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Mahavagga
  
1. Die Erwachung

(Dieses Kapitel ist dem kleinen Büchlein "Das Leben des Buddha" von Dr. Julius Dutoit, Ullstein Verlag 1921 entnommen. Diese Büchlein habe ich durch Zufall von einem thailändischen Mönch in Chiangmai/Thailand im Wat Rampoeng Tapodharam erhalten. Der Mönch erzählte mir, er hätte das Büchlein gegen die Brille von Mahatma Gandhi eingetauscht.)
 

1. Zu dieser Zeit verweilte der Erhabene Buddha bei Uruvela am Ufer des Flusses Neranjara am Fuße des Bodhibaumes, zum ersten Male ganz erleuchtet. Da saß der Erhabene sieben Tage lang mit gekreuzten Beinen, der Wonne der Loslösung vom Irdischen sich erfreuend. 

2. Und der Erhabene überdachte während der ersten Nachtwache in seinem Geiste vorwärts und rückwärts die Kette der bedingten Entstehung (paticca-samuppada):

  • Aus dem Nichtwissen entstehen die Karma-Formationen (sankhára),
  • aus den Karma-Formationen das Bewußtsein,
  • aus dem Bewußtsein Geistiges und Körperliches,
  • aus Geistigem und Körperlichem der sechsfache Sinnen-(bereich) (ayatana),
  • aus den sechsfachen Sinnen-(bereich) der Bewußtseinseindruck (phassa),
  • aus dem Bewußtseinseindruck das Gefühl,
  • aus dem Gefühl das Begehren,
  • aus dem Begehren das Anhaften,
  • aus dem Anhaften der Werdeprozess (bhava),
  • aus dem Werdeprozess die Geburt,
  • aus der Geburt Alter, Tod, Kummer, Trauer, Unheil, Mißstimmung und Verzweiflung.

So verhält es sich mit dem Ursprung dieser ganzen Masse von Leid.

  • Durch das gänzliche Aufhören und Verschwinden des Nichtwissens nun hören die Karma-Formationen auf,
  • durch das Aufhören der Karma-Formationen das Bewußtsein,
  • durch das Aufhören des Bewußtseins Geistiges  und Körperliches,
  • durch das Aufhören von Geistigem und Körperlichem der sechsfache Sinnen-(bereich),
  • durch das Aufhören des sechsfachen Sinnen-(bereich) der Bewußtseinseindruck,
  • durch das Aufhören des Bewußtseinseindrucks das Gefühl,
  • durch das Aufhören des Gefühls das Begehren,
  • durch das Aufhören des Begehrens das Anhaften,
  • durch das Aufhören des Anhaftens der Werdeprozess,
  • durch das Aufhören des Werdeprozesses die Geburt,
  • durch das Aufhören der Geburt Alter, Tod, Kummer, Trauer, Unheil, Mißstimmung und Verzweiflung.

So verhält es sich mit dem Aufhören dieser ganzen Masse von Leiden.

3. Als nun der Erhabene diesen ganzen Sachverhalt erkannte, brach er zu dieser Zeit in folgenden begeisterten Ruf aus:

"Wahrhaftig, wenn die Wahrheit aufgeht 
einem eifrigen, dem schauend Höchsten, 
dann vergehen dessen Zweifel alle, 
weil er die Wahrheit samt Entstehung sieht."

4.. Darauf überdachte der Erhabene während der zweiten Nachtwache in seinem Geiste vorwärts und rückwärts die Kette der bedingten Entstehung: Aus dem Nichtwissen ... Mißstimmung und Verzweiflung. Durch das gänzliche Aufhören und Verschwinden des Nichtwissens ... und Verzweiflung. (Genau wie oben.) 

5. Da nun der Erhabene diesen Sachverhalt erkannte, brach er zu dieser Zeit in folgenden begeisterten Ruf aus:

"Wahrhaftig, wenn die Wahrheit aufgeht 
einem eifrigen, dem schauend Höchsten, 
dann vergehen dessen Zweifel alle, 
weil er die Vernichtung der Bedingtheit erkannt hat."

6. Und auch während der dritten Nachtwache überdachte der Erhabene in seinem Geiste vorwärts und rückwärts die Kette der bedingten Entstehung: Aus dem Nichtwissen ... Mißstimmung und Verzweiflung. Durch das gänzliche Aufhören und Verschwinden des Nichtwissens ... und Verzweiflung. (Genau wie oben.)

7. Da nun der Erhabene diesen Sachverhalt erkannte, brach er zu dieser Zeit in folgenden begeisterten Ruf aus:

"Wahrhaftig, wenn die Wahrheit aufgeht 
einem eifrigen, dem schauend Höchsten, 
dann steht er da, Maras Heer vernichtend, 
wie die Sonne, die die den Himmel erhellt."

 

2. Unter dem Ajapala-Feigenbaum (Geisshüterfeige)

1. Und es erhob sich der Erhabene nach Verlauf von sieben Tagen aus dieser seligen Ruhe und begab sich vom Fuße des Bodhibaumes nach dem Ajapala-Feigenbaum; und er blieb dort am Fuße Ajapala-Feigenbaumes sieben Tage lang sitzen mit gekreuzten Beinen, die Wonne der Loslösung vom Irdischen sich erfreuend.

2. Da kam ein hochmütiger (Mantras mumelnder) Brahmane zu dem Erhabenen, tauschte mit dem Erhabenen Worte des Grußes, begann eine freundliche und liebenswürdige Unterhaltung und trat an seine Seite. Und als er an seiner Seite stand, sprach der Brahmane zu dem Erhabenen: "Wie wird, o Gotama, einer ein Brahmane, und welche Tugenden bilden die Vorbedingungen für einen Brahmanen?" 

3. Da aber der Erhabene diesen Sachverhalt erkannte, brach er zu dieser Zeit in folgenden begeisterten Ruf aus:

Der Brahmane, welcher das Böse ganz aufgegeben, der ist frei von Stolz, frei von Unreinheit, der sich im Zaume hält, der den Veda ganz kennt und ein heiliges Leben führt, ein solcher Brahmane dürfte mit Recht das Wort Brahmane von sich gebrauchen; für ihn gibt es nirgendwo auf der Welt ein Nachlassen."

 

3. Mucalindo

(Dieses Kapitel ist dem Buch von Klaus Milius "Gautama Buddha, Die vier edlen Wahrheiten" dtv Verlag 1985, entnommen)

1. Danach, nach dem Verlauf von sieben Tagen, erhob sich der Erhabene aus dieser (innerlichen) Versenkung und begab sich vom Fuß des Ajapála (genannten) Nigrodha-Baumes zu einem Mucalinda (-Baum). Nachdem er sich dorthin begeben hatte, setzte er sich am Fuß des Mucalinda sieben Tage lang mit gekreuzten Beinen nieder und empfand das Glück der Loslösung (von allen weltlichen Wünschen).

2. Zu jener Zeit nun zog außerhalb der (üblichen) Zeit eine große Wolke auf. Sieben Tage lang (währten) Regenwetter, Kälte, Wind, Dunkelheit. Da kam der Schlangenkönig Mucalinda aus seiner Wohnstatt hervor und umschloß des Erhabenen Leib siebenmal mit (seinen) Schlingen und verharrte, über das Haupt (des Erhabenen seine) große Haube haltend, (indem er dachte :) "Es möge für den Erhabenen nicht mit Kälte, es möge für den Erhabenen nicht mit Hitze, es möge für den Erhabenen nicht mit Bremsen, Mücken, Wind, Gluthitze, Kriechtieren eine Berührung geben!"

3. Danach, nach dem Verlauf von sieben Tagen, sah der Schlangenkönig den klaren, wolkenfreien Himmel, entfernte von des Erhabenen Leib die Schlingen, gab seine eigene Gestalt auf, nahm die Gestalt eines Jünglings an und stellte sich vor den Erhabenen hin. Mit aneinandergelegten Händen erwies er dem Erhabenen (seine) Ehrerbietung.

4. Der Erhabene aber gewahrte diesen Vorgang und tat bei dieser Gelegenheit diesen feierlichen Ausspruch:
 

»Glück ist die Einsamkeit des Zufriedenen, 
der die Lehre gehört (und) erschaut hat. 
Nichtschädigen ist Glück in der Welt; 
gegenüber den Lebewesen (Selbst-) Zügelung. 
 
Glück ist Leidenschaftslosigkeit in der Welt, 
der Begierden Überwindung. 
Des Ichbewußtseins Beseitigung 
ist fürwahr das höchste Glück. 
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