Wertegemeinschaft von Religionen und Ideologien
Verfasst von Martin am: 06.06.2005 20:51

Hallo Herbert,

Herbert hat folgendes geschrieben::
Ich wehre mich nur gegen die Verwechslung von konfessionellen Religionsunterricht mit einem Werteunterricht...


Schon aus kulturgeschichtlichen Gründen wird kein Werteunterricht ohne die Bezugnahme auf Religion auskommen können, viel zu tief sind christliche Kategorien im moralischen Selbstverständnis des Abendlandes verankert.

Mir würde ein Religionsunterricht vorschweben, der Basisinformationen über die verschiedenen Religionen vermittelt. Ich denke, hier gibt es ein enormes Bildungsdefizit, das sich dann sowohl in Antisemitismus, Antiislamismus, aber auch in Ressentiments gegenüber Religiosität überhaupt niederschlägt. Solch ein Pluralismus würde auch der von dir gefürchteten Indoktrination vorbeugen.

Herbert hat folgendes geschrieben::
Aber andere Religionen haben nicht (oder selten) den Anspruch die alleinige Wahrheit zu vertreten.


Ich weiß nun nicht, wie es im Konfuzianismus aussieht, aber in den großen monotheistischen Religionen gibt es IMO sehr wohl diese Grundanlage.

Herbert hat folgendes geschrieben::
Da bin ich nicht so optimistisch. Was ein junger Mensch in Elternhaus und Schule vorgetischt bekommt, wirkt extrem lange nach.
a) Bei der Mehrzahl (wir haben dies in diesem Forum vor kurzem geklärt) führt es dazu, dass sie genau die Weltanschauung (ungefragt) beibehalten, die sie in der Kindheit erhalten.


Das gilt nun nicht nur für Religion, sondern ebenso für Sprache, soziale Kompetenz, Bildung, Essverhalten etc. Es gilt sogar für Atheismus. Religion ist Kulturtechnik, sie ist Weltdeutung und Sinnkonzept. Als solche ist sie per se nicht wahrheitsfähig. Von der Hinterfragbarkeit und "Richtigkeit" von Religion zu sprechen wäre so, als wollte man ein Wahrheitskonzept auf Sprache anwenden: Mist, jetzt hab ich deutsch gelernt, aber französisch hatte doch Recht.

Herbert hat folgendes geschrieben::
erfahren die Kinder im katholischen Religionsunterricht, wer die Wahrheit gepachtet hat. Wenn sie dann nur den konfessionellen Religionsunterricht erhalten, meinen die Kinder sehr wohl, das, was der Bischof und Religionslehrer sagen, ist wahr.


Lebens-, Verhaltens- und Sinnkonzepte werden im Allgemeinen zwar in der Sozialisation vermittelt, was aber nicht heißt, dass man sich nicht gegen sie entscheiden könnte. (Wobei ein solcher Entscheidungsakt keine Widerlegung, sondern ziemlich kontingent ist).

Zugegeben kursiert bei vielen eine Vorstellung vom Religionsunterricht als Gehirnwäsche. Ich halte das für Nonsens. Ich kenne jedenfalls keinen, der die vermeintliche Autorität von Religionslehrern, Priestern oder auch nur dem Elternhaus fraglos anerkannt hätte.

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