

2,32

Luxemburg

2,06

Antigua und Barbuda

1,69

Schweden

1,57

Seychellen

1,57

Dominica

1,51

Dänemark

1,49

Ein Großteil des Geldes, das einige der wichtigsten Industrieländer in das UNO-System einspeisen, fließt in Form von Aufwendungen, die die Vereinten Nationen in ihren Ländern für Materialkäufe, Gehälter und Betriebskosten tätigen, wieder zu ihnen zurück. Die meisten im UNO-System beschäftigten technischen Sachverständigen kommen aus Industrieländern, ebenso die meisten Vertragnehmer und Lieferanten von Ausrüstungsgütern. Im Jahr 1994 vergab das UNO-System 64 Prozent seiner Beschaffungsaufträge für Güter und Dienstleistungen im Gesamtwert von DM 4,3 Milliarden an Unternehmen in Industrieländern.

Die Vereinten Nationen und ihre Organe sowie das diplomatische und konsularische Korps sorgen im Großraum New York laut Bürgermeister Rudolph Giuliani für ein jährliches Ausgabenaufkommen von DM 5,7 Milliarden. Dies führt zu jährlichen Einnahmen von DM 2 Milliarden und zur Schaffung von 30.600 Arbeitsplätzen. Ein Bericht des für die Vereinten Nationen zuständigen Referats der Stadt New York beschrieb die Vereinten Nationen als einen bedeutenden Arbeitgeber, als Abnehmer von Waren, Vergeber von Bauaufträgen, als Finanzorgan, Touristenattraktion und ganz allgemein als wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Stadt und den umliegenden Regionen. Darüber hinaus ist der Großteil der Gelder der Vereinten Nationen bei Banken in Industrieländern angelegt.

Was passiert, wenn Beiträge nicht entrichtet werden?

Zum einen kann es dazu kommen, daß UNO-Missionen zum Aufbau von Demokratien, beispielsweise in Haiti und Guatemala, Gefahr laufen, aufgrund von Geldmangel eingestellt zu werden. 1996 ersuchte die Generalversammlung den Generalsekretär, diese erweiterten Missionen im Rahmen der vorhandenen Mittel zu finanzieren - gleichzeitig verlangte sie jedoch auch von ihm, den UNO-Haushalt um DM 275 Millionen zu kürzen.

Unter Umständen werden auch Friedenssicherungseinsätze und mit ihnen die sie unterstützenden Länder in Mitleidenschaft gezogen.

Wie können die Mitgliedstaaten zur Erfüllung ihrer finanziellen Verpflichtungen gebracht werden?

Das kommt auf die Summen an, um die es geht. Entspricht die Gesamtsumme der von einem Mitgliedstaat zurückgehaltenen beziehungsweise nicht gezahlten Beiträge seinen veranlagten Beiträgen für zwei volle Jahre, so kann diesem Mitgliedstaat gemäß Artikel 19 der UNO-Charta das Stimmrecht in der Generalversammlung entzogen werden. Im Laufe der Jahre wurde diese Sanktion über zahlreiche Mitgliedstaaten verhängt.

Stand der Beiträge zum ordentlichen UNO-Haushalt und Liste der 10 Mitgliedstaaten mit den höchsten Beitragsrückständen (Jahresende 1997)*
Gesamtsumme der nicht enrichteten Beiträge: 473,6 Millionen Dollar (DM 848 Millionen)*.
Zahl der Staaten, die ihre Beiträge nicht in voller Höhe entrichtet haben: 85:
Davon entfallen (in Millionen Dollar) auf:

Vereinigte Staaten 373,2
Ukraine 17,6
Brasilien 16,7
Jugoslawien 10,6
Irak 7,2
Belarus 4,6
Argentinien 4,1
Israel 3,8
Iran (Islamische Republik) 3,7
Georgien 2,2
*Rückstände für 1997 und vorangegange Jahre

Woher kommen die Mittel für die Friedenssicherungseinsätze?

Nur die Kernfunktionen der Vereinten Nationen werden aus dem ordentlichen Haushalt finanziert. Jeder Friedenssicherungseinsatz hat einen eigenen, getrennt veranlagten Haushalt. Die Zahl der Friedenssicherungseinsätze ist in den vergangenen Jahren angestiegen, nämlich von acht im Jahr 1987 auf 15 Einsätze 1997.

Stand der Beiträge zu den Friedenssicherungseinsätzen und Liste der 10 Mitgliedstaaten mit den höchsten Beitragsrückständen (Jahresende 1997)*
Gesamtsumme der nicht enrichteten Beiträge: 1.574 Millionen Dollar (DM 2,8 Milliarden)*.
Zahl der Staaten, die ihre Beiträge nicht in voller Höhe entrichtet haben: 170.
Davon entfallen (in Millionen Dollar) auf:
Vereinigte Staaten 939,7
Ukraine 207,6
Russische Föderation 135,7
Japan 89,0
Belarus 50,4
Polen 12,2
Brasilien 11,8
Deutschland** 10,3
Iran (Islamische Republik) 10,2
Frankreich 9,4
*Rückstände für 1997 und vorangegange Jahre
**einschließlich eines von der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik geschuldeten Beitrages für die Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL)

Obschon die Mitgliedstaaten die Aufgaben der Vereinten Nationen auf dem Gebiet der Friedenssicherung ausweitet haben, sind viele von ihnen ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen, ihren Teil der Kosten zu tragen. Für den Zeitraum 1. Juli 1997 bis 30. Juni 1998 wurden die Kosten für solche Einsätze mit etwa DM 2 Milliarden veranschlagt. Mit Jahresende 1997 betrugen die Beitragsrückstände der Mitgliedstaaten für Friedenssicherungseinsätze aus 1997 und den Vorjahren mehr als DM 2,8 Milliarden. Die entstandene Finanzierungslücke mußte durch verzögerte Erstattungszahlungen an diejenigen Länder überbrückt werden, die großzügig Truppen und Ausrüstung für die Friedenssicherungseinsätze bereitgestellt hatten, was diesen Ländern eine unfaire Last auferlegte. Anfang 1998 schuldeten die Vereinten Nationen rund 70 Ländern, vielen davon Entwicklungsländern, mehr als DM 2 Milliarden für Soldaten und Ausrüstung.

Sind die Zahlungsmodalitäten für die Friedenssicherungseinsätze für alle Länder gleich?

Nein. Friedenssicherungseinsätze werden gewöhnlich vom Sicherheitsrat beschlossen. Die Generalversammlung verwendet einen besonderen Schlüssel für die Veranlagung der Beiträge für solche Einsätze. Diesem Schlüssel liegt der für die Finanzierung des ordentlichen Haushalts herangezogene zugrunde, doch sieht er eine höhere Veranlagung der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats vor. Denn sie haben die Macht, gegen Beschlüsse des Rates ihr Veto einzulegen, und tragen, wie die Versammlung betonte, eine “besondere Verantwortung“ gegenüber den Friedenssicherungseinsätzen.

Im Jahr 1997 wurden diese fünf Staaten - China, Frankreich, die Russische Föderation, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika - mit etwa 52 Prozent der Kosten für die Friedenssicherungseinsätze veranlagt. Die anderen Industrieländer wurden mit dem gleichen Satz veranlagt, den sie auch gemäß dem Beitragsbemessungsschlüssel für den ordentlichen Haushalt zahlen würden. Den am wenigsten entwickelten Ländern wurden beträchtliche Beitragsnachlässe gewährt.

In mehreren Fällen, namentlich bei den auf Zypern, an der Grenze zwischen Irak und Kuwait sowie auf Haiti stationierten Truppen, haben sich einige Staaten bereiterklärt, einen über ihre veranlagten Beiträge hinausgehenden Teil der Einsatzkosten zu übernehmen.

Welche Vorschläge wurden zur besseren finanziellen Absicherung der Vereinten Nationen gemacht?

Die meisten Vorschläge kamen von außerhalb der Vereinten Nationen.
Eine auf Ersuchen des Generalsekretärs von der Ford-Stiftung einberufene unabhängige Beratergruppe empfahl mehrere Schritte:

  • Die Staaten sollten ihre Beiträge in drei Raten anstatt einmal jährlich entrichten.
  • Auf verspätet eingehende Zahlungen sollten Zinsen erhoben werden.
  • Um die Finanzierung in der entscheidenden ersten Phase von Friedenseinsätzen sicherzustellen, sollte ein von den Mitgliedstaaten finanzierter revolvierender Fonds für die Friedenssicherung mit einem Volumen von DM 720 Millionen eingerichtet werden.
  • Die Mitgliedstaaten sollten die Friedenssicherungseinsätze aus ihrem Verteidigungshaushalt anstatt aus dem Haushalt für auswärtige Angelegenheiten finanzieren.

Im Zuge seiner Reformvorschläge hat der Generalsekretär auch die Bildung eines revolvierenden Kreditfonds in Höhe von einer Milliarde Dollar (DM 1,8 Milliarden) vorgeschlagen, der die Liquidität der Vereinten Nationen bei nicht rechtzeitig erfolgender Zahlung von Mitgliedsbeiträgen sichern soll.
Australien schlug den Vereinten Nationen vor, in Ergänzung zu den Haushaltsbeiträgen der Staaten eine Abgabe von 0,001 Prozent auf Devisentransaktionen zu erheben. Dies brächte jährlich mehr als DM 5 Milliarden ein und könnte die jährlichen Gesamtkosten der Friedenssicherung decken. Die Europäische Union schlug vor, finanzielle Anreize für die frühzeitige Entrichtung von Beiträgen zu schaffen und Staaten automatisch gemäß Artikel 19 der UNO-Charta das Stimmrecht in der Generalversammlung zu entziehen, sobald ihre Zahlungsrückstände höher als zwei Jahresbeiträge sind. Die Generalversammlung hat bisher noch keine Beschlüsse zu diesen Vorschlägen gefaßt.

Ist die Friedenssicherung zu teuer?

Die Gesamtkosten der Friedenssicherungseinsätze für den Zeitraum Mitte 1997 bis Mitte 1998 werden auf etwa DM 2 Milliarden geschätzt. Dieser Betrag ist zwar erheblich, doch entspricht er nur 0,15 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben. Jedes Jahr gibt die Stadt New York mehr für Polizei, Feuerwehr und Gefängnisse aus. Umgerechnet auf die US-Bevölkerung belastet der Beitrag zur Friedenssicherung jeden amerikanischen Haushalt mit nicht mehr als dem Gegenwert von zwei Litern Limonade.

Überhaupt sollte dieses Thema indessen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Mögen die Kosten der Friedenssicherung auch hoch sein, so sind die Kosten des Krieges doch um ein Vielfaches höher, und zwar sowohl finanziell als auch in Form menschlichen Leids.

Produzieren die Vereinten Nationen zuviel Papier?

Nein, nicht im Vergleich zu anderen Institutionen. Für jede Organisation und jede Regierung sind amtliche Dokumente und Berichte unverzichtbar. Am Amtssitz der Vereinten Nationen werden jedes Jahr etwa 2.200 Tonnen Papier verbraucht - die gleiche Menge verbraucht die New York Times für eine einzige Sonntagsausgabe. Dieser Papierverbrauch ist der Preis für etwas, was als ein Wunder moderner Kommunikation bezeichnet wurde - die tagtägliche geregelte Abwicklung internationaler Angelegenheiten zwischen 185 Ländern. Betrachten wir einmal nur den Papierbedarf der Generalversammlung. Auf der Tagesordnung der Generalversammlung stehen jedes Jahr etwa 160 Punkte. Auf Antrag der Mitgliedstaaten müssen die gesamten Erörterungen und Beschlüsse schriftlich festgehalten werden, und jedes Dokument muß in allen sechs Amtssprachen der Versammlung verfügbar sein.

Nichtsdestoweniger wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, um den Umfang der Dokumentation zu reduzieren. So dürfen beispielsweise die meisten im Sekretariat erstellten Berichte höchstens 16 Seiten umfassen, und die Mitgliedstaaten wurden gebeten, ihre Anträge auf Verteilung offizieller Dokumente auf ein Mindestmaß zu beschränken. Schon 1996 wurde das Volumen der im UNO-Sekretariat gedruckten Dokumente und Veröffentlichungen um 13 Prozent reduziert. Für die Jahre 1997-1998 ist eine weitere Reduktion um 25 Prozent vorgesehen. Der Papierverbrauch sinkt auch durch den zunehmenden Einsatz von Computern und elektronischer Post sowie durch Wiederverwertungsmaßnahmen. Das 1988 eingeleitete Programm der Vereinten Nationen zur Papierwiederverwertung hat sich zu einem der erfolgreichsten im Staat New York entwickelt - ein Erfolg, den der Umweltsenat der Stadt New York gewürdigt hat. Das Programm diente darüber hinaus mehreren Großunternehmen als Vorbild.

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