Wertschätzung und Gerechtigkeit

#Menschbild - "Wert"- Wie wäre es stattdessen mit "Verantwortung"?

Ich brauchte noch keinen Herzchirurgen, aber bin überzeugt, dass es auf seine Verantwortung mehr ankommen kann als auf meine Verantwortung in meiner Tätigkeit, die zwar ebenfalls Nöte bescheren kann, aber von der Gesellschaft eingegrenzt und aufgefangen werden könnten.

Wenn also Vergleich, dann vielleicht eher mit Feuerwehrleuten, mit Polizei, die sogar mit ihrem eigenen Leben haften, während es chirurgische Fehlleister leichter tun mit der persönlichen Haftung, aber Unterschied wäre, wer von seinen vielen Dienststunden mit welcher Konzentration bei der Sache zu sein hat. Und diesbezüglich stehen Krankenhaus-Chirurgen viel mehr unter Dauerlast als Feuerwehrleute, weil aus wirtschaftlichen Gründen einerseits irre an Personal gespart wird und andererseits auch überflüssige Eingriffe vorgenommen werden sollen.

Es gibt erforderliche Arbeiten, es gibt notwendige Arbeiten - und sinnvoll ist beides, wichtig auch vieles, was nur dem Vergnügen dient, aber so wenig ich davon halte, jedem faulen oder egoistischem Lump einzureden, ihm gebühre gleiche Wertschätzung für die Gesellschaft, wenn nicht auch umgekehrt, so wenig halte ich davon, dass die Gesellschaft eine unbegrenzte Spreizung der "Verdienste" zulässt.

Liberalismus ist eine feine Sache, aber schon die Entlassung von Leuten wie mir aus der Sozialversicherungspflicht ist Asozialismus.

++++++++

Christian K.: "Ein Kfzti hat auch Verantwortung, ein Elektriker hat auch Verantwortung, ein Dachdecker und ein Maurer haben Verantwortung, sogar ein Gärnter hat Verantwortung."

++++++++

@Christian Konkel, stimmt, auch ein verantwortungslos positionierter Blumentopf kann Menschen umbringen.

Die Erwartungen an das Verantwortungsbewusstsein ist verschieden, nicht bloß mit Mündigkeitsstufen bedacht, sondern auch nach Tätigkeiten und Fähigkeiten differenziert.

Wertschätzung ist für jeden Menschen wichtig, wenn auch nicht gleichermaßen wichtig und auch nicht gleichermaßen verdient, verschieden geprägt, dem Wandel und Zeitgeist unterworfen, situativ und hat unterschiedliche Anknüpfungspunkte. Oft genügt bloße Freundlichkeit, mal die Zuverlässigkeit, die Geschwindigkeit, die Schwierigkeit, ästhetisches Gelingen usw.

"Alle gleich" ist nicht - und auch in allen mir bekannten Gesellschaftsordnungen allgemein akzeptiert, nicht zu verwechseln mit dem Gleichheitsprinzip, welches nach Chancengleichheit strebt, willkürliche Bevorzugung und Benachteiligung verbiete.

Die Gerechtigkeitsfrage lautet,
a) ob erforderlich, dass anspruchsvolles Arbeiten derart viel höher wertgeschätzt und besser vergütet wird als Arbeit mit körperlichen Verschleißfaktor,
b) ob gesellschaftlich akzeptabel, inwieweit sich welche auf anderer Leute Kosten derart großzügiger selbst bedienen, während sie dabei oft kombiniert anderen die Knappheit bescheren.

Nahezu jeder Tarifkonflikt ist eine Verhöhnung der Leistungsgerechtigkeit, wenn sich Topverdiener gegenübersitzen und die Löhne der Geringverdiener auskaspern. 

Markus S. Rabanus 2018-04-20     leicht nachgebessert

Wertegemeinschaft 

Morallexikon

  Dialog-Lexikon    Zuletzt