Von Unterernährung spricht man, wenn ein Mensch weniger Kalorien am Tag zu sich nimmt als er am Tag verbraucht. Bei einem erwachsenen Menschen beträgt dieser Leistungsumsatz etwa 9000 Kilojoule. In der Dritten Welt liegt die tägliche Energieaufnahme bei etwa 6400 Kilojoule. Der genaue Leistungsumsatz ist jedoch abhängig von Größe, Geschlecht, Alter und Tätigkeit des Menschen wie auch den klimatischen Verhältnissen. Pro Kopf stehen bei derzeitigem Stand der weltweiten Nahrungsproduktion rund 11.700 Kilojoule zur Verfügung.[1]
Mit Unterernährung gehen meist Fehl- und Mangelernährung einher. Diese werden von Protein- und Nährstoffmangel hervorgerufen. Folgen der Unterernährung sind unter anderem Marasmus, Kwashiorkor oder Marasmischer Kwashiorkor. Es kommt meist zu einer Schwächung der inneren Organe einschließlich des Herz-Kreislaufsystems sowie des Immunsystems. Dadurch kommt es meist bei Kindern zu tödlichen Infektionskrankheiten.
Diagnose
Die Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen verwenden, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren, zur raschen Diagnose von Unterernährung das so genannte Ernährungsband, mit dem der Oberarmumfang gemessen wird. Liegt dieser unter 12,5 Zentimetern, so handelt es sich um einen Fall von Unternährung und das Kind wird in ein Noternährungszentrum aufgenommen.
Folgen der Unterernährung
Hertzig, Birch, Richardson und Tizard stellten 1972 fest, dass Unterernährung in der frühen Kindheit gravierende Folgen für die Intelligenzentwicklung und das Sozialverhalten von Kindern hat. Sie untersuchten Kinder, die wegen Unterernährung in ein Krankenhaus mussten und danach in ihre Familien zurückkamen. Ihr Durchschnitts-IQ war 58.[2] Clark und Hanisee untersuchten den Lebensweg von aus Entwicklungsländern adoptierten Kindern, die unterernährt waren und traumatische Kindheitserfahrungen gemacht hatten. Die Kinder wurden von amerikanischen Familien aus der oberen Mittelschicht adoptiert. Entgegen der Annahme, dass diese Kinder unter schweren Beeinträchtigungen leiden würden, erwiesen sie sich als überdurchschnittlich intelligent und überdurchschnittlich sozial kompetent. Beim Peabody Picture Vocabulary Test erreichten sie einen IQ von 120, auf der Vineland Social Maturity Scale erreichten sie 137 Punkte. 100 Punkte gelten als Durchschnitt, 137 als außerordentlich gut. Clark und Hanisee kamen zu dem Ergebnis, dass unterernährte und traumatisierte Kinder sich als erstaunlich resilient erweisen, wenn sie in stabile Familienverhältnisse adoptiert werden.[3] Winick, Meyer und Harris untersuchten koreanische Adoptivkinder, die im Alter von unter drei Jahren von amerikanischen Paaren adoptiert wurden. Sie teilten die Kinder in drei Gruppen eine schwer unterernährte, Grenzfälle und eine ausreichend ernährte. Die schwer unterernährte Gruppe erreichte einen IQ von 102, einen IQ von 106 für die Grenzfälle und 112 für die Kinder, welche nicht unterernährt waren. Winick, Meyer und Harris kamen zu dem Schluss, dass Unterernährung in der frühen Kindheit einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung des IQs hat, jedoch keinesfalls zu einem Leben mit geistiger Behinderung verdammt. Wenn sie spätestens im dritten Lebensjahr adoptiert werden, so erreichen selbst schwer unterernährte Kinder einen normalen IQ. Die überdurchschnittlichen IQ-Werte der ausreichend ernährten Kinder erklären sich wahrscheinlich durch die Adoptivfamilien. Familien, welchen erlaubt wird, ein Kind zu adoptieren, haben in der Regel einen hohen sozioökonomischen Status und können den Kindern besonders gute Lebensbedingungen bieten.[4]
Fußnoten, Quelle und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Unterernährung 20090809