Pessimismus taugt nicht als Politikansatz

Bekenner hat folgendes geschrieben: all das zu sehen was um mich herum passiert betrübt mich zutiefst

Na, das klingt aber gar nicht gut. Und wir sind hier und auch anderswo keine "Zombies".

Dann verzichte ein paar Tage auf die Nachrichten, aber auch auf Dein Umfeld (="um mich herum") und suche Dir ganz anderes, Sportverein oder komplett genial z.B. einen kleinen Papagei, wie wir ihn uns besorgten >> www.inidia.de/zwitschi.htm oder schreibe ein Buch über "Die ideale Frau" und/oder "Die ideale Gesellschaft".
Bekenner hat folgendes geschrieben: wir sind auf dem besten weg in eine welt wie bei "ideocrazy"

"Ideocracy" kannte ich nicht und musste es bei Wikipedia nachschauen. Solche Filme scheinen mir nicht grad geeignet, um die Stimmung zu heben (=Lust auf Leben zu machen). Weniger glückliche Menschen sollten solche Filme vielleicht eher meiden, denn sie verstärken den absolut unsinnigen Eindruck, dass die Gesellschaft so anders oder gar so viel schlechter sei als man selbst sein möchte. Wer sich derart weit gegen die Gesellschaft entfremden lässt, macht sich im Höchstmaß "manipulierbar", empfänglich für extremistische Sichtweisen - und wird auch schon mal eher zum Egoshooter, "denn die Welt hat es nicht besser verdient". - Der Egoshooter ist das Höchstmaß an Dekadenz, gegen die er anzutreten glaubt. Eine falsche "Matrix":-)

Das ist "selbstverletzende Unterhaltung" - vielleicht nicht für jeden, aber ich tue es mir beispielsweise nicht an. Also keine Psycho-Horror-Geister-Streifen, keine Verrohungsunterhaltung, zumal ich mich für roh genug halte. Und aus der rohen Stimulans lässt sich keine faire, bessere Welt machen - schon im Kleinen nicht.
Bekenner hat folgendes geschrieben: ich befürchte das wird so weiter gehen

Viele Menschen "befürchten" nicht, sondern "wollen", dass es so weiter gehen soll. Wer Abstriche verspricht, hat bei Wahlen die schlechteren Karten - für das Kartenhaus, in dem es vergleichsweise noch immer recht behaglich ist, denn wir schreiben unsere Lageeinschätzungen sicherlich nicht aus Afrika.
Bekenner hat folgendes geschrieben: die bürger werden erneut die zeche zahlen

Ja, wer sonst? Allein das "befürchtet" jeder zurecht - und bildet sich ein/wünscht sich, dass jemand anderes bezahlen möge.

Die Politik verspricht die Problemlösung aus einem Wirtschaftswachstum. Genügt das Wirtschaftswachstum nicht zum Schuldendienst, obwohl die Zinsen politisch/künstlich tief gehalten, also die Geldmengen ohne Gegenwert gemehrt werden, bleiben zwar die Preise "stabil" oder fallen sogar, aber die Inflationsgefahr wächst und kommt dann auch unausweichlich. Dann würde mittels Inflation "bezahlt". Wenn auch das nicht gelingt, sondern die Inflation in eine Hyperinflation übergeht, also das Geld seine wirtschaftliche und sozialordungspolitische Funktionalität verliert, dann käme eine "Währungsreform".
Solche Zusammenbrüche, Umbrüche können für größere Teile der Gesellschaft existenzbedrohend sein.

Bekenner hat folgendes geschrieben: das was da alles schiefläuft ist tausend mal schlimmer als jeder hickhack zwischen links und rechts.

Zumal sich politische Konflikte an sich wohlhabender Industriegesellschaften nicht auf das Primitivlevel von Links-Rechts-Hirnis reduzieren lassen, denn solange eine Gesellschaft noch halbwegs funktioniert, ist der Hauptplayer immer der Konservatismus (Elite-Bevorteilung und "Keine Experimente"), an dem sich Politikansätze jeder Richtung abrackern.

Ansatzpunkt ist stets der Bauch = die Wohlstandsfrage, wobei die politische Linke auf das soziale Gefälle fokussiert, es auszugleichen verspricht und "Reichtum für alle!" (Gregor Gysi) wird als bloßes Verteilungsproblem propagiert, während die rechten Kreise nationalistische und rassistische Interessen zu wecken versuchen, so tun, als könnten sie durch Frechheit international mehr herausholen als es bloße Kaufleute tun, und/oder etwas für die Bäuche der eigenen Anhängerschaft tun, indem sie Zuwanderern und sonstigen Minderheiten das Recht auf den Löffel absprechen.

Je extremistischer eine politische Gruppe ist, desto schärfer wird sie vorgaukeln, die Krise auf dem Rücken bestimmter Gruppen lösen zu können, die der eigenen "fleißigen" Zielgruppe/Anhängerschaft als "schmarotzend" gegenüber gestellt/entfremdet werden.

Je weniger den Konservativen tatsächliches Bewahren - und zwar unter der Voraussetzung des Wachstums und ausreichender Verteilung - gelingt, was auch den Zwang zu Reformen bedeutet, desto mehr tendiert die Gesellschaft zur Ideologisierung und zum Experiment. Das Extremismus-Risiko sinkt folglich in der Krise nicht.

redaktion - 27/10/2009, 11:19  

 

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